Wachstumsmarkt Asset Management: Welche Jobprofile in der Schweiz benötigt werden
Derzeit gibt es am Finanzplatz Schweiz wenig zu lachen: Das Private Banking steht aus dem Ausland unter Dauerbeschuss und das Investmentbanking befindet sich im Niedergang. Der Anteil der Finanzbranche am Bruttoinlandsprodukt ist von etwa 9 Prozent vor der Krise auf nur noch rund 6 Prozent abgestürzt. Doch jetzt wollen die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) und die Swiss Fund Association (SFA) das Ruder herumreißen. Laut einer am gestrigen Donnerstag (6. Dezember) vorgelegten Studie besteht die Zukunft des Finanzplatzes in einem Ausbau des Asset Managements.
Und die Aussichten scheinen tatsächlich betörend schön auszufallen. Denn laut einer Studie der Strategieberatung Boston Consulting Group könnte ein „gezielter Ausbau des Geschäftsfeldes Asset Management die Bruttoerträge bis 2015 um bis zu 1,8 Mrd. Franken ansteigen lassen.“ Der Clou dabei: Asset Management-Geschäfte werden nicht in den Bankenbilanzen abgewickelt. Mithin müssen die Geschäfte nicht mit dem nach Basel III kostbaren Eigenkapital unterlegt werden. Darüber hinaus berge das Asset Management – anders als Investmentbanking und Private Banking – ein geringes Reputationsrisiko für den Finanzplatz.
Wie die Schweiz zu einem Asset Management-Hub wird…
Für den Aufstieg zum internationalen Asset Management-Hub müsse die Schweiz jedoch noch ihre Hausaufgaben erledigen. Konkret haben SBVg und SFA acht Handlungsfelder ausgemacht:
- Das Schweizer Asset Management muss als Marke etabliert werden
- Die Standards müssen verbessert werden. Bislang sei die Compliance-Kultur im Vergleich zum Ausland noch „unterentwickelt“.
- Es muss eine eigenständige gesetzliche Regelung für das Asset Management geschaffen werden. So heißt es in der Studie: „Asset Management wird in den gesetzlichen Grundlagen nicht als eigenständig zu regelnder Bereich erfasst. Stattdessen wird das Asset Management via KAG, Bankenregulierung, Beaufsichtigung von Vorsorgeeinrichtungen und Versicherungsaufsicht miterfasst, wobei viele Lücken bestehen bleiben.“
- Der Marktzugang für in- und ausländische Anbieter müsse gewährleistet sein. Derzeit seien die Bewillingungsprozesse in der Schweiz langwierig und intransparent. Darüber hinaus hätten Schweizer Asset Manager vor allem in der EU mit Wettbewerbsnachteilen zu kämpfen.
- Es müssen geeignete Anlagevehikel geschaffen werden. Obgleich die Namen nicht fallen, solle die Schweiz also rechtliche Vehikel schaffen, die den EU-Richtlinien zu UCITS (klassische Fonds) und AIFMD (alternative Anlagearten) entsprechen.
- Ein optimales steuerliches Umfeld. Mithin plädieren die Verbände für eine Abschaffung der Verrechnungssteuer.
- Ausbau der Infrastruktur. Damit meinen SBVg und SFA eine Verbesserung der Börseninfrastruktur durch die Schweizer Börse SIX, aber auch die Verbesserung der Wohnraumsituation und mehr internationale Schulen für ausländisches Personal.
- Eine Verbesserung der Ausbildung. Beide Verbände ziehen die Gründung eines Lehrstuhls für Asset Management an einer Schweizer Hochschule in Betracht, der von der Branche finanziert werden müsste. Außerdem sei das Fortbildungsangebot in der Schweiz – jenseits von AZEK und CFA - verbesserungswürdig.
SBVg-Chef Claude Alain Margelisch gibt sich für die Erfüllung des Forderungskatalogs optimistisch: „Der gesamte Finanzplatz steht hinter der Initiative, die Schweiz zu einem Top-Standort für Asset Management auszubauen. Wir wünschen uns, dass auch die offizielle Schweiz und die Aufsichtsbehörden dies unterstützen.“
… und welche Mitarbeiter-Profile dafür benötigt werden
Doch welche Berufschancen bietet diese Initiative für Finanzprofis? „Ich sehe im Asset Management ein sehr großes Potenzial – insbesondere für kleinere Häuser und Boutiquen“, sagt Headhunter Klaus Robert Biermann von Biermann Partners in Zürich. Die Schweiz könne sich verstärkt von einem Sales- zu einem Produkt-Hub entwickeln. Dies würde mehr Jobs für Portfolio Manager und Analysten schaffen. Derzeit würden indes noch häufig Sales-Profile im Asset Management nachgefragt.
Auch der auf Asset Management spezialisierte Headhunter Thomas Bossard von Bianchi & Partner in Zürich sieht in dem Sektor große Chancen. „Ich beobachte und rechne weiter damit, dass der Standort Schweiz gestärkt wird und sich das Asset Management insbesondere aufgrund der laufenden Initiativen und Wachstumsaussichten neben Private Banking und Investmentbanking zu einem dritten Standbein entwickeln wird.“ Dazu müsse indes die Schweiz für ausländische Anbieter noch attraktiver gestaltet werden.
„Schon heute ist die Schweiz als Produktionsstandort kompetitiv – gerade auch bei den Steuern und dem Ausbildungsstand der Mitarbeiter. Darüber hinaus ist die Schweiz aufgrund der Höhe der hier verwalteten Vermögen interessant“, ergänzt Bossard. Der Experte geht davon aus, dass sich weitere ausländische Asset Manager hier niederlassen werden. Derzeit gebe es eine breite Nachfrage nach Asset Management-Profis. Insbesondere werden sich auch Schweizer Asset Manager noch gezielter mit Spezialisten und Talenten verstärken, um in der Vermögensverwaltung noch kompetitiver zu werden.
Laut Headhunter Reto Jauch von Jauch Associates in Zürich und London seien derzeit vor allem Fixed Income-Talente gefragt, die sich im „High-Yields“ -Investmentbereich auskennen. Das Ziel bestehe darin, die Performance trotz der Niedrigzinsphase aufzubessern. Daher würden auch Experten für Infrastruktur investmentments und für Aktien aus Schwellenländern gesucht. Weiter nach Verstärkung suche man auch im Bereich von quantitativen Strategien.
Die Initiative von SBVg und SFA unterstützt auch Jauch. „Eine Clusterbildung in der Schweiz wäre attraktiv und vorstellbar“, sagt der Experte. Von der Lebensqualität her sei die Schweiz attraktiv und schon heute sei Zürich im Asset Management nach London der wichtigste Standort in Europa.
„In der Vergangenheit wurde allerdings nicht genügend für den Standort unternommen“, ergänzt Jauch. Wichtig sei nicht mehr Regulierung, sondern die richtige Regulierung. In den 90er Jahren habe die Schweiz ein wenig den Anschluss verloren. Beim Investment Management sei London stärker gewachsen und in der Fondsadministration Luxemburg. „Beides wäre auch in der Schweiz umsetzbar“, betont Jauch.