Was bietet die attraktivere Karriere: Investmentbanking oder Strategieberatung?
Ambitionierte Studenten stehen vor keiner einfachen Frage: Wer bietet die attraktivere Karriere? Goldman Sachs oder McKinsey? Investmentbanking oder Strategieberatung? Beide bieten exzellente Perspektiven, gute Bezahlungen und Glamour. Wir geben einige Hinweise, um die Entscheidung zu erleichtern.
Wer besser zahlt
Wer es auf das große Geld abgesehen hat, ist wahrscheinlich im Investment Banking besser aufgehoben. Wenn man den Zahlen der Gehaltswebsite Emolument aus London Glauben schenkt, dann zahlen sich zumindest die Karrieren im Front Office der Banken besser aus als bei den Strategieberatungen.
Allerdings gibt es Ausnahmen. Laut einem ehemaligen Consultant von McKinsey, der heute im Investmentbanking beschäftigt ist, könnten zumindest die Partner in den Strategieberatungen mehr als Investmentbanker einstreichen. „Sobald Sie in einer Investmentbank den Managing Director-Level erreicht haben, tendiert ihr Gehalt seitwärts“, erzählt er. „Im Banking kann Ihre Bezahlung auch recht volatil ausfallen, was sowohl die Markt- als auch die persönliche Performance betrifft. Dagegen zeigt der Trend bei den Consultants stets nach oben.“
Die Bezahlung bei Beratungen wie McKinsey fällt erst dann sehr hoch aus, wenn man den Senior Partner-Level erreicht hat. Beim Vergleich der Mediane von Strategieberatern und Investmentbankern mit 15 Jahren Berufserfahrung schneiden die Berater stets besser ab.
Wo die Jobsicherheit besser ausfällt
Beim Aspekt der Jobsicherheit scheint das Consulting dem Banking voraus zu sein. Die Wahrscheinlichkeit 15 bis 20 Jahre in der Branche durchzustehen, fällt demnach in der Strategieberatung deutlich höher als im Investment Banking aus.
McKinsey zählt mittlerweile rund 30.000 Mitarbeiter und die Beschäftigung legt ständig zu. Auch wenn McKinsey und Boston Consulting regelmäßig ihren Kunden zu Restrukturierung und Personalabbau raten, scheinen die eigenen Arbeitsplätze doch sicher zu sein. Dagegen bauen fast alle Banken Personal ab. Vor diesem Hintergrund scheint es sich beim Investment Banking um die riskantere Karriereoption zu handeln.
Wer freie Wochenenden liebt, sollte Consulting wählen
Alle Leute, mit denen wir gesprochen haben, bestätigen, dass Strategieberater ein besseres Leben als Investmentbanker haben. „Mein Leben als Consultant ist unvorstellbar besser“, erzählt ein ehemaliger M&A-Banker. „Meine heutigen Kollegen reagieren regelmäßig schockiert, wenn ich ihnen von meinen langen Monaten erzähle, als ich im M&A-Geschäft nur eine Handvoll Stunden Schlaf bekommen habe. Um 23 Uhr zu gehen, ist bei den meisten Beratungen bereits sehr spät.“
Doch der Hauptunterschied bestehe in den Wochenenden. „Bei den meisten Beratungen ist das Wochenende heilig und es kommt nur selten vor, dass man von einem Partner oder Kunden eine E-Mail erhält“, erzählt er.
Dennoch müssen auch Consultants hart arbeiten. Laut einem Consultant sei Wochenendarbeit einfach erforderlich, um auf dem Laufenden zu bleiben. Und selbst wenn die Berater an den Wochenenden nicht arbeiten, dann verbringen sie doch unter der Woche viel Zeit weit weg von zuhause. Ein Consultant berichtet, dass es in der Woche nur selten gelinge vor 22 Uhr mit der Arbeit aufzuhören.
Wie die Investmentbanken auch haben die Strategieberatungen das Problem der ausufernden Arbeitszeiten erkannt. So hat die Boston Consulting Group bereits vor Jahren das Programm der „vorhersehbaren Freizeit“ eingeführt. Demzufolge wird den Berater in den Projekten eine bestimmte Auszeit zugesagt. Während dieser Zeit dürfen die Consultants nicht arbeiten, weder E-Mails noch Anrufe beantworten.
Unterdessen hat McKinsey & Co. flexible Arbeitszeiten eingeführt. So gibt es zwischen zwei Projekten Wochen, in denen die Leute nur drei oder vier Tage arbeiten. Außerdem sind Sabbaticals bis zu einem Jahr möglich. Dennoch sind lediglich 26 Prozent der Spitzenverdiener bei McKinsey Frauen.
