Ex-Managing Director der Citigroup bringt Bankern das kleine Fintech-Einmaleins bei
Seitdem Hy Nguyen Trieu vor einem Jahr seinen Job in der Makro-Strukturierung der Citigroup aufgegeben hat, beschäftigt sich der ehemalige Managing Director mit Fintech. Er betätigt sich als Mentor, hält Vorträge und besucht hunderte von Fintech-Konferenzen rund um den Globus. Dabei hat er eines gelernt: Unter traditionellen Bankern grassiert die Panik.
„Jeden Tag erhalte ich E-Mails von ehemaligen Kollegen, Führungskräften oder Tradern, die keine Ahnung haben, was auf sie in Zukunft zukommt“, sagt Nguyen Trieu. „Ich kann mich gar nicht mit allen abgeben.“
Im Zeitalter von Automatisierung und Digitalisierung übernehmen die Quants das Zepter. Künstliche Intelligenz, Big Data und Blockchain - allen hängen über den Köpfen der Banker wie das sprichwörtliche Damoklesschwert. „Es gibt Leute, die schon seit langer Zeit Banker sind und keine Ahnung davon haben, wo sie anfangen sollen, um sich an das neue Umfeld anzupassen. Aber auch die jüngeren Banker machen sich Sorgen“, erzählt Nguyen Trieu. „Es gibt Unmengen an Informationen, entscheidend ist aber, was für Ihren Job relevant ist.“
Nguyen Trieu hat sich in den zurückliegenden zwei Jahren mit diversen Fintechs und Inkubatoren beschäftigt wie etwa Bootcamp und Level39 in London. Darüber hinaus hält er Vorlesungen über Fintech am Imperial College in London oder der Said Business School in Oxford. Gleichzeitig betreibt er mit The Disruptive Group sein eigenes Unternehmen, welches Führungskräfte in Banken zu den neuen Technologien berät.
Zusammen mit seiner Ehefrau, der ehemaligen UBS-Mitarbeiterin Tram Anh Nguyen, hat er jetzt das Centre for Finance, Technology and Entrepreneurship (CFTE) gegründet. Dabei handelt es sich um eine Plattform für Online-Fortbildungen, die Finanzprofis die in der Zukunft erforderlichen IT-Kenntnisse vermittelt.
„Die Leute sagen, dass mit der Künstlichen Intelligenz Jobs in Trading verloren gehen und dass Jobs in der Compliance oder im Back Office durch die Blockchain-Technologie eliminiert werden“, warnt Nguyen Trieu. „Es gibt Bedrohungen, es gibt aber auch große Chancen für Leute, die die erforderlichen Kompetenzen erwerben.“
Das Kursangebot reicht vom Fintech Einmaleins zu höchst IT-lastigen Angeboten für Künstliche Intelligenz. Dabei wird er von Claire Calmejane unterstützt, die bei der Lloyds Banking Group für Innovationen zuständig ist, und von Janos Barberis, der den Fintech-Inkubator SuperCharger in Hongkong gegründet hat. Laut Nguyen sind acht weitere Banker und Dozenten in die Fortbildungen involviert. Aus Compliance-Gründen dürfe er jedoch keine Namen nennen.
Vor allem zwei Felder sollten den Finanzprofis sorgen bereiten, meint Nguyen. Den meist schon etwas älteren Führungskräften mangle es häufig am Verständnis für das neue „Ökosystem“ und wie die Geschäftsabläufe daran angepasst werden müssen.
„Schauen Sie sich nur an, wie Unternehmen wie XTX Markets den Großbanken Marktanteile im Devisenhandel abnehmen. Oder wie Marketaxcess die Erträge im Anleihehandel aufzehrt, indem es die Einstiegsbarrieren zu diesem Markt abgesenkt hat. Unterdessen denken die Investmentbanken noch darüber nach, wie sie darauf reagieren sollten“, ergänzt Nguyen Trieu.
Die Fachkräfte sollten sich indes mehr darüber den Kopf zerbrechen, wie sie trotz der wachsenden Digitalisierung weiterhin einen Mehrwert schaffen können. „In der Vergangenheit waren Sie auf ein Gebiet spezialisiert. Sie waren z.B. der beste Swap-Trader im Pfundgeschäft und Ihre Fachkenntnisse stellten Ihren eigentlichen Vorzug dar“, sagt er. „Jetzt müssen Sie zusätzlich auch noch den Prozess der technischen Innovation begreifen. Falls Ihnen das nicht gelingt, dann werden Ihre Jobs in den kommenden Jahren verschwinden.“
„Heute gibt es viele Leute in den Finanzdienstleistungen, die verloren sind. Sie müssen lernen, die IT zu verstehen und Sie müssen damit einfach irgendwo anfangen“, betont er.