Dolce Vita für SEB-Mitarbeiter? Unicredit plant Übernahme
Bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen hat Unicredit-Chef Alessandro Profumo eine Expansionsstrategie verkündet. Im Visier der Italiener ist die deutsche Tochter der schwedischen SEB-Bank. "Wir werden vor allem in Osteuropa und in Deutschland noch wachsen, wo wir ein Angebot für die schwedische Bank SEB einreichen werden", sagte Profumo.
Branchenkreisen zufolge bietet Unicredit für das Deutschlandgeschäft der Schweden 450 Mio. Euro an. Bereits vor einiger Zeit war kolportiert worden, dass sich die SEB aus dem Verkauf eine Summe von bis zu einer Milliarde Euro erhofft. Diese Summe gilt unter Beobachtern mittlerweile als überhöht.
HVB schwach im Retailgeschäft
Der Mailänder Finanzkonzern ist in Deutschland bereits mit der Münchner HVB vertreten, die offiziell unter dem Namen Unicredit firmiert. Die bayerische Tochter hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gewinn von 1,266 Mrd. Euro eingestrichen, wofür vor allem die Gewinne aus dem Corporate und Investmentbanking in Höhe von 971 Mio. Euro verantwortlich gewesen sind.
Dagegen schwächelt die HVB im Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden in Deutschland. In dieser Sparte erzielten die Münchner lediglich einen Gewinn von 29 Mio. Euro; auf das Wealth Management entfielen weitere 74 Mio. Euro.
Da sich die HVB in ihrem Retailgeschäft vor allem auf Süddeutschland konzentriert hat, könnten die 174 Filialen der SEB in Deutschland mit ihren etwa 3700 Mitarbeitern eine gute Ergänzung darstellen. Dabei betreut die SEB in Deutschland etwa 1 Mio. Kunden.
Konsolidierung auf dem deutschen Markt abgeschlossen
Ursprünglich wurde auch der spanischen Santander-Bank ein Interesse an dem Deutschlandgeschäft der SEB nachgesagt. Nach den jüngsten Informationen aus Branchenkreisen scheinen die Chancen der Spanier zu sinken.
Mit der Übernahme der SEB-Tochter durch die HVB würde die Konsolidierung im deutschen Retailgeschäft weitgehend abgeschlossen sein. So wurde die Dresdner Bank von der Commerzbank übernommen. Die Filialen sollen ab dem Sommer unter dem gleichen Logo auftreten. Überdies hat die Deutsche Bank die Übernahme der Postbank eingeleitet, um ihr Retailgeschäft zu stärken.
Dennoch wird der deutsche Markt im Retailbanking auch weiterhin von den Sparkassen und den Volksbanken dominiert, die sich einer weitergehenden Konsolidierung bislang verschlossen haben.