Schleichwege in den Arbeitsmarkt: Wie Sie über Zeitarbeit einen Fuß in die Tür von Banken bekommen
Eine Lücke kann einen Lebenslauf ebenso verunzieren wie Graffiti die Sixtinische Kapelle. Doch ein solches Manko lässt sich leichter beheben als so mancher Betroffene befürchtet. "Wir sind ein Motor zur Reintegration in den ersten Arbeitsmarkt", beteuert Raymond Homo, Geschäftsführer von Bankpower. Das Tochterunternehmen von Manpower und Deutscher Bank vermittelt seit 1998 Zeitarbeitskräfte an Banken und Versicherungen.
Nach Einschätzung von Bankpower ist die Krise auf dem Arbeitsmarkt für Banken und Versicherungen ausgestanden. "Wir merken, dass der Markt leerer wird. Der Kunde übernimmt wieder schneller", ergänzt Homo. Um die besten Talente zu bekommen, müssten die Kunden rasch zugreifen.
Klebeeffekt liegt bei 46 Prozent
Die Zahlen sprechen für sich: Im vergangenen Jahr haben Bankpower 2781 Arbeitskräfte verlassen, wovon etwa 1300 von einem der letzten Kunden übernommen wurden. "Der Klebeeffekt lag in 2010 bei 46 Prozent", rechnet Homo vor.
Die übliche Beschäftigung der Zeitarbeitskräfte beträgt bei Bankpower sechs Monate bis zwei Jahre, wobei die meisten Mitarbeiter einen unbefristeten Vertrag nach dem Tarifvertrag des Bundesverbandes für Zeitarbeit erhalten. Rund zwei Drittel würden weniger als ein Jahr als Zeitarbeitskräfte beschäftigt sein. Eine Gefahr, dass seine Zeitarbeitskräfte bei voller Bezahlung zuhause sitzen, sieht Bankpower nicht. Der Anteil unbeschäftigter Mitarbeiter betrage lediglich 1,5 Prozent.
Noch konzentriert sich die Zeitarbeit im Banking auf Fachkräfte mit einer Bankausbildung oder ähnlicher Qualifikation. Vor allem für Vertrieb, Beratung, Callcenter und Kreditbearbeitung vermittelt Bankpower Arbeitskräfte. "Zeitarbeit in brisanten Funktionen und Führungspositionen, das funktioniert nicht", ergänzt Homo.
Auch der Anteil von Akademikern sei mit unter 10 Prozent noch gering. "Die Akademiker haben noch Berührungsängste mit der Zeitarbeit", bemerkt Homo. Es herrsche die Vorstellung, dass eine Zeitarbeitsfirma im Lebenslauf von künftigen Arbeitgebern nicht gern gesehen werde. "Ich sehe das ganz anders. Wenn jemand Zeitarbeit im Lebenslauf stehen hat, dann spricht das für Flexibilität, Mobilität und Anpassungsfähigkeit", sagt Homo.
Karrieresprungbrett für Nachwuchsbanker
"Nach zwei Jahren bei einer Zeitarbeitsfirma haben Sie vielleicht bei fünf Banken gearbeitet, haben aber nur einen Arbeitgeber im Lebenslauf stehen", betont Homo die Vorzüge der Zeitarbeit. Dadurch können junge Banker mehr Kenntnisse und Erfahrungen sammeln als bei einem Arbeitgeber allein. Anschließend könnten sich die Banker gezielt bei dem Arbeitgeber bewerben, bei denen es ihnen am besten gefallen hat.
Daher sei Zeitarbeit gerade für Nachwuchsbanker oder für Hochschulabsolventen attraktiv. Auch viele Frauen nutzen die Zeitarbeit, um nach Babypause oder Familienphase zurück ins Banking zu finden. Gegenwärtig beziffert Bankpower die Zahl der weiblichen Mitarbeiter auf rund 55 Prozent. Nach teilweise zehn Jahren außerhalb des Berufes könnten sich Frauen mittels Zeitarbeit erst wieder "akklimatisieren."
Über Zeitarbeit würden Unternehmen nicht nur potenzielle Mitarbeiter kostenschonend prüfen. "Es besteht genauso die Möglichkeit für den Kandidaten, den Arbeitgeber zu testen", betont Homo. Bei Zeitarbeit gehe es weniger darum, Personalrisiken und Einarbeitungskosten zu minimieren: "Wir sorgen dafür, dass der Kunde das bestmögliche Matching erhält, das ist der Hauptgrund für Zeitarbeit."