Welche Karrierechancen der Boom chinesischer Banken in Frankfurt bietet
Erst kamen billige Waren aus China, dann Touristen und Studenten und heute die Banken. Mittlerweile haben sich bereits fünf Geschäftsbanken in Frankfurt angesiedelt: die Bank of China (BOC), die China Construction Bank (CCB), die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), die Bank of Communications (BoComm) sowie die Agricultural Bank of China (ABC). Hinzu kommt die chinesische Zentralbank „Peoples Bank of Chinas“ (PBoC). Sie bringen Arbeitsplätze und Karrierechancen mit.
Allein die Bank of China will 50 neue Stellen schaffen
Laut der neuen Helaba Studie „Finanzplatz Frankfurt: Aufwärts mit China“ beschäftigen die chinesischen Banken am Main bereits 306 Mitarbeiter, wovon etwa 150 auf die Bank of China entfielen. Doch so ganz scheinen die Volkswirte der Helaba nicht auf dem Laufenden zu sein. Denn tatsächlich sind es bereits mehr.
„Unser Unternehmen wächst derzeit in allen Bereichen und Abteilungen“, sagt etwa Stefanie Jordan von der Personalabteilung der Bank of China in Frankfurt. „[efc_twitter text="Wir planen im Jahr 2015 ein weiteres Wachstum von 200 auf 250 Mitarbeiter."]“ Derzeit sind auf der Unternehmenswebsite allein 15 vakante Positionen in Frankfurt ausgeschrieben – die meisten davon im Middle- und Back Office. Bei der Agricultural Bank of China finden sich wiederum fünf offene Stellen auf der Website.
„Die chinesischen Banken bauen Personal auf und wachsen“, beobachtet auch VWL-Professor und China-Experte Horst Löchel von der Frankfurt School of Finance & Management. „Ein richtiges Geschäft betreiben sie erst seit einigen Jahren. Für die kurze Zeit ist der Personalaufbau schon beachtlich“, meint Löchel.
Zwischen Renminbi-Clearing und Außenhandelsfinanzierung
Die Autoren der Helaba-Studie sehen das Renminbi-Clearing als eine Chance für den Standort Frankfurt. Seit November kann die chinesische Währung in Frankfurt direkt in Euro getauscht werden – ohne Umweg über Drittwährungen oder Finanzzentren wie Singapur. „Die Ernennung Frankfurts zum ersten Offshore-Clearingplatz außerhalb Asiens ist ein starkes Signal an die Finanzwelt und birgt auf lange Sicht große Chancen für das deutsche Finanzzentrum, das sich immer mehr als attraktiver Standort für chinesische Wirtschafts- und Finanzunternehmen profiliert“, heißt es in der Helaba-Studie.
„Die Chinesen sind stark hinterher, ihre Währung zu internationalisieren“, erläutert Löchel. Dabei solle der Renminbi zunächst als Handelswährung etabliert werden. Bereits heute würden 30 Prozent des Außenhandels in Renminbi faktoriert. Von einer Investitions- und Reservewährung sei der Renminbi aber noch weit entfernt. Mithin stecke das Renminbi-Clearing in Frankfurt noch in den Kinderschuhen.
Die wichtigsten Geschäftsfelder chinesischer Banken in Frankfurt sieht Löchel daher eher in der Handelsfinanzierung und in der Zahlungsabwicklung. Durch die wachsende Globalisierung seien die chinesischen Banken geradezu gezwungen, nach Deutschland zu kommen. „Wenn die nicht vor Ort gehen, besteht die Gefahr, dass das Geschäft an die deutschen Wettbewerber geht“, sagt Löchel.
Ein Trumpf für den Standort Frankfurt dürfte tatsächlich in dem florierenden Handel zwischen Deutschland und China bestehen – ein Vorteil, der Frankfurt vor anderen europäischen Renminbi-Clearing-Zentren in London, Paris, Luxemburg und Zürich auszeichnet. Die Helaba-Volkswirte zählen allein im Raum Frankfurt bereits 400 chinesische Unternehmen.
Insgesamt habe sich das Handelsvolumen beider Länder in 2014 auf annähernd 154 Mrd. Euro summiert. „Damit ist der chinesische Außenhandel mit Deutschland ungefähr genauso umfangreich wie derjenige mit Großbritannien, Frankreich und Italien zusammengenommen“, schreiben die Helaba-Volkswirte.
Die Sprachhürde
Von dem beträchtlichen Personalaufbau chinesischer Banken profitieren deutsche Finanzprofis jedoch nur bedingt. Laut Löchel müssten die meisten Mitarbeiter im Kundenkontakt über Chinesischkenntnisse verfügen. „Leute, die Chinesisch sprechen, sind willkommen“, sagt Löchel. „Nur sind das nicht so viele.“ Allerdings würden auch viele Deutsche in den Abteilungen arbeiten, die z.B. für die Regulierung zuständig seien. Darüber hinaus unterhielten auch viele chinesische Banken einen „German desk“ für deutsche Unternehmenskunden.
Trotz alledem sind die chinesischen Banken auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt aktiv. Headhunter Rolf Behrens von Banking Consult in Bad Nauheim gibt an, schon Suchaufträge für chinesische Kunden ausgeführt zu haben. Allerdings gibt es auch hier Grenzen. „Für Back und Middle Office Positionen nehmen die Banken gerne chinesische Absolventen, die in Deutschland studiert haben“, berichtet Behrens.
Was chinesische Banken in Frankfurt zahlen
Doch abgesehen von den Jobchancen: Lohnt sich die Arbeit bei den Banken aus der Volksrepublik überhaupt? Für die Bereiche Corporate Banking scheint dies durchaus der Fall zu sein. So gibt die Bank of China in ihrem Vergütungsbericht für das Jahr 2013 an – dem neuesten der verfügbar ist – für die Grundgehälter 9,27 Mio. und für Boni 4,04 Mio. Euro ausgegeben zu haben. Da die Bank seinerzeit 147 Voll- und Teilzeitkräfte beschäftigte, errechnet sich ein Durchschnittsgehalt von gut 63.000 Euro plus einem Durchschnittsbonus von rund 27.500 Euro – macht eine Bruttovergütung von 90.500 Euro.