Zehn Fragen, auf die Sie in jedem Vorstellungsgespräch bei Finanzdienstleistern treffen
Vorstellungsgespräche hängen von der fraglichen Stelle ab. Falls Sie sich für einen Job im Settlement beworben haben, werden Ihnen im Vorstellungsgespräch offenkundig nicht die gleichen Fragen gestellt wie einem für eine Sales-Stelle in Equity Derivatives.
Dennoch gibt es einen weiten Bereich von Gemeinsamkeiten über alle Berufsfelder in den Finanzdienstleistungen hinweg. In jedem Fall werden Ihnen bestimmte Kernfragen gestellt. Auf diese Fragen können Sie sich entsprechend vorbereiten und mental einstellen.
Manche mögen als offensichtlich erscheinen. Doch Recruiter beteuern, dass Bewerber oftmals beklagenswert schlecht vorbereitet sind. Aus diesem Grund haben wir hier eine kleine Liste zusammengestellt.
1. Warum wollen Sie Ihre aktuelle Stelle aufgeben?
"Ich frage immer, wieso Sie Ihr aktuelles Unternehmen verlassen wollen und wieso sie Ihre vorherige Stelle aufgegeben haben", sagt Gareth Hughes, Human Resources-Chef bei der Royal Bank of Canada in London.
Der Zweck besteht darin festzustellen, ob Sie eine unzuverlässige Persönlichkeit sind, die von einer Stelle zur anderen springt und bei der die Arbeitgeber glücklich sind, wenn sie sie von hinten sehen.
2. Wieso wollen Sie diese spezielle Stelle in eben diesem besonderen Geschäft haben
"Ich frage immer nach, was die Leute von uns wissen - nicht nur über die Stelle, sondern über das ganze Unternehmen.", sagt Ray Baptiste der bei als Partner bei Gazprom Marketing und Trading für das Recruitment zuständig ist. "Dabei möchte ich wissen, welche Nachforschungen sie angestellt haben und ob Sie wissen, welche unsere größten Mitbewerber sind."
"Ich möchte wissen, wieso Sie hier sind und wonach Sie in einem neuen Job suchen", sagt Hughes.
Der Zweck besteht hierbei darin herauszubekommen, ob Sie diesen Job wirklich wollen oder ob Sie lediglich die Lebensläufe wie Vogelfutter ausstreuen.
3. Passen Sie zu unseren Anforderungen?
Außer wenn sie in Human Resources arbeiten, bringt Sie das Wort "Kompetenzen" zum Einschlafen. Doch falls Sie in HR arbeiten sollten, reicht die Erwähnung dieses Begriffes aus, damit Sie aus dem Bett springen. Angesichts der Tatsache, dass den HR im Vorstellungsprozess eine Schlüsselrolle zukommt, müssen Sie sich mit beiden Möglichkeiten vertraut machen.
"Die meisten Kunden versuchen eine Reihe von Fragen zu Kompetenzen vorzubringen, die sie objektiv nachprüfen können", sagt Baptiste. "Schauen Sie sich die Unternehmenswerte an und leiten Sie hieraus diejenigen Werte ab, worin Ihre Kernkompetenzen bestehen könnten. Falls beispielsweise ein Wert im "Dienst am Kunden" besteht, dann mögen die Kompetenzen in Teamfähigkeit, Querdenken und Eingenengagement bestehen."
Der Recruitment-Chef bei einer der wichtigsten US-Investmentbanken sagt, dass auf dem Senior-Level sich alle Vorstellungsgespräche um diese Punkte drehen. "Wir sprechen übers Geschäft, doch es geht besonders darum, ob Sie zu dem Unternehmen passen", ergänzt er.
Neben den Kompetenzen, die für das Unternehmen wünschbar sind, werden Sie auch nach Kompetenzen befragt, die für diese spezielle Stelle von Vorteil sind.
"Lesen Sie sich die Jobbeschreibung durch und identifizieren Sie die Schlüsselkompetenzen, nach denen sie suchen", sagt Andrew Pullman, ein ehemaliger Bankrecruiter und Managing Director bei dem Beratungsunternehmen People Risk Solutions. Nachdem Sie die gefragten Kompetenzen identifiziert haben, denken Sie sich ein paar Beispiele aus, die illustrieren, warum Sie diese verkörpern.
"Ein Gesprächspartner wird sehen wollen, was Sie persönlich gemacht haben - nicht was Sie als Teil eines Teams erreicht haben", warnt Pullman.