Wer wenig reisen möchte, ist wohl im Investment Banking besser aufgehoben
Wie allgemein bekannt, stellen die umfangreichen Geschäftsreisen den größten Nachteil der Consultingbranche dar. Dagegen müssen die meisten Investmentbanker nur zu ihren Arbeitsplätzen in Frankfurt, Zürich, London oder New York pendeln. Zwar müssen auch Führungskräfte mit Kundenkontakt im Investment Banking viel reisen, doch junge Investmentbanker arbeiten meist in ihrem Büro.
Dagegen beginnen im Consulting die Dienstreisen sofort und hören auch nie auf. „Das Kundenmodell von McKinsey besteht z.B. darin, dass die Mitarbeiter von Montag bis Donnerstag beim Kunden sind und am Freitag im Büro“, erzählt ein Angestellter von McKinsey. Falls die Kunden hunderte von Kilometern entfernt sind, dann schließt dies viele Nächte in gesichtslosen Hotels ein. „Das Reisen ist schon tödlich. Sie sind ständig unterwegs, wenn Sie nicht gerade einen Auftrag in Ihrer Heimatstadt erhalten“, erzählt der ehemalige McKinsey-Berater, der heute im Investment Banking arbeitet.
Wer interessante Arbeit sucht, ist im Consulting besser aufgehoben
Junge Investmentbanker und Consultants verbringen viel Zeit mit Excel und Powerpoint. Während die einen den Wert von Unternehmen modellieren, arbeiten die anderen an ihrer Strategie. So erzählt ein junger M&A-Spezialist, der ins Consulting gewechselt ist: „Mir wurden hier viel mehr Verantwortlichkeiten übertragen. Ich darf bereits Präsentationen vor dem Top-Management unserer Kunden halten. Dagegen hat man als Investmentbanker kaum eine Chance, Kunden zu treffen, solange man kein Vice President ist.
„Im Banking endet man als Spezialist für eine bestimmte Branche, während ich hier eher Generalist bin. Als junger Consultant bin ich mit vielseitigen Herausforderungen konfrontiert. Es geht darum, eine Antwort auf ein schwieriges Problem zu finden. Im Investment Banking geht es eher darum, das gleiche in einer kurzen Zeitspanne zu erledigen. Wir waren ständig unter Zeitdruck“, erzählt ein ehemaliger junger Investmentbanker, der ins Consulting gewechselt ist.
Dagegen denkt ein ehemaliger Consultant, der heute für JP Morgan arbeitet, dass das Arbeitsniveau im Investment Banking höher ausfällt. „Im Consulting hatte ich oft den Eindruck, dass wir über Lösungen nachdenken, ohne ein vernünftiges Argument zu haben. Im Investmentbanking wird stets hundertprozentige Korrektheit verlangt und die Qualität der Arbeit, die beim Kunden abgeliefert wird, ist sehr hoch“, sagt er. Dagegen arbeiteten viele Strategieberatungen ineffizient. „Im Consulting werden 4000 Folien nach einem geworfen, um irgendetwas Relevantes für mich zu finden. So etwas gibt es im Banking nicht.“
Wer Zahlen liebt, ist im Investment Banking an der richtigen Adresse
Was macht einen guten Investmentbanker und was einen guten Berater aus? Laut einem Ex-Banker, der heute bei McKinsey arbeitet, gehen Investmentbanker analytischer vor. „Sie sind stärker zahlengetrieben“, sagt er. Dagegen wiesen Consultants regelmäßig bessere Kommunikationsfähigkeiten auf. „Junge Banker sind daran gewöhnt, eine Menge Informationen auszusieben – wie z.B. in der Due Diligence. Dagegen suchen Consultants nach weitergehenden Informationen, um tiefere Einsichten zu gewinnen.“
Wer flache Hierarchien wünscht, ist im Consulting richtig
Die Strukturen fallen im Beratungsgeschäft regelmäßig flacher als im Investmentbanking aus. „Sie fühlen, dass sich ihre Vorgesetzten wirklich um Ihre persönliche Entwicklung kümmern und sie sorgen meist proaktiv dafür, dass Sie über Ihre Arbeit hinausblicken“, erzählt ein junger McKinsey-Mitarbeiter. „Diesen Eindruck hatte ich im Banking nicht.“
Wer bessere Perspektiven bietet
Doch wie sehen die Karrierealternativen aus? Consultants können immer versuchen, in eine Führungsrolle bei einem der Kunden abzuspringen, den sie gerade beraten. Namentlich McKinsey weist eine hohe Zahl von ehemaligen Mitarbeitern in Spitzenpositionen aus. So stammen beispielsweise Credit Suisse-Chef Tidjane Thiam und der ehemaligen Commerzbank-Chef Martin Blessing von McKinsey.
Dagegen fällt der Ausstieg aus dem Investment Banking oft schwerer. Traditionellerweise versuchen viele Investmentbanker in der Private Equity-Branche unterzukommen. So mancher wechselt aber auch in die M&A-Abteilungen von Großunternehmen. Zu einer beliebten Alternative entwickeln sich zunehmend Tech-Startups.
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