Es muss nicht immer der CFA sein: Welche alternativen Qualifikationen Ihrer Karriere auf die Sprünge helfen
Erst vor einigen Wochen haben sich in einer Frankfurter Messehalle gut 2000 Kandidaten mit dem Examen des Chartered Financial Analyst (CFA) abgemüht. Viele Finanzfachleute setzen auf den CFA, da sich das Programm immer mehr zu einer Standardqualifikation für Karrieren in den Finanzdienstleistungen entwickelt.
Doch die Dominanz ist nicht ganz gerechtfertigt. So gibt es neben dem CFA noch eine Fülle anderer Berufsqualifikationen, die gelegentlich eine ganz ähnliche Zielgruppe ausweisen oder sogar für manche Banker mit Karriereambitionen besser geeignet sind. Denn eigentlich zielt der CFA auf Analysten, Asset Manager und Investmentbanker ab. Für andere Berufswege wie das Wealth Management oder Risikomanagement gibt es angemessenere Qualifikationswege.
eFinancialCareers hat hier einige nichtakademische Programme zusammengetragen, die die Karriere beflügeln können. Unter den angegebenen Links finden Sie überdies weiterführende Informationen:
Die direkte CFA-Konkurrenz
Certified International Investment Analyst (CIIA)
Beim CIIA handelt es sich um den klassischen Rivalen des CFA. Dieses Programm wird von der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) angeboten und zielt nicht nur auf die gleiche Zielgruppe ab, sondern umfasst zu erheblichen Teilen auch den gleichen Lernstoff.
Entstanden ist der CIIA aus dem Zusammenschluss diverser nationaler Qualifikationsprogramme rund um den Globus, wobei die meisten Absolventen aus China, Japan, der Schweiz und Deutschland stammen.
Während der Lehrstoff beim CFA hauptsächlich im Selbststudium erlernt werden muss, umfasst der CIIA ein Präsenzstudium von 250 Stunden. Aus diesem Grund fallen die Kosten mit 11.900 Euro plus MwSt. im Vergleich zum CFA recht hoch aus, allerdings sind auch die Erfolgsquoten mit etwa 80 Prozent weitaus besser.
Der CIIA umfasst neben dem international einheitlichen Lernprogramm "Foundations" auch landesspezifische Inhalte namentlich zu Regulierungsfragen. Das Programm unterteilt sich in zwei Level mit jeweils einer Prüfung sowie in ein international einheitliches Abschlussexamen.
Für Wealth Manager
European Financial Advisor (EFA)
Der EFA richtet sich an Private Banker und Vermögensverwalter und wird in Deutschland auch von der DVFA angeboten. "Inhalte und Zielsetzung der EFA-Qualifizierung orientieren sich an den steigenden Ansprüchen der Kunden im Wealth Management," sagt DVFA-Geschäftsführer Peter König. "Außerdem müssen wir auch die Anforderungen von Regulierungsbehörden in EU-Ländern im Auge behalten", ergänzt der DVFA-Geschäftsführer.
Ein Großteil des Lernstoffes wird an 22 Präsenztagen vermittelt, wobei das Programm in zwei Level unterteilt ist, an deren Ende jeweils eine Abschlussprüfung steht. Der erste Teil vermittelt grundlegende Kenntnisse u.a. über Portfoliotheorie, Asset Allocation, Derivate und Performance Messung. Der Inhalt ist übrigens mit dem ersten Level des CIIA identisch, was es Teilnehmern erlaubt, nach dem erfolgreichen Abschluss des ersten Levels in das jeweils andere Programm zu wechseln.
Der zweite Abschnitt konzentriert sich dann auf Wealth Management-Themen wie Besteuerung von Privatanlegern, Kundenverhalten, Immobilienanlagen und Finanzplanung. Die Kosten des Programms betragen 7.900 Euro plus MwSt. und die Erfolgsquote liegt bei 80 bis 90 Prozent.
Certified Financial Planner (CFP)
Der CFP wird analog dem CFA von einer internationalen berufsständischen Organisation mit US-Wurzeln angeboten, dem Financial Planning Standards Board (FPSB). Der CFP avanciert auch in Deutschland sukzessive zu einer Standardqualifikation im Wealth Management.
Doch anders als der CFA wird der Lernstoff des CFP zu einem Großteil in Präsenzstudien vermittelt, das in entsprechenden Kursen der Frankfurt School of Finance & Management sowie der European Business School (EBS) in Oestrich-Winkel angeboten wird.
Die Erfolgsquote liegt laut FPSB in Deutschland bei knapp 80 Prozent und die Kosten für die Vorbereitungskurse bei der Frankfurt School oder der EBS belaufen sich auf etwa 12.000 bis 13.000 Euro.
Für Risikomanager
Certified Risk Manager (CRM)
Die Finanzkrise hat nicht nur viele Stellen gekostet, sondern auch so mancher Qualifikation einen kräftigen Schub verliehen. Von der Krise haben vor allem Risikomanager in den Banken profitiert. So wurden die regulatorischen Anforderungen deutlich angehoben und die Banken haben nach den immensen Verlusten ihre Risikomanager schätzen gelernt.