Damit soll herausgefunden werden, ob Sie nach Ihrem früheren Verhalten und Tätigkeiten die Fähigkeit mitbringen, um den Job auszuüben und mit Ihren möglichen Kollegen zurechtzukommen.
4. Was ist Einzigartig an Ihnen? Worin unterscheiden Sie sich von all den anderen Leuten, die wir treffen?
Im Grund handelt es sich um die uralte Frage nach Ihren Stärken. "Die meisten Leute werden nicht offen fragen, worin Ihre Stärken bestehen", sagt Sital Ruparelia, ein Karriereberater und ehemaliger Inhouse Recruiter von Banken und Fondsgesellschaften. "Sie bestehen oftmals darin, was Sie für den Job mitbringen können und was Sie von der Masse unterscheidet."
Damit soll geprüft werden, ob Sie nicht völlig mittelmäßig sind.
5. Können Sie Ihren bisherigen Karriereweg darstellen?
Derartige Fragen sind besonders wahrscheinlich, falls Sie auch den Albtraum eines CIDS (Chronological In-Depth Structured Interview) stoßen. In diesem Fall wird jede Entscheidung, die Sie in ihrem ganzen Leben gefällt haben, bis in die intimsten Details in dem Glauben untersucht, dass vergangene Taten Aussagekraft für die Zukunft besäßen.
Falls Ihnen ein derartiges Vorstellungsgespräch erspart bleiben sollte, dann werden Sie nach Ihrem Lebenslauf befragt - allerdings weniger detailliert.
"Üblicherweise frage ich, wieso jemand von einer Stelle zu einer anderen gewechselt ist, worin der Beweggrund hierfür lag", sagt Pullman.
Damit soll geprüft werden, ob Sie nicht ein wankelmütiger Opportunist sind.
6. Worin bestehen Ihre Schwächen?
Wie bei der Frage nach Ihren Stärken sollten Sie nicht erwarten, ausdrücklich nach Ihren Schwächen gefragt zu werden. Die Fragen hiernach werden üblicherweise in verklausulierter Form vorgebracht.
"Oftmals sage ich etwas wie Wenn ich Ihre letzten drei Vorgesetzten zu einem Drink einlade, was würden sie mir über Sie erzählen?", sagt Ruparelia. "Und dann sage ich, Wenn sich nach ein paar Drinks mehr die Zunge gelöst hat, was werden sie dann wirklich über Sie sagen?"
Damit soll ausgeschlossen werden, dass Sie nicht ein fehlerfreier Größenwahnsinniger sind, noch ein makelbehafteter Spinner.
7. Worin bestehen Ihre Aspirationen?
"Ich frage oft nach, was jemand in fünf Jahren machen möchte", sagt Baptiste. "Auch frage ich, wie sie dahin gelangen wollen und was wir dazu beitragen können. Wie passt dieser Job zu Ihren Aspirationen?"
"Ich bitte Leute gerne, sich vorzustellen, sie hätten ein weißes Stück Papier und sie könnten darauf den perfekten Job für sich entwerfen", sagt Pullman. "Wir würde dieser aussehen?"
Damit soll festgestellt werden, ob Sie wirklich an dem Job interessiert sind und diesen nicht nur als einen Lückenfüller erachten, bevor Sie Opernsänger werden.
8. Sind Sie ehrlich?
"Fragen nach Integrität und Ehrlichkeit sind heute sehr wichtig", sagt Baptist. "Sie können damit rechnen, nach Dingen gefragt zu werden wie Was war der größte Fehler, den Sie je begangen haben, was haben Sie daraus gelernt und wie würden Sie es heute anders machen?"
Damit wird geprüft, ob Sie nicht ein zweiter Nick Leeson sind.
9. Wieso wurde Ihnen gekündigt?
Falls Ihnen jemals gekündigt worden ist, dann wird diese Frage definitiv kommen. Denken sind gründlich über eine Ausrede nach.
Damit wird ausgeschlossen, dass Sie sich als unbrauchbar erweisen.
10. Haben Sie Fragen an uns?
"Sie sollten immer eine Frage stellen", ergänzt Baptiste. "Falls das jemand unterlässt, dann ärgert mich das sehr."
Goldman Sachs hat in seinem Ratgeber für den Erfolg im Vorstellungsgespräch einige gute Tipps für Fragen, die Sie stellen können. Der Rat besteht darin, dass Sie sich auf die Branche und die Trends konzentrieren; fragen Sie nicht nach Bezahlung und anderen Vorteilen und fragen Sie nichts, was die Gesprächspartner in die Defensive treiben könnte.
Damit wird sichergestellt, dass Sie engagiert, interessiert und fähig sind, eine Konversation zu beginnen.