Analyst, Associate, VP und MD: Was die sonderbaren Hierarchien im Investment Banking bedeuten
Investmentbanken weisen eine ganze Reihe von Berufsbeschreibungen und Kürzeln auf, die für Außenstehende geradezu kryptisch anmuten. Doch eigentlich ist alles ganz einfach: Die ehemalige Goldman Sachs-Mitarbeiterin Alexandra Michel ist an die Uni zurückgekehrt und hat eine Studie zu den Arbeitszeiten in der Branche veröffentlicht. Darin beschreibt sie auch die Hierarchien der sogenannten Investment Banking Division (IBD), die sich von alltäglichen Vorstellungen gründlich unterschieden. So liebe es die Branche, die tatsächlichen Aufgaben hinter pompösen Titeln zu verstecken.
Daher haben wir hier eine kleine - weniger pompöse - Orientierungshilfe zusammengestellt:
Was Analysten machen:
Berufseinsteiger fangen nach dem Uniabschluss für gewöhnlich als „Analysten“ an. Dabei darf man den Titel nicht allzu wörtlich nehmen. Eigentlich bedeutet er nichts anderes, als dass die betreffende Person lediglich die unterstete Stufe der Karriereleiter erklommen hat.
Und womit verbringen Analysten ihre Tage? Oftmals arbeiten sie an Finanz- und Bewertungsmodellen von Unternehmen, mit denen die Bank gerade zusammenarbeitet. Anschließend bereitet der Analyst seine Erkenntnisse in einer Power Point-Präsentation auf.
„Junior Banker sind Experten in der Finanzmodellierung“, erläutert Michel. Sie können professionell mit Excel und der dazugehörigen Programmiersprache VBA umgehen. Darüber hinaus sind sie in der Lage die Ideen in Präsentationen aufzuarbeiten.
„Je juniorer Sie in M&A sind, desto mehr Zeit werden Sie mit Excel-Modellen und PowerPoint-Präsentationen verbringen“, erzählt auch Mark Hatz, der früher selbst Analyst bei Goldman Sachs war und jetzt Studenten auf Vorstellungsgespräche bei Banken vorbereitet. „Ein Analyst ist ein Zahlenakrobat“, ergänzt Karrierecoach Guillaume Tardy-Joubert von Coaching Assembly, der früher selbst in M&A gearbeitet hat. „Sie liefern Informationen.“
Michel erzählt, dass Analysten nicht gerne an ihren Status in der Bank erinnert werden. Während ihrer Recherche bei zwei Wall Street-Banken ist Michel tatsächlich einem Analysten begegnet, der in Tränen ausