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INTERVIEW mit Vize-Chef von JP Morgan EMEA: Werden Sie nicht zum Klischee eines Investmentbankers

Nach der Ideal Employer Survey 2017 von eFinancialCareers ist JP Morgan der weltweit beliebteste Arbeitgeber für Finanzprofis. Wir haben Vis Raghavan über Karrierechancen bei der US-Großbank gesprochen. Raghavan ist stellvertretender CEO von JP Morgan und Chef des Investment Bankings in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Vor 17 Jahren ist er von Lehman Brothers zu JP Morgan gewechselt.

Wie stellt sich JP Morgan einen Investment Banking-Bewerber vor?

Ich würde sagen, dass jeder, der hier arbeitet, sehr gute intellektuelle Fähigkeiten benötigt – das ist gewissermaßen selbstverständlich. Kommunikationskompetenz und Teamfähigkeit sind offensichtlich ebenfalls wichtig und ich schätze positiv eingestellte Leute, für die das Glas halb voll ist, die eine Machereinstellung mitbringen. Wir suchen Leute, die selbstbewusst aber bescheiden sind. Also im Grunde stellen Intelligenz, Motivation und Bescheidenheit Eigenschaften unter anderen dar.

Wie sehen in diesem Jahr Ihre Einstellungspläne im Investment Banking aus?

Wir wollen unsere Investmentbank weiter ausbauen – über sämtliche Anlageklassen, Produkte und Weltregionen hinweg. Bei unseren Einstellungsplänen für 2017 stellt IT ein großes Thema dar. Wir betrachten die IT als zentral für alles, was wir in der Investmentbank machen, seien es elektronische Angebote, Compliance, die Monitoring-Instrumente des Front Office, Trading-Algorithmen, künstliche Intelligenz oder unsere Infrastruktur in der Cloud. IT stellt für eine Investmentbank einen Wettbewerbsvorteil dar. Es wird ein Schlüssel-Unterscheidungsmerkmal werden und JP Morgan wird dabei führend sein.

Bei der Anstellung von IT-Fachkräften handelt es sich um eine unserer Prioritäten. Zunehmend erwarten wir aber auch eine gewisse IT-Kompetenz von allen Leuten, die wir einstellen. Wenn ich mir anschaue, wie meine Kinder mit der IT umgehen, dann ist das vollständig anders als noch eine Generation zuvor und es stellt einen integralen Teil ihres Lebens dar. Wir behaupten nicht, dass jeder ein Programmierer sein müsse, aber wir achten auf ein gewisses IT-Know-how bei allen Leuten, die wir einstellen.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?

Wir bitten unsere Mitarbeiter unermüdlich nach Exzellenz zu streben. Wir haben das Privileg führend in allen unseren Geschäftsfeldern zu sein, aber diese Spitzenposition ist keinesfalls garantiert. Selbst wenn Sie bewiesen haben, dass Sie zu den besten zählen und seit langer Zeit zur Spitzengruppe gehören, gibt es immer etwas, was Sie besser machen können.

Bei Mitarbeiterversammlungen bringe ich immer den Vergleich zu Wimbledon an. Was bringt den Champion dazu, am Tag, nachdem er das Turnier gewonnen hat, zur Tretmühle zurückzukehren und den ganzen Prozess von vorne zu beginnen? Vielleicht haben Sie das Finale in fünf Sätzen gewonnen, aber mit 6:0, 6:0 und 6:0 zu gewinnen, macht Sie zweifelsfrei zum Champion. Kurz, es gibt immer Spielraum für Verbesserungen.

Wie lauten Ihre Prognosen für 2017?

Einige der großen Macro-Themen, die 2016 auftraten, werden wahrscheinlich auch in diesem Jahr weitergehen. In Europa stellt der Brexit das Hauptthema dar, welches die geopolitische und wirtschaftliche Landschaft mit hoher Unsicherheit über die Ergebnisse belasten. Ich denke, es wird sich um ein wechselhaftes Jahr handeln. Glaube ich aber, dass die Investment Banking-Aktivitäten in einen Stillstand geraten? Nein, innerhalb all der Volatilität werden sich auch bedeutsame Chancen ergeben. Es gibt viele Unternehmen, die wachsen und sich durch Akquisitionen diversifizieren wollen. Und die Volatilität in den Märkten wird sich als gut für die Trading-Funktionen der Investmentbanken erweisen.

Wir sind stolz auf die lange Anstellungszeit und die Kontinuität unserer Mitarbeiter.  Wir halten an einem langfristigen Ansatz für unsere Geschäfte fest. Wir vermeiden kurzsichtige Entscheidungen, aus Geschäftsgebieten auszusteigen und wir treffen keine Entscheidung für einen großen Personalabbau aus einer Laune heraus. Unser Geschäft ändert sich nicht nur wegen kurzfristiger Marktveränderungen, und wenn sich der Markt in egal welche Richtung dreht, dann müssen wir uns entsprechend anpassen, um davon zu profitieren.

Was hat Sie seinerzeit dazu gebracht, ins Banking zu gehen?

