Worauf Europäer bei einer Bewerbung in Asien achten müssen
Recruiter in Singapur und Hongkong verbringen immer mehr Zeit mit Bewerbungen und Anfragen aus Europa. Doch viele Bewerber fallen schon beim ersten Telefonat, der ersten E-Mail oder dem ersten Blick auf den Lebenslauf durch. Denn Arbeitgeber ziehen oftmals örtliche Bewerber internationalen vor, was besonders jüngere Banker trifft. Falls Sie also einen Recruiter oder Headhunter in Asien kontaktieren, dann sollten Sie die folgenden Punkte beachten:
1. Wie Sie Recruiter kontaktieren
Bei der Ansprache eines asiatischen Recruiters sollten Kandidaten folgende Reihenfolge einhalten: Zunächst sollte der Bewerber den Recruiter anrufen und dann eine erste E-Mail mit dem Lebenslauf im Anhang senden, rät Recruiter James McEwin von Kelly Services in Singapur. „Halten Sie Ihre Einführung kurz und knapp, skizzieren Sie, wieso Sie nach Asien wechseln wollen, welche Branchen und Jobprofile Sie anstreben und wie Ihre zeitlichen Vorstellungen sind“, ergänzt McEwin.
2. Erklären Sie, dass Sie einen Trip nach Asien planen
Stellen Sie auch klar, dass Sie bald nach Asien reisen wollen und dort den betreffenden Recruiter treffen möchten. „Es suchen so viele Leute nach einem Job in Hongkong, dass wir nur diejenigen berücksichtigen können, die wir auch tatsächlich gesehen haben“, erläutert der Recruiter Damian Babis von Capital People in Hongkong. „Dies bedeutet, dass Sie Flüge und Unterkunft selbst organisieren müssen und ein oder zwei Wochen damit verbringen, Recruiter und potenzielle Arbeitgeber zu treffen.“
3. Übertreiben Sie nicht
Verzweifelte Kandidaten stopfen ihren Lebenslauf mit allen erdenklichen Informationen in der Hoffnung voll, dass irgendeine Erfahrung in Asien gefragt sein könnte. „Vielmehr sollten Sie sich auf Ihre Stärken konzentrieren“, sagt Recruiter Sharmini Thomas von Michael Page in Hongkong. „Versuchen Sie nicht, allzu breite Kompetenzen zu verkaufen. Formulieren Sie klar, was Sie wirklich für die Jobs auf dem Markt mitbringen – ihre Branchenspezialisierung.“
4. Sprechen Sie nicht über Bezahlung
Recruiter sind nicht sonderlich erpicht, von Beginn an über Gehaltsvorstellungen zu sprechen. „Die Zeiten als Expatriates lukrative Vergütungspakete angeboten wurden, sind vorbei“, erläutert Recruiter Marc Burrage von Hays in Hongkong. „Mietzuschüsse sind heute sehr selten und Kandidaten müssen ihre Gehaltsvorstellungen an das örtliche Niveau anpassen.“
5. Achten Sie auf das Geld der Bank
Die meisten asiatischen Banken achten mittlerweile genauso auf die Kosten wie ihre westlichen Mittbewerber. Dies sollten Sie im Hinterkopf behalten, wenn Sie mit einem Recruiter sprechen. „Erwähnen Sie, wie Sie in Ihren bisherigen Jobs zum Gewinn beigetragen haben, indem Sie entweder Erträge generiert oder Kosten eingespart haben“, sagt Headhunter James Incles aus Hongkong. „Auf diese beiden Punkte achten asiatische Unternehmen im gegenwärtigen Wirtschaftsumfeld besonders.“
6. Achten Sie auf die Lebenshaltungskosten
Lassen Sie Ihre Bewerbung nicht entgleisen, in dem Sie unwissende Antworten auf grundlegende Fragen liefern. „Das Leben in Asien ist teuer. Daher lautet eine meiner ersten Fragen: Welche Recherchen der Kandidat über die örtlichen Lebenshaltungskosten angestellt hat, wie die Familienverhältnisse sind und ob sie diese Kosten berücksichtigt haben“, erzählt Recruiter Ben Batten von Volt in Singapur.
7. Setzen Sie sich asiatische Ziele
Wenn Sie dem Headhunter erzählen, wieso Sie in Asien arbeiten wollen, dann sollten Sie Ihre Ziele mit den Anforderungen der fraglichen Jobs verbinden. Dazu gibt Headhunter Rafael Brana von Bo Le Associates in Hongkong das folgende Beispiel aus dem Lebenslauf eines M&A-Bankers: „Mein Fokus liegt auf länderübergreifenden M&A-Transaktionen. Ich helfe asiatischen Unternehmen dabei, westliche Assets zu erwerben.“
8. Betonen Sie asiatische Erfahrungen
Auch wenn Sie selbst noch nie in Asien gelebt haben, sollten Sie Geschäftsreisen in die Region erwähnen oder dass Sie ein Team aus Asien geleitet haben. Falls dies der Fall ist, dann sollten Sie dies den Recruitern umgehend mitteilen. „Jede Berufserfahrung in Asien hebt Sie positiv von anderen Kandidaten ab, da dies dafür spricht, dass Sie bereits auf dem Weg sind, sich an eine andere Geschäftskultur anzupassen“, sagt Thomas.
9. Versuchen Sie keinen Karrierewechsel
Wenn Sie neben einem Länderwechsel auch noch einen Karrierewechsel anstreben, dann landet Ihr Lebenslauf umgehend in der Ablage P. Falls Sie also als Wirtschaftsprüfer bei den Big 4 gearbeitet haben, dann sollten Sie nicht versuchen, ins Banking zu wechseln, rät Batten. „Sie sollten sich in Asien bei ähnlichen Unternehmen wie denjenigen bewerben, bei denen Sie bereits in der Vergangenheit gearbeitet haben. Denn dann kennen Sie deren Kultur und Geschäftsabläufe“, sagt Batten.
10. Geben Sie keine falsche Telefonnummer an
Einer der beliebtesten Tricks westlicher Bewerber besteht darin, einfach eine asiatische Telefonnummer anzugeben, um dem Recruiter vorzumachen, dass sie bereits in der Region leben. Dies wird rasch als Täuschungsmanöver entlarvt. „Wenn wir einen derartigen Kandidaten kontaktieren, stellen wir schnell fest, dass er tatsächlich in einem anderen Land arbeitet“, betont Batten.
11. Geben Sie sich persönlich
Erwähnen Sie ruhig private Verbindungen zu Asien, wenn z.B. Ihre Frau aus der Region stammt. Brana rät sogar dazu, dies schon beim Erstkontakt mit dem Recruiter vorzubringen: „Die Recruiter betrachten dies als großen Pluspunkt, denn dies unterstreicht, dass Sie tatsächlich in Asien bleiben wollen.“