Suchtprobleme avancieren zum Hauptscheidungsgrund bei Londoner Bankern
Die hohe Arbeitsbelastung in der Londoner City scheint ihren Tribut zu fordern. Laut einem Top-Scheidungsanwalt soll es sich bei Alkohol- und Drogenproblemen um den wichtigsten Scheidungsgrund unter Londoner Bankern handeln.
„Eine bedeutende Minderheit der Banker, die mich aufsuchen, werden geschieden, weil sie abhängig sind“, sagt Familienrechts-Anwalt William Healing von der Kanzlei Kingsley Napley in London. „Abhängigkeiten stellen bei mindestens 25 Prozent der Scheidungen von Bankern, mit denen ich zu tun habe, ein Problem dar. Banker sind von allen möglichen Substanzen abhängig und ihre anstrengenden Karrieren zusammen mit einer Lebensführung am Limit führen oftmals zu einer Ehekrise.“
„Bei Sucht handelt es sich um ein Problem, das in einer Ehekrise nicht leicht gelöst werden kann“, ergänzt Healing. „Paare können Kommunikationsprobleme lösen, aber es fällt weitaus schwerer einen Cocktail aus Sucht- und Kommunikationsproblemen zu bewältigen.“
Laut Londoner Scheidungsanwälten machen Banker einen erheblichen Teil ihrer Klientel aus. „Rund 20 Prozent unserer Klienten kommen aus dem Investmentbanking-Geschäft“, sagt Julian Lipson von der Kanzlei Withers. Seitdem die Geldsummen schrumpfen, die zwischen den Ehepartnern aufgeteilt werden können, sind Scheidungen noch komplizierter geworden, ergänzt Lipson. „Die Leute sind normalerweise unzufriedener, wenn Sie eine kleinere Summe aufteilen. Das macht Scheidungen nur noch verbitterter.“
Großbritannien ist bereits seit langem als globale Hochburg für Scheidungen berüchtigt, weil hier Ehefrauen besonders gut abschnitten. Und ein aktueller Entscheid des British Supreme Court dürfte es wohlhabenden Londoner Bankern weiter erschweren, bei Scheidungen ihr Vermögen vor ihren Ehegattinnen zu schützen. So entschied das Gericht erst gestern, dass Yasmin Prest, die Ehefrau des Öltraders Michael Prest, Millionen an Assets erhält, die ihr Gatte an Offshore-Standorten deponiert hatte.
Laut Lipson stellen das größte Problem jedoch nicht die Offshore-Vermögen dar, sondern die aufgeschobenen Bonusansprüche, wie sie in der Branche üblich sind. Die Aufteilung dieser Ansprüche orientiert sich an den Summen, die der Banker bei der tatsächlichen Auszahlung erhalten.
Ebenso wie Lipson bestreitet auch Familienrechts-Anwalt James Ferguson von der Kanzlei Boodle Hatfield, dass Suchtprobleme einen besonders hohen Anteil an den Scheidungsgründen ausmachen. Vielmehr spielten Stress und lange Arbeitszeiten eine größere Rolle. „Normalerweise investieren die Leute einfach nicht genügend Zeit in ihre Beziehung“, sagt Lipson.
Dagegen bestätigt der Londoner Suchtberater Mark Dempster, dass Suchtprobleme in den Finanzdienstleistungen weit verbreitet sind. „Ich kenne Banker, die von Striplokalen abhängig sind; zwanghafte Spieler, Alkoholiker und Kokainsüchtige sind“, sag Dempster. „Alkohol- und Kokainabhängigkeit stellen oft einen fruchtbaren Nährgrund für häufige Partnerwechsel dar. Alle Suchtprobleme verfügen über das Potenzial, Beziehungen zu zerstören, denn die Hauptbeziehung unterhält der Betroffene mit der Droge oder es wird einfach zum Verhaltensmuster und die persönliche Beziehung wird weniger wichtig.“
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