Profitipps für den perfekten Lebenslauf auf Englisch
Eine berufliche Station in London, New York oder Singapur schaltet in einer Bankingkarriere regelmäßig den Turbolader ein. Und die Chancen für einen Job in den angelsächsischen Finanzmetropolen stehen gar nicht schlecht. Vor allem an der Themse sind Bewerber aus Deutschland trotz des drohenden Brexits begehrt. „Wir suchen immer junge Banker aus den deutschsprachigen Ländern für M&A und Private Equity“, versichert z.B. Headhunter Logan Naidu von Dartmouth Partners in London. Daran hat bislang auch der anstehende Brexit nichts geändert.
„Wir sind an deutschen Bewerbern sehr interessiert“, signalisiert auch Headhunter Andrew Pringle von Circle Square in London, der ebenfalls auf M&A und Private Equity spezialisiert ist. „Deutsche haben in London gute Chancen. Sie können hier mehr Geld als in Frankfurt verdienen und an größeren länderübergreifenden Deals als in Deutschland mitarbeiten.“ So etwas helfe auch der späteren Karriere in Deutschland auf die Sprünge. Doch worauf achten Recruiting-Experten an der Themse in einem Lebenslauf auf Englisch überhaupt?
1. Mit großen Namen in einem englischen Lebenslauf punkten
Viele Arbeitgeber und deren Personalabteilungen kennen sich in Deutschland nur bedingt aus. Umso wichtiger sind große Namen in einem Lebenslauf auf Englisch, die die Phantasie der Recruiter anregen. „Wenn ich einen Lebenslauf aus Deutschland bekomme, achte ich als erstes auf renommierte Markennamen wie etwa die Deutsche Bank“, erzählt Naidu.
2. Uni spielt vor allem beim Einstieg eine Rolle
Im England und den USA kommt der richtigen Uni beim Berufseinstieg entscheidende Bedeutung zu. Dort stellen die Banken besonders gern von Oxbridge (Oxford, Cambridge und die besseren Londoner Unis) sowie von der Ivy League (den renommierten alten Unis der US-Ostküste) ein. Da können die deutschen Unis kaum mithalten. Dennoch sind die Bewerbungen von Absolventen deutscher Unis keinesfalls aussichtslos. „Eine renommierte Uni im Lebenslauf spielt zwar beim Einstieg eine entscheidende Rolle, aber schon nach zwei, drei Jahren Berufserfahrung ist das nicht mehr so wichtig“, entwarnt Naidu.
3. Erläutern Sie ihre Ausbildung…
Pringle rät Bewerbern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Stationen im Lebenslauf kurz zu erläutern. „Wir kennen die Universität Mannheim. Wenn Sie aber einen Abschluss einer in England weniger bekannten Uni mitbringen, dann erläutern Sie kurz, wie diese in deutschen abschneidet“, sagt Pringle. Auch die Noten müssten mit ihren englischen Pendants angegeben werden. Ein deutsches „sehr gut“ entspricht z.B. einem englischen „1st“ und ein „gut“ einem „2.1“.
4. … ihren beruflichen Werdegang…
Ähnliches gilt für die beruflichen Stationen. Kandidaten sollten Arbeitgeber, Verantwortlichkeiten und die beteiligten Deals detailliert beschreiben. Viele Recruiter würden sich nicht die Mühe machen, offene Fragen zu recherchieren, und den Personalabteilungen der Banken mangele es gelegentlich an Investment Banking-Kenntnissen. So gebe es Boutiquen, die in Deutschland auf dem Markt gut positioniert, aber in England kaum bekannt seien. Kandidaten sollten dies also erläutern.
5. … und ihre Jobtitel in einem Lebenslauf auf Englisch
Auch die Jobtitel müssen für Engländer verständlich sein. Ein „Wirtschaftsprüfer“ sollte also kurz erläutern, dass es sich dabei um die deutsche Variante eines „Auditors“ handle. An solchen Kleinigkeiten scheitere zwar keine Bewerbung, „falls jedoch vier oder fünf solcher Punkte zusammenkommen, dann kann es das schon gewesen sein“, warnt Pringle. „Machen Sie einem Recruiter seinen Job so leicht wie möglich.“
6. Vorsicht bei Praktika
„Bewerber aus Deutschland und Frankreich bringen oft mehr Praktika mit als solche aus England“, beobachtet Pringle. Der Headhunter empfiehlt die Praktika detailliert, aber prägnant darzustellen. „Es darf nicht so aussehen, als ob Sie mit 26 schon fünf Jobs hinter sich haben“, betont Pringle.
7. Auslandsaufenthalte sind Trumpf
Praktika oder Auslandssemester im angelsächsischen Raum zeugen von guten Englischkenntnissen und sind daher für Arbeitgeber in London, New York oder Singapur besonders wichtig. „Andere Auslandsaufenthalte sind auch gut, aber weniger interessant“, ergänzt Naidu.
8. Erläutern Sie Ihre Motivation
Pringle rät Bewerbern aus dem Ausland zu erläutern, wieso sie nach London wechseln wollen. „Erklären Sie, wie der Wechsel nach London Ihre Karriere voranbringen würde“, rät Pringle. Bewerber sollten konkrete Angaben machen, wann Sie nach London kommen wollen. „Das zeugt von Engagement“, erläutert Pringles.
9. Persönliche Angaben und Fotos sind tabu
Fotos und Geburtsdaten gehören im deutschsprachigen Raum zu Lebensläufen wie anderswo „Fish“ zu „Chips“. Dagegen stellen persönliche Angaben in einem angelsächsischen Lebenslauf ein „no go“ dar. „Es handelt sich nicht um britischen Standard“, ergänzt Naidu. „Lassen Sie die Logos oder Fotos weg, das schauen wir uns überhaupt nicht an“, meint auch Pringle.
10. Der Unsinn mit den einseitigen Lebensläufen auf Englisch
Anders als die landläufige Meinung muss ein Lebenslauf auf Englisch nicht auf eine DINA4-Seite passen. „Ein Lebenslauf darf durchaus zwei Seiten umfassen, aber nicht mehr“, betont Naidu. „Ich rate Bewerbern von einem einseitigen Lebenslauf ab“, betont Pringle. „Der Lebenslauf eines Junior Investmentbankers sollte zwei Seiten lang sein, bei Senior Investmentbankern dürfen es auch einmal drei Seiten sein.“ Schon junge Investmentbanker hätten regelmäßig genügend relevante Informationen, um zwei Seiten zu füllen.
11. Vorsicht beim Englisch
Englisch kann angeblich jeder – fast alle Nichtmuttersprachler allerdings schlecht. Schon bei einer deutschen Bewerbung fällt es so manchem Kandidaten schwer einen jungfräulichen Text abzuliefern. Umso höher fällt die Hürde in der Fremdsprache aus. „Achten Sie ganz besonders auf die Rechtschreibung und die Grammatik“, rät Naidu.
Unterdessen warnt Pringle davor, deutsche Formulierungen einfach ins Englische zu übersetzen. „Auch was grammatikalisch einwandfrei ist, bedeutet oft auf Englisch etwas anderes“, beobachtet Pringle.
12. Vergessen Sie die Referenzen in einem englischen Lebenslauf nicht
Pringle hat sich gewundert, als deutsche Kunden von seinen Kandidaten die „vollständigen Bewerbungsunterlagen“ verlangten. Laut dem Headhunter gehören Unizeugnisse und ähnliche Dokumente zu keiner englischen Bewerbung. „Um die Angaben aus dem Lebenslauf zu prüfen, gibt es ja die Referenzen“, erläutert Pringle. In England sei es üblich, die Kontaktdaten von ein oder zwei (ehemaligen) Kollegen anzugeben, bei denen der potenzielle Arbeitgeber Informationen einholen dürfe.
13. Erläutern Sie, an welchen Deals sie mitgearbeitet haben
Zu Bewerbungen in M&A und Private Equity gehöre eine detaillierte Liste mit den Deals, an denen die Kandidaten mitgewirkt haben. Dazu zählten Sektor, Deal-Volumen, Teamgröße und die eigene Rolle dabei. Oft würden Kandidaten detaillierte Angaben mit dem Verweis auf die Verschwiegenheitspflicht verweigern. Dies lässt Pringle jedoch nicht gelten. „Man kann die Deals beschreiben, ohne den konkreten Namen preiszugeben.“ Dabei werde allerdings teilweise auf recht durchsichtige Weise geschummelt. „Wenn ein Analyst im zweiten Jahr an sechs Deals mit Milliardenvolumen mitgearbeitet haben will, dann ist das einfach unglaubwürdig.“
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