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Nicht alle Investmentbanker arbeiten bei Goldman Sachs, Deutscher Bank oder anderen Branchengrößen. Wir haben einen M&A-Experten einer US-Boutique gebeten, seinen Tagesablauf minutiös aufzuzeichnen.

Ein Tag im Leben eines ganz normalen US-Investmentbankers

Wenn der Name Wall Street fällt, denken die meisten Leute sogleich an die großen Namen des US-Investmentbankings. Doch dies ist nur die eine Seite der Wahrheit. Auf jede Adresse wie Goldman Sachs oder JP Morgan kommen ein Dutzend kleinerer Firmen. Gelegentlich finden diese sich auch außerhalb der Investmentbanking Hubs in New York oder London. Dabei unterscheiden sich die Stellenanforderungen und die Aufgaben zum Teil erheblich von denen der Großanken – je nach den Bedürfnissen der Kunden, mit denen sie zusammenarbeiten. Auch der Lebens- und Arbeitsstil unterscheiden sich oft signifikant von der Welt der Angestellten von Goldman Sachs.

Brent Earles ist so ein Fall. Er arbeitet für Allegiance Capital, einem mittelgroßen Unternehmen aus Dallas (Texas). Bei Earles‘ Kunden handelt es sich zumeist um Familienunternehmen, eng verflochtene Unternehmen und Private Equity-Firmen, deren Geschäftsmodelle darin bestehen, derartige Unternehmen zu erwerben. Der 56jährige hat bereits Führungspositionen bei diversen Unternehmen wahrgenommen und dabei mit Firmen wie Verizon, Cerner, 3M, P&G, Sprint, H&R Block, Wal-Mart, Random House usf. zusammengearbeitet. Für eFinancialCareers hat Earles einen ganz normalen Arbeitstag aufgezeichnet.

7 Uhr: Ich klettere aus dem Bett und schnapp mir meinen Labrador Gabriel für seinen Morgenspaziergang, um den Sonnenaufgang zu begrüßen. Eigentlich sollte ich bereits im Fitnessstudio sein, doch ich verdränge die Schuldgefühle und surfe lieber auf meinem Smartphone. Eines Tages werde ich mich wohl abmelden. Glücklicherweise wird bald Samstag sein und ich kann im Fitnessstudio die Sünden der Woche wieder gutmachen.

7:15 Uhr: Gabriel macht sich genüsslich über sein Futter her und ich spüle eine ganze Reihe von Vitaminpillen mit Schokoladenmilch hinunter. Ich schnappe mir eine Schüssel mit Cornflakes und schalte mittels der Fernbedienung den Sportkanal an. Als ich noch einmal mein Smartphone checke, stelle ich fest, dass mein Geschäftspartner Fred McCallister mir wieder einen Schritt voraus ist, E-Mails an Kunden versendet und mich nach meiner Meinung über die gestrige Telefonkonferenz mit einem Kunden aus der Gesundheitsbranche fragt. Ich muss duschen und mich beeilen.

7:45 Uhr: Ich nehme eine Dusche, rasiere mich und denke daran, dass ich im Falle eines Kundenmeetings gepflegt aussehen muss. Ich greife nach meinem Lieblingsanzug und nach einer Krawatte.

8 Uhr: Während es aus dem Fernseher auf voller Lautstärke plärrt, gehe ich mental meinen Tagesablauf durch und stelle fest, dass heute Abend die Baseball-Playoffs laufen und Fußball am Wochenende ansteht. Ich schiebe diese Gedanken beiseite und konzentriere mich wieder auf meine Arbeit. Ich bin gespannt darauf, was Fred über die Letters of Intent denkt, die wird heute erhalten sollen.

8:30 Uhr: Gabriels trauriges und vorwurfsvolles Gesicht erinnert mich daran, dass er es hasst, wenn ich das Haus verlasse, um ins Büro zu fahren. Nachdem ich ihn zu einem Schläfchen ermuntert habe, steige ich in meinen Wagen. Im Auto rufe ich einen Top-Wealth Manager an, der für einen unserer Kunden arbeitet. Wie sich herausstellt, kennt er einen Unternehmer, der sein Geschäft verkaufen möchte. Der Verkehr fließt glücklicherweise.

8:50 Uhr: Als ich an meinem Schreibtisch angekommen bin, stelle ich fest, dass allein in den 20 vergangenen Minuten 20 E-Mails eingetrudelt sind. Ich schaue mir an, was heute noch erledigt werden muss…

 

1. Der erste Entwurf für eine Investorenpräsentation steht für ein erstes Management-Meeting an. Es geht um ein Technologieunternehmen und der Eigentümer muss die Präsentation absegnen.

2. Ich muss die Bewertung für eine kleine Schnellrestaurant-Transaktion überprüfen.

3. Ich muss mit einem Private Equity-Unternehmen über eine anstehende Transaktion sprechen, die Teil eines Langzeitmandats ist.

4. Ich muss mit dem Eigentümer eines Industrieunternehmens telefonieren, um den Verkauf seines Unternehmens zu besprechen.

5. Ich muss einen Fragebogen an einen Kunden senden, der sein Unternehmen aus der Gesundheitsbranche verkaufen möchte.

6. Ich muss mich um geschlossene Online-Räume für Transaktionen kümmern, die kurz vor dem Abschluss stehen.

7. Ich muss mich mit Fred über die Letters of Intent für einen Telekommunikationskunden aufs Laufende bringen.

 

9 Uhr: Unser Chef bittet mich in sein Büro. Ich stoppe kurz bei Fred und frage ihn, ob er an dem Gespräch teilnehmen möchte. Wir erfahren von einem möglichen neuen Kunden aus der Öl- und Gas-Branche, der sich mit dem Bau von Pipelines beschäftigt. Schönes Unternehmen; eine große Chance. Meine Terminplanung hat sich damit erledigt.

9:30 Uhr: Der Entwurf für die Investorenpräsentation sieht recht gut aus und das Telefonat mit dem Kunden läuft problemlos.

10 Uhr: Fred und ich sprechen die Letters of Intent für unseren Telekom-Kunden durch. Wir werden vom Chef des Business Development Michael Goldstein unterbrochen. Er braucht uns sofort bei einer Telefonkonferenz; es geht um ein Luft- und Raumfahrtunternehmen, das nach einem strategischen Partner sucht. Das Unternehmen hat zwei Eigentümer und will wissen, wie seine Optionen aussehen.  Wie an den meisten Tagen läuft es auch heute nicht nach Plan. Doch genau das lieben wir ja an unserem Geschäft.

11 Uhr: Die kleine Schnellrestaurant-Transaktion macht einen attraktiven Eindruck. Der Eigentümer ist eine herausragende Führungspersönlichkeit und er will mit dem richtigen Partner unbedingt wachsen. Seine Finanzen sind beeindruckend. Nach dem gestrigen Telefonat brennen wird darauf, mit einer erstklassigen Persönlichkeit zusammenzuarbeiten, die vernünftige Vorstellungen und eine Vision hat.

11:30 Uhr: Fred kommt vorbei und lässt mich wissen, dass er darüber nachdenkt, was er zu Mittag isst und dass er gerade ein erfolgreiches Telefonat über einen Unternehmenskauf hatte, der kurz vor dem Abschluss steht. Auf dem Weg zum Mittagessen schauen wir bei unserem Chef vorbei und teilen ihm mit, dass unsere ersten Recherchen verheißungsvoll ausfallen.

11:40 Uhr: Wir können uns nicht entscheiden, was wir essen wollen, daher fahren wir wieder einmal zur Salatbar. Fred und ich nutzen die Zeit für eine kurze Diskussion, wie wir die Qualität für unsere Kunden verbessern können. Wir machen uns bewusst, dass es sich bei unseren Kunden um Unternehmerpersönlichkeiten handelt, die hart gearbeitet haben, um ihre Geschäfte aufzubauen und die ein starkes Wachstum verdient haben. Wir konzentrieren uns auf erstklassige Dienstleistungen.

13 Uhr: Während des Mittagsessens führt Fred ein Telefonat über ein Geschäft, das ich später noch ansprechen werde. Ich genehmige mir Eiscreme und versuche meine Schuldgefühle über das versäumte Work-out diesen Morgen zu verdrängen.

13:10 Uhr: Ich warte darauf, dass Fred sein Gespräch beendet. Wir springen ins Auto und fahren ins Büro, und bringen uns gegenseitig auf den laufenden Stand.

13:30 Uhr: Die Finanzierung des PE-Geschäfts ist problematisch. Die Eigentümer haben damit zu kämpfen, die erforderlichen Angaben über die Erträge zusammenzustellen, die wir für unsere Bewertung benötigen. Während der Autofahrt war ich am Telefon und ich muss zurückrufen, sobald ich im Büro angekommen bin.

13:35 Uhr: Es scheint sich eine neue Chance anzubahnen mit einem interessanten Konsumgutherstellers aus Denver. Ein Unternehmen aus der Verpackungsindustrie will mit uns in einer viertel Stunde sprechen.

15:10 Uhr: Nach dem Telefonat mit dem Eigentümer des Industrieunternehmens haben wir einen neuen Kunden.

16:00 Uhr: Gerade rechtzeitig erhalten wir die Geschäftszahlen des Unternehmens aus der Gesundheitsbranche. Dabei handelt es sich für uns um ein großartiges Geschäft, denn wir verfügen über viel Knowhow in der Gesundheitsbranche und wir haben schon eine Menge Transaktionen abgewickelt.

17:30 Uhr:  Nachdem ich den ganzen Tag mit Fred verbracht habe, bespreche ich auf den Weg zu unseren Autos noch einmal die Letters of Intent. Gabriel wartet bereits auf mich an der Tür, als ich zuhause ankommen.

21 Uhr: Fred sendet mir eine Mitteilung, dass das Kundenmeeting morgen in der Innenstadt stattfinden wird. Er meint, wir müssen das im Terminplan unterbringen.

22:30 Uhr: Ich bringe mich mit dem Sportkanal aufs Laufende und stelle gedanklich meine Traumaufstellung für das Spiel am Sonntag zusammen. Ich sehe die Fernsehwerbung eines Swimmingpool-Anbieters und erinnere mich daran, dass wir das Kunststoffunternehmen anrufen müssen.

23.30 Uhr: Gabriel ist davon ermüdet, mich anzustarren. Er gibt auf und trottet zu seinem Körbchen. Ich werde ihm bald folgen. Ich verfolge das Ende einer TV-Serie und gehe Freds Due Diligence-Checkliste durch. Ein ganz normaler Tag im Leben eines Investmentbankers.

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