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„Deutsche sind wie Kokosnüsse“: Was die ehemalige US-Bankerin und CFA-Geschäftsführerin Susan Spinner von ihrem Leben in Frankfurt hält

Die Amerikanerin Susan Spinner hat früher im Investment Banking gearbeitet und ist heute Managing Direktorin der CFA Society Germany.

Wenn die Menschen von Orten mit der höchsten Lebensqualität träumen, dann denken Sie oft an die Palmenstrände der Karibik oder an die mittelalterlichen Weindörfer der Toskana. Doch die Realität sieht anders aus. Denn nach der neuen Studie des Marktforschungsunternehmens Mercer haben sechs der zehn Städte mit der weltweit höchsten Lebensqualität eine ganz andere Gemeinsamkeit: Man spricht Deutsch.

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So liegen auf den ersten beiden Plätzen Wien und Zürich. Doch auch die deutschen Metropolen München (4), Düsseldorf (6) und Frankfurt (7) befinden sich unter den Top 10. Wir haben die ehemalige US-Investmentbankerin und heutigen CFA-Managing Direktorin Susan Spinner über Ihr Leben in Frankfurt befragt:

Wie sind Sie nach Deutschland gelangt?

Ich habe meinen Mann in Los Angeles kennengelernt. Er ist Deutscher …

Wie war Ihr Werdegang in den Finanzdienstleistungen?

Ich habe sehr früh, schon Ende der 80er, mit dem Handel von Zinsderivaten bei einer großen japanischen Bank angefangen. Dadurch hatte ich in meiner Karriere sehr viel mit strukturierten Finanzprodukten zu tun, zuerst im Kapitalmarkt in den USA und danach im Asset Management in Deutschland.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Leben in Deutschland und Frankfurt am meisten?

Deutschland ist ein ganz besonderes Land. Rechtlich und wirtschaftlich hat das Land ein äußerst solides Fundament und ist vor allem erstaunlich frei. Die Deutschen wissen die Vorteile ihrer Heimat zu schätzen, wohingegen viele Ausländer oft noch eine veraltete Meinung über Deutschland haben. Da ich so lange hier lebe, kann ich ohne Zögern bestätigen, dass man lange suchen muss, um einen höheren Standard an Lebensqualität irgendwo anders zu finden. Frankfurt ist übrigens auch deutlich schöner als sein manchmal durchschnittlicher Ruf.

Was stört Sie am meisten hierzulande?

Ich bin mittlerweile ziemlich „eingedeutscht“, so dass viele frühere Störfaktoren nicht mehr so ärgerlich sind. Als Volk der Dichter und Denker fehlt möglicherweise eine Art Spontanität hier im Lande. Die lustigsten Zufallsbegegnungen, die ich in meinem Leben gemacht habe, waren immer in den USA. Man kommt nicht so schnell mit Fremden ins Gespräch in Deutschland und insgesamt sind Menschen miteinander hier zuerst zurückhaltend. Die Belohnung aber dafür sind die tiefen und langjährigen Beziehungen und Freundschaften, die in Deutschland eher möglich sind.

Wie unterscheidet sich der Arbeitsalltag in der Finanzbranche von dem in den USA?

Ich würde behaupten, dass die Unterschiede mit der Globalisierung geringer geworden sind. Zumindest beim „Starbucks-Faktor“ hat eine Art Ausgleich schon stattgefunden. Vor zwanzig Jahren haben wir alle in Chicago einen Grande Latte oder Capuccino vor der Arbeit geholt, während man in Deutschland noch brav ein Kaffeekännchen für die Bürokollegen gekocht hat. Mittlerweile ist die Take-Away Kaffeekultur auch in Deutschland (leider) eingetroffen.

Wenn man aber von den unterschiedlichen Managementstilen spricht, muss ich leider gestehen, dass ich meine besten Erfahrungen mit Vorgesetzten in den USA gemacht habe. Ich genoss ein Niveau von Verantwortung und Entscheidungsfreiheit, das hier in Deutschland eher selten außerhalb des Top Managements zu finden ist. Die Hierarchien waren flacher in den USA und der Kommunikationsstil im Büro ist lockerer, da man sich gegenseitig nur duzt. Trotzdem darf man sich nicht täuschen lassen, dass alles in USA lockerer abgeht. Es kann kumpelhaft erscheinen, aber in der Tat knallhart ablaufen.

Das erinnert mich an einen Vergleich zwischen Deutschen und Amerikanern, den ich mal gehört habe, der zwar pauschal ist, aber nicht ganz falsch liegt:

„Amerikaner sind wie Pfirsiche - weich und flaumig außen, aber mit einem harten Stein im Kern. Deutsche sind wie Kokosnüsse- hart und spröde außen, aber wenn man die Schale knackt, fließt die Milch.“ Ich habe das Glück gehabt, auch die fließende Kokosmilch in Deutschland gesehen zu haben.

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AUTORFlorian Hamann Redakteur für Deutschland & die Schweiz

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