JP Morgan-Analyse: Welche drei Fragen Bewerber in einem Jobinterview bei der Deutschen Bank stellen sollten
Die Deutsche Bank scheint mit einem Spurt ins neue Jahr zu starten. Von ihrem Allzeittief im September hat sich die Aktie um 68 Prozent auf 17,62 Euro am gestrigen Donnerstag (12. Januar) erholt. Noch vor dem Jahresende konnte der Konzern die Buße für die Hypothekenkrise des US-Justizministeriums von 14 Mrd. auf nur noch 3,1 Mrd. Dollar plus 4,1 Mrd. für Kundenentlastungen herunterhandeln. Bei letzteren ist noch unklar, in welcher Höhe sie die Bank tatsächlich belasten. Nähere Informationen werden für die Veröffentlichung der Jahresergebnisse am 2. Februar erwartet.
Unterdessen hat die Bank auch weiterhin mit reichlich Problemen zu kämpfen, wie die Analysten von JP Morgan darlegen. Falls Sie also zu einem Vorstellungsgespräch bei der Deutschen Bank eingeladen werden, sollten Sie folgende Fragen stellen:
1. Wie sieht es beim Eigenkapital der Deutschen Bank aus?
Bei der Deutschen Bank fällt das Eigenkapital weiterhin knapp aus. Die Analysten von JP Morgan haben nachgerechnet: Selbst falls die Postbank tatsächlich bis 2018 verkauft werden sollte, würde der Eigenkapitalanteil gegen Ende des kommenden Jahres auf einen bedenklichen Level sinken. Dies liege teilweise daran, dass unter Basel IV die risikogewichteten Aktiva weniger Wert sind. Teilweise aber auch an den strengeren Regeln des „European Union’s Supervisory Review and Evaluation Process“. Unter dem Strich erwartet JP Morgan Ende 2018 eine Eigenkapitallücke von 4,3 Mrd. Euro.
Doch was kann der Konzern dagegen unternehmen? Einmal könnte die Bank die risikogewichteten Aktiva vor allem in Global Markets zusammenstreichen, in dem das Kapitalmarktgeschäft des Instituts gebündelt ist. Alternativ könnte der Konzern auch frisches Kapital aufnehmen. Nach dem unten stehenden Chart ist der Bereich Global Markets bei der Verringerung der risikogewichteten Aktiva in den ersten neun Monaten 2016 vergleichsweise glimpflich davongekommen.
2. Wie sieht es bei der Vergütung aus?
Schon in einer älteren Studie aus dem September haben die Analysten von JP Morgan weitere Kosteneinsparungen bei der Deutschen Bank angemahnt. Nach dem unten stehen Chart sei der Konzern in den Vergangenheit bei der Vergütung zu großzügig vorgegangen. Obgleich die Eigenkapitalrendite der Bank von 2007 bis 2015 ins Bodenlose fiel, hat der Konzern die Vergütung vergleichsweise stabil gehalten. Es stellt sich allerdings die Frage, wie lange sich die Deutsche Bank dies angesichts der aktuellen Renditen noch leisten kann.
3. Wie sieht die Strategie bis 2020 aus?
Bei der Umsetzung der Strategie 2020+ drängt die Zeit. Nach so vielen traurigen Jahren wollen die Aktionäre endlich Ergebnisse sehen. Im vergangenen Jahr hat Konzernchef John Cryan angekündigt, dass die Gesamtkosten im abgelaufenen Jahr nur geringfügig unter den 26,5 Mrd. Euro aus 2015 liegen werden. Dies führte er auf hohe Investitionen in die Modernisierung der IT sowie auf höhere Regulierungskosten zurück. Für 2017 wollen die Aktionäre endlich eine Trendwende nach oben sehen. Dies gilt umso mehr, wenn die Bank eine erneute Kapitalerhöhung vornehmen sollte. Schon heute sieht es so aus als ob einige Aspekte der Strategie nicht nach Plan verlaufen würden wie z.B. das beabsichtigte Wachstum in M&A. In diesem Fall stellt sich die Frage, ob Cryan über einen Plan B verfügt. Allerdings gibt es auch gute Nachrichten. Laut den Analysten von JP Morgan könnte die Deutsche Bank im wichtigen Kapitalmarktgeschäft die Wende geschafft haben. Demnach könne die Profitabilität der Sparte von 2016 bis 2018 um 72 Prozent steigen, auch wenn im Schlussquartal 2016 Verluste geschrieben wurden.