Ich bin in Indien aufgewachsen und habe Physik an der Universität Bombay studiert. Ich bin für einen Masterabschluss in Elektrotechnik und Informatik an die Uni Aston in Großbritannien gegangen und beabsichtigte in einem IT-Job zu beginnen. Allerdings habe ich auch einen ACA (Qualifikation in Rechnungslegung) vom Institute of Chartered Accountants in England und Wales erworben und erst dann habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, ins Investment Banking zu gehen. Im vergangenen Jahr habe ich einen Ehrendoktor von Aston erhalten, was ich wirklich schätze.

Für mich stellt Banking die perfekte Verbindung von quantitativen Kompetenzen und Geschäftssituationen aus dem wahren Leben dar. Sie sind immer auf der Höhe des strategischen Denkens, Sie sind in Projekte involviert, die Ihnen den Zugang zu den Vorstandsetagen der größten Unternehmen der Welt gewähren – mit ihren Bedürfnissen an Strategie und Finanzierungen.

Im Banking arbeiten Sie an den Schlagzeilen mit. Es ist extrem befriedigend, an einem Deal mitzuarbeiten und dann zu sehen, wie in der Presse darüber berichtet wird. Das Banking hat in den zurückliegenden Jahren viel Kritik erfahren. Dennoch denke ich, dass die Arbeit in dem Sektor bedeutet, dass Sie eine entscheidende Rolle spielen, die Zukunft von Geschäften zu gestalten. Sie haben Ihren Finger am Puls, es ist sehr vielfältig und Sie haben mit allen Lebenswegen zu tun. Sie sprechen vielleicht mit einem Unternehmen aus der Gesundheitsbranche aus Deutschland, einer Regierung aus Lateinamerika oder einem Bergbauunternehmen aus Afrika – die Möglichkeiten sind unendlich.

Welches stellt den größten Wendepunkt in Ihrer Karriere dar?

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ein einziger Moment ihre Karriere entscheidet, sondern dass eine Reihe verschiedener Faktoren eine Rolle spielen. Ich bin extrem motiviert, ich bin hartnäckig und kümmere mich ernsthaft – das hat mir in meiner Karriere weitergeholfen. Ich denke weiter, dass Kreativität eine unterschätzte Eigenschaft im Investment Banking darstellt. Sie müssen schon kreativ sein, um für den Kunden einen Unterschied zu machen. Ich habe ein Motto für jedes Problem: „Es gibt immer eine Lösung, Sie müssen einfach nur darüber nachdenken.“ Je größer Ihr Einfluss ist, desto mehr Kunden und Kollegen wollen mit Ihnen zusammenarbeiten.

Was bedauern Sie am meisten?

Ich bedauere gar nichts.

Was würden Sie Ihrem 25jährigen Selbst raten?

Sei ein wenig geduldiger. Es ist schwierig: Ich denke, dass meine Ungeduld mir dabei hilft, Dinge erledigt zu bekommen, dennoch würde ich mir wohl raten, einen Gang herunterzuschalten.

Welche Fragen stellen Sie regelmäßig in einem Vorstellungsgespräch?

Ich stelle eigentlich weniger Fragen, sondern Fallstudien. Beispielsweise sage ich: Stellen Sie sich vor, ein alter Mann will seine Ersparnisse anlegen und bittet Sie um Hilfe. Hier sind 100, 1000 oder 1 Mio. Dollar, was würden Sie damit machen?

Das Schöne daran: Es gibt keine richtige Antwort und Sie finden viel über den Bewerber durch seine Reaktionen heraus. Einige Leute überstürzen es und sagen, dass sie einen bestimmten Anteil in Aktien und Anleihen investieren würden, ohne nach seiner Risikobereitschaft zu fragen.

Einige fragen nicht nach seinem Alter. Was verstehen Sie als „alt“: Ist er Rentner, nähert er sich dem Rentenalter oder ist er bloß älter als Sie? Einige Leute schlagen auch Derivate vor. Ich sage dann: Wie können Sie jemanden komplexe Finanzprodukte empfehlen, wie sieht es mit Absicherungsgeschäften oder der Einkommenssicherung aus? Denken Sie an seine Enkel.

Sie nehmen alles auseinander, Sie hinterfragen jede Entscheidung. Manchmal werden die Leute bei ihren Antworten nervös. Manchmal greifen Sie meine Bemerkungen auf und passen ihre Empfehlungen an. Andere wiederum bleiben bei ihren Überzeugungen. Damit prüfen Sie alles: ihre mentale Beweglichkeit, ihre quantitativen Möglichkeiten, ihr Finanzwissen, ihre Allgemeinbildung, Empathie und Bescheidenheit. Sie wissen sogar, ob die Person gerne lacht und ob man mit ihr gut zusammenarbeiten kann.

Was würde Sie davon abhalten, jemanden einzustellen?

Ich mag es nicht, wenn die Leute zum Stereotyp einer Person werden, von der sie denken, dass eine Investmentbank sie gerne einstellt. Verstecken Sie sich nicht hinter diesem Mythos. Ich mag es, wenn die Leute sie selbst und authentisch bleiben. Wir suchen Leute, die sagen, was gesagt werden muss, oder die Dinge werden sich niemals verändern oder die Norm wird niemals infrage gestellt. Ich persönlich mag es, wenn die Leute ehrlich und direkt sind.

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AUTORPaul Clarke

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