"Wir erleben eine ganz große Nachfrage nach dem Bankrisikomanagement. Dort haben wir in ganz kurzer Zeit 100 Absolventen, was für so ein Spezialgebiet ausgezeichnet ist", sagt König.
Das moderne Risikomanagement konzentriert sich nicht nur auf den Einsatz komplexer statistischer Modelle, sondern hat auch die strategische Gesamtbankensteuerung sowie Regulierungsfragen im Sinn. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei der WHU Vallendar. Das Programm besteht aus vier Modulen und die Kosten belaufen sich auf 8.450 Euro plus MwSt.
Financial Risk Manager (FRM)
Der FRM wird von der Global Association of Risk Professionals (GARP) angeboten. Mithin ist der Lernstoff international gleich. "Wie bieten keine regionalen Versionen an, um die Unterschiede in der örtlichen Regulierung oder Gesetzgebung zu berücksichtigen", sagt eine GARP-Sprecherin.
Das Programm untergliedert sich in zwei Teile, wobei die Prüfungen in Mai und November auch in Frankfurt und München angeboten werden. Für die Teilnahme an den Prüfungen werden bei frühzeitiger Einschreibung insgesamt 1000 US-Dollar (700 Euro) fällig. Die Erfolgsquote lag im vergangenen Jahr bei 54 Prozent.
Professional Risk Manager (PRM)
Die Professional Risk Managers International Association (PRMIA) wurde vor zehn Jahren gegründet und bietet mit dem PRM ebenfalls eine Qualifikation für Risikomanager an. Laut Dominik Dersch, PRMIA-Vorstandsmitglied und Direktor des Münchner Chapters, versteht sich die Organisation als "offenes Forum für den freien Austausch von Risikomanagern", das neben Profis auch Studenten und Akademikern offensteht.
Der PRM besteht aus vier Prüfungen, die innerhalb von zwei Jahren abgelegt werden müssen. Dabei können Online-Examen täglich an Testcentern absolviert werden, weshalb die Kandidaten alle Freiheiten hätten. Der Lernstoff ist für kleine Gebühren über die Internetseite der PRMIA abrufbar; für die vier Examen werden pauschal 500 US-Dollar (350 Euro) fällig.
Darüber hinaus bietet die PRMIA mit dem Associate Professional Risk Manager (APRM) einen Einstiegslevel an, für den es nur eine Prüfung gibt. "Der APRM deckt den Stoff in der gleichen Breite, aber nicht in der gleichen Tiefe ab", betont Dersch. Falls die Absolventen anschließend mit einem PRM weitermachen wollen, wird ihnen eine der vier Prüfungen erlassen. Überdies können einzelne Prüfungen erlassen werden, falls ein Kandidat bereits andere Qualifikation wie den CFA mitbringt.
Nach Einschätzung von Dersch hat allein in Deutschland eine vierstellige Zahl von Absolventen den PRM oder den APRM erworben.
Für alternative Investments und Rohstoffe
Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA)
Ähnlich wie beim CFA handelt es sich beim CAIA um eine Qualifikation, die eine US-amerikanische Berufsorganisation ersonnen hat. Doch mittlerweile hat sich auch hierzulande ein CAIA-Chapter gegründet.
Anders als der eher generalistische CFA stellt der CAIA eine Qualifikation für alternative Investments dar, wozu die Amerikaner neben Hedgefonds und Private Equity auch Immobilieninvestments zählen. Da einige alternative Investments wie etwa Hedgefonds in Deutschland immer noch einen schweren Stand haben, ist das Programm im Vergleich zu beispielsweise der Schweiz hierzulande noch eher unbekannt - doch das kann sich rasch ändern.
Der CAIA ist wie der CFA als Selbststudium angelegt. Damit werden hohe Anforderungen an die Selbstdisziplin und niedrige an die Finanzkraft der Teilnehmer gestellt. So verlangt der CAIA insgesamt 2400 US-Dollar (1700 Euro) an Einschreib- und Prüfungsgebühren. Die Erfolgsquote der beiden Level lag zuletzt zwischen 71 Prozent (Level 1) und 56 Prozent (Level 2).
Diploma of Advanced Studies in Commodity Trading
Eine etwas ausgefallene Alternative stellt das Diploma of Advanced Studies in Commodity Trading dar. Das Programm richtet sich gezielt an Leute, die im Rohstoffhandel arbeiten wollen und vermittelt somit Kenntnisse in Rohstoffkontrakten, das einschlägige Risikomanagement sowie die Finanzierungswege im Rohstoffhandel.
Das Programm wird in 11 Modulen à 24 Stunden vermittelt, wobei der Präsenzunterricht jedoch am Freitagnachmittag und Samstag in Genf stattfindet, was für Kandidaten aus Deutschland nicht die naheliegendste Destination sein dürfte. Die Kosten bewegen sich mit 15.000 Franken (12.250 Euro) durchaus im üblichen Bereich. Hinter dem Programm steht die HEC Genf, die Uni Genf sowie die Geneva Shipping and Trading Organisation, die die einschlägigen Player am Genfer Rohstoffhub repräsentiert.