Karriere bei den Big 4: Wie der Bewerbungsprozess bei EY abläuft
Alljährlich heuern die Big Four allein in Deutschland, der Schweiz und Österreich tausende von Absolventen an. So gehen bei EY jährlich eine hohe fünfstellige Zahl an Bewerbungen ein. Die Auswahl aus der Vielzahl der Bewerber für die ebenfalls reichlichen Jobs stellt also eine wahre Herkulesaufgabe dar. Kein Wunder, dass sich bei PwC, EY, KPMG und Deloitte feste Verfahren etabliert haben. „Die Bewerbungsprozesse der Big Four unterscheiden sich nicht allzu sehr“, sagt denn auch Claudia Gläser, GSA Employer Branding & Recruiting Leader bei EY in Stuttgart.
Wer bei EY eine Chance bekommt
Neben den Absolventen der klassischen Studiengänge wie BWL, VWL und Jura sucht EY verstärkt Absolventen der naturwissenschaftlich-technischen Studiengänge (MINT/STEM). „Schon jede vierte unserer Stellenanzeigen richtet sich an diese Talente“, erläutert Gläser. Grundsätzlich stellt EY sowohl Bachelor- als auch Master-Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen mit guten und sehr guten Leistungen ein. „Ein Großteil bringt einen Master mit“, sagt Gläser. „Viele Bachelor-Absolventen wissen noch nicht genau, welche berufliche Laufbahn sie anstreben.“ Nach einem Master-Studium und weiteren Praktika falle diese Entscheidung oft leichter.
Es wird ganzjährig eingestellt
Studenten und Absolventen, die sich auf Praktika oder Einstiegsstellen bewerben, müssen sich an keine Fristen halten. „Wir stellen das ganze Jahr über ein. Der größte ‚Intake‘ ist jedoch im Oktober“, betont Gläser. „Einen besonderen Stichtag gibt es nicht.“
Auch Online-Bewerbungen müssen vollständig sein
Für Millennials eine Selbstverständlichkeit: Alle Bewerbungen müssen online erfolgen. Dabei erwartet EY Anschreiben, Lebenslauf und sämtliche relevanten Zeugnisse. Dazu gehören Master- und Bachelor-Zeugnisse ebenso wie Praktikumsnachweise. Via Linkedin-Profil lasse sich der Lebenslauf einfach importieren. „Falls noch kein Zeugnis ausgestellt wurde, fügt man einfach den bisherigen Notenspiegel an. Die Endnote sollte ja nicht stark von den Vornoten abweichen.“
Anschließend werden die Unterlagen auf ihre Vollständigkeit geprüft. „Falls ein relevantes Zeugnis oder etwas anderes fehlt, dann geben wir den Bewerbern zehn Tage Zeit, es nachzureichen“, erzählt Gläser. „Viele reichen die Zeugnisse nach, manche auch nicht."
Welche Lebensläufe sich die Big Four wünschen
Wie die meisten Arbeitgeber wünscht sich EY einen gut strukturierten Lebenslauf. Dabei sollten die Bewerber versuchen sich auch durch graphische Elemente, Schriftarten und Layout von Mitbewerbern zu unterscheiden. „Natürlich muss ein Lebenslauf bei uns anders als bei einer Marketingagentur aussehen“, kommentiert Gläser. Da mittlerweile viele Bewerber diverse unterschiedliche Praktika, Auslandssemester und sonstige Zusatzqualifikationen mitbringen, falle es Studenten immer schwerer, aus der Masse herauszustechen.
„Theoretisch müsste der Lebenslauf eines Studenten auf eine DINA-4-Seite passen. Bevor sie aber eine Schrift in 8-Punkt wählen, sollten sie lieber zu einem zweiseitigen Lebenslauf übergehen“, meint Gläser. Alles darüber sei für Studenten und Absolventen tabu. „Bei Lebensläufen gilt: Weniger ist mehr.“
„Ich glaube, jeder freut sich, wenn der Lebenslauf ein Foto enthält. Es macht die Bewerbung irgendwie persönlicher“, meint Gläser. Dennoch hätten Bewerbungen mit oder ohne Foto die gleichen Chancen. Persönliche Informationen seien nicht erforderlich.
„Hobbies sind Geschmackssache, runden aber gerade bei dieser Zielgruppe den Lebenslauf ab“, ergänzt Gläser. „Streng genommen dürften Bewerber in einem Vorstellungsgespräch darauf gar nicht angesprochen werden, wenn im Lebenslauf nicht genannt“, berichtet Gläser. „Das ist unglücklich, da man damit oft bei einem Vorstellungsgespräch das Eis brechen könnte. Es geht nie darum, daraus irgendwelche Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zu ziehen.“
Ein Vorstellungsgespräch reicht
Manche Unternehmen tendieren zu immer zahlreicheren Interviewrunden. Nicht so EY, wo für Einstiegsstellen lediglich ein Vorstellungsgespräch vorgesehen ist. „Wir setzen auf ein fundiertes Interview statt auf mehrere Gespräche“, meint Gläser. „Manchmal werden Kandidaten noch durch das Büro geführt. Das wird aber je nach Standort unterschiedlich gehandhabt.“ An dem Gespräch nehmen für gewöhnlich ein Recruiter aus der Personalabteilung sowie ein bis zwei Hiring Manager aus der Fachabteilung teil. Falls alle den Daumen heben, wird dem Kandidaten ein Angebot unterbreitet.
Laut Gläser achtet EY dabei auf eine fachliche Eignung, den Auftritt des Kandidaten und auf den „Cultural Fit“. Letzteres kann freilich bei den jeweiligen Geschäftsbereichen und Teams recht unterschiedlich ausfallen. „Wir suchen Talente, die wachsen, sich entwickeln und mit uns die Zukunft gestalten wollen“, sagt Gläser. „Dazu gehören eine analytische, innovative und globale Denkweise. Skillset und Mindset müssen stimmen.“
EY freut sich über Fragen der Bewerber
Als einen der häufigsten Fehler erlebt Gläser, wenn Bewerber zu wenige eigene Fragen stellen. Sie rät allen, sich schon im Voraus genau zu überlegen, welche Fragen sie stellen wollen. „Dies zeigt nicht nur uns, wie stark das Interesse an der Stelle ist, sondern gibt dem Kandidaten die Möglichkeit herauszufinden, ob der Job und ob EY zu ihm oder ihr passen“, sagt Gläser. Umso sinnvoller seien Fragen.
Worauf Bewerber um ein Praktikum achten sollten
„Auch bei einem Praktikum gibt es eine Anlaufphase, bis man wirklich richtig mitarbeiten kann. Kaffeeholen und Kopieren – das gibt’s bei uns nicht“, versichert Gläser. Aus diesem Grunde sollte ein Praktikum mindestens drei Monate, möglichst länger dauern. Ein nicht unerheblicher Teil der Einstiegsjobs würde an ehemalige Praktikanten von EY, aber auch an die der restlichen Big Four gehen. Besonders gute Praktikanten würden in das eigene Praktikanten-Förder-Programm übernommen und können dadurch ihr EY-Netzwerk weiter ausbauen, an exklusiven Events teilnehmen und sich für ein Auslandspraktikum bewerben.
Viele Studenten bewerben sich bei mehreren Big Four
Um ihre Chancen zu erhöhen, bewerben sich viele Studenten und Absolventen gleich bei mehreren Unternehmen. Nach der „New Joiner-Survey“ von EY hatte etwa jeder zweite ein weiteres Angebot von einer anderen Big Four vorliegen. „Manche hatten sogar zwei oder drei Angebote anderer Arbeitgeber“, ergänzt Gläser.
Falls Sie eine vertrauliche Nachricht, einen Aufreger oder einen Kommentar loswerden wollen, zögern Sie nicht! Schreiben Sie einfach an Florian Hamann. fhamann@efinancialcareers.com.