An welchen beiden Punkten sich eine Karriere im Investmentbanking entscheidet
In einer Investmentbanking-Karriere gibt es für gewöhnlich zwei kritische Punkte - beide sind der mentalen und körperlichen Gesundheit nicht sonderlich zuträglich. Dabei handelt es sich um den Karriereschritt vom Analysten zum Associate und etwas später vom Director zum Managing Director.
In der Theorie ist alles ganz einfach: Wenn Sie es nach ein paar Jahren zu einer Senior-Position gebracht haben, dann stellt dies einen Hinweis darauf dar, dass Sie es geschafft haben. Doch falls Sie glauben, dass Ihr Leben dann um einiges leichter wird, täuschen Sie sich. Für die meisten Leute, die die oberen Sprossen der Karriereleiter erklommen haben, ist der Druck einfach zu groß, meint Randall Dillard, Chief Investment Officer und Mitbegründer des Hedgefonds Liongate.
„Es wird nicht leichter, sondern schwerer“, betont Dillard. „Managing Directors von Investmentbanken halten nur etwa 18 Monate durch. Die meisten Leute können einfach nicht so hohe Erträge erwirtschaften, wie es von ihnen erwartet wird.“
Es zu einem Managing Director zu schaffen, stellt einen komplexeren Prozess dar als die meisten Beförderungen, die sich nach einiger Zeit wie selbstverständlich einstellen, sagt Ziad Awad, der früher Managing Director der Bank of America Merrill Lynch war und heute die Boutique Award Advisory betreibt. Denn zu einem Managing Director schafft es nur eine ausgewählte Minderheit.
„Jeder in Ihrem Team verlässt sich in Hinsicht auf Bonus und Geschäftserfolg auf Sie. Von Ihnen wird erwartet, Neugeschäfte zu generieren, Produktkenntnisse und Kundenkontakte mitzubringen. Aber Sie müssen auch die Kundenbedürfnisse verstehen und die Bank dazu bringen, Sie zu unterstützen. Die Belohnung fällt hoch aus, aber es handelt es sich um eine unglaublich komplizierte Aufgabe und es herrscht hoher Druck“, ergänzt Awad.
Dabei gibt es Parallelen, es zu einem Managing Director zu schaffen und die Analysten-Zeit zu überstehen, meint Awad. Viele Leute investieren eine Menge Arbeit, doch nur einige sind erfolgreich: „Der Aufstieg vom Analysten zum Associate und der vom Director zum MD stellen die beiden kritischen Punkte in Ihrer Karriere dar. Sie müssen entweder Leistung bringen oder gehen und viele Leute schaffen es nicht.“ Analysten scheinen eine hohe Schmerztoleranz bei den Arbeitszeiten mitzubringen. Doch nach einigen Jahren kann dies zu einer herben Belastung für die Gesundheit werden, wie eine Studie der University of California belegt. Selbst wenn Analysten mit den psychischen und körperlichen Belastungen zurechtkommen, stellt dies noch längst keine Erfolgsgarantie dar. Vielmehr schaffen es nur 20 Prozent.
Wenig überraschend stehen auch viele Managing Directors am Rande eines Burnout, sagt der Psychologe Michael Sinclair von der City Psychology Group: „Die Leute versuchen es noch und noch, die Karriereleiter hinaufzusteigen, aber wenn sie es einmal zu einer Führungsrolle geschafft haben, dann kann schnell die Grenze erreicht sein“, betont Sinclair. „Es geht nicht nur um den alltäglichen Stress bei der Arbeit. Vielmehr fangen Sie jedes Jahr wieder bei null an, auch wenn Sie im Vorjahr eine gute Leistung erbracht haben. Dies stellt eine konstante Quelle von Angst dar.“
Doch der richtige Druck beginnt erst, wenn es jemand zu einem Senior MD gebracht hat, meint Professor Chris Roebuck von der Cass Business School und ehemaliger Head of Talent der UBS.
„Plötzlich sind Sie ein strategischer Kopf des Unternehmens, der oftmals direkt an den Vorstand berichten muss. Sie tragen die ganze Verantwortung und es handelt sich um die Rolle mit dem meisten Druck innerhalb einer Investmentbank“, erläutert Roebuck. „Bei einem Managing Director dreht sich immer noch fast alles darum, das Geld hereinzubringen. Desto höher Ihre Position ist, umso mehr Leute achten darauf, was Sie machen, und Sie müssen umso kooperativer und strategischer agieren.“
Freilich fällt auch die finanzielle Entlohnung umso höher aus. Laut dem Recruitment-Unternehmen Options Group bringt es ein Managing Director im Bereich M&A auf eine Jahresvergütung durchschnittlich 1,7 Mio. Dollar (1,2 Mio. Euro).
Indem Sie unendliche Arbeitszeiten in Ihre Karriere investieren, steigen die Chancen, später einmal das große Geld zu verdienen – dies setzt freilich voraus, dass Sie es bis dahin aushalten. „Wenn ich nicht sterbe und am Anfang ein wenig Arbeit investiere, dann wird es sich später einmal auszahlen. Dabei handelt es sich um keine schlechte Einstellung“, meint Gillard. „Aber wenn Sie unerwartet sterben, dann handelt es sich um ein schlechtes Geschäft.“
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