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Was der scheidende Papst Benedikt XVI. den Bankern zu sagen hat

Obgleich Benedikt XVI. als erzkonservativer Papst galt, gelang ihm doch am Ende noch eine geradezu revolutionäre Überraschung. Denn er verkündete am gestrigen Montag (12. Februar) aus freier Entscheidung seinen Rücktritt zum 28. Februar 2013 um 20 Uhr. Dagegen verblieb sein Vorgänger Johannes Paul II. bis zu seinem Tode im Amt, obgleich er zuletzt kaum noch in der Lage war, die Pflichten seines Amtes zu erfüllen.

Der letzte Papst, der vor Benedikt XVI. zurücktrat, war Gregor XIII. – dazu muss man jedoch in das Jahr 1415 zurückgehen. Allerdings lässt sich der Rücktritt Gregors kaum als freiwillig erachten. Denn auf dem Konstanzer Konzil (1414 bis 1418) endete das so genannte Große Schisma, währenddessen zeitweilig drei Päpste erfolglos um die Anerkennung durch die Christenheit konkurrierten. Das Konstanzer Konzil löste das Problem auf allerdings sehr salomonische Weise: Es setzte kurzerhand zwei der Päpste ab und zwang Gregor XIII. zum Rücktritt, ansonsten hätte ihn das gleiche Schicksal ereilt.

Weniger revolutionär als Benedikt XVI. Rücktritt ist sein Verhältnis zu Bankern. In der Enzyklika „Caritas in veritate“ – Liebe in Wahrheit - aus dem Sommer 2009 äußerte sich der oberste Pontifex zu diesem Berufsfeld (Kapitel V, Paragraf 65). Darin warf er ihnen „skandalöse Spekulation“ vor. „Die Finanzmakler müssen die eigentlich ethische Grundlage ihrer Tätigkeit wiederentdecken, um nicht jene hoch entwickelten Instrumente zu missbrauchen, die dazu dienen können, die Sparer zu betrügen“, forderte Benedikt XVI. Weiterhin sprach sich der Papst für eine straffe Regulierung aus. Mit diesen Forderungen reihte ich der erste deutsche Papst seit dem Mittelalter nahtlos in die schier endlose Schlange der Bankkritiker ein.

Hier der Wortlaut aus des Enzyklika „Caritas in veritate“:

„65. Ferner bedarf das Finanzwesen als solches einer notwendigen Erneuerung der Strukturen und Bestimmungen seiner Funktionsweisen, deren schlechte Anwendung die Realwirtschaft zuvor geschädigt hat. Auf diese Weise kann es dann wieder ein auf die bessere Vermögensschaffung und auf die Entwicklung zielgerichtetes Instrument werden. Die ganze Wirtschaft und das ganze Finanzwesen – nicht nur einige ihrer Bereiche – müssen nach ethischen Maßstäben als Werkzeuge gebraucht werden, so dass sie angemessene Bedingungen für die Entwicklung des Menschen und der Völker schaffen. Es ist gewiss nützlich und unter manchen Umständen unerlässlich, Finanzinitiativen ins Leben zu rufen, bei denen die humanitäre Dimension vorherrscht. Dies darf aber nicht vergessen lassen, dass das Finanzsystem insgesamt auf die Unterstützung einer echten Entwicklung zielgerichtet sein muss. Vor allem darf die Absicht, Gutes zu tun, nicht der Intention nach der tatsächlichen Güterproduktionskapazität gegenübergestellt werden. Die Finanzmakler müssen die eigentlich ethische Grundlage ihrer Tätigkeit wieder entdecken, um nicht jene hoch entwickelten Instrumente zu missbrauchen, die dazu dienen können, die Sparer zu betrügen. Redliche Absicht, Transparenz und die Suche nach guten Ergebnissen sind miteinander vereinbar und dürfen nie voneinander gelöst werden. Wenn die Liebe klug ist, kann sie auch die Mittel finden, um gemäß einer weitblickenden und gerechten Wirtschaftlichkeit zu handeln, wie viele Erfahrungen auf dem Gebiet der Kreditgenossenschaften deutlich unterstreichen.

Sowohl eine Regulierung des Bereichs, welche die schwächeren Subjekte absichert und skandalöse Spekulationen verhindert, als auch der Versuch neuer Finanzformen, die zur Förderung von Entwicklungsprojekten bestimmt sind, bedeuten positive Erfahrungen, die vertieft und gefördert werden müssen und zugleich an die Eigenverantwortung des Sparers appellieren. Auch die Erfahrung des Mikrofinanzwesens, das seine eigenen Wurzeln in den Überlegungen und Werken der bürgerlichen Humanisten hat – ich denke vor allem an das Entstehen der Leihhäuser –, muss bestärkt und ausgearbeitet werden, besonders in diesen Momenten, in denen die Finanzprobleme für viele verwundbarere Teile der Bevölkerung, die vor den Risiken von Wucher oder vor der Hoffnungslosigkeit geschützt werden müssen, dramatisch werden können. Die schwächeren Subjekte müssen angeleitet werden, sich vor dem Wucher zu verteidigen. Ebenso sind die armen Völker darin zu schulen, realen Nutzen aus dem Mikrokredit zu ziehen. Auf diese Weise werden die Möglichkeiten von Ausbeutung in diesen zwei Bereichen gebremst. Da es auch in den reichen Ländern neue Formen von Armut gibt, kann das Mikrofinanzwesen Hilfen geben, neue Initiativen und Bereiche zugunsten der schwachen Gesellschaftsschichten selbst in Phasen einer möglichen Verarmung der Gesellschaft zu schaffen.“

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AUTORFlorian Hamann Redakteur für Deutschland & die Schweiz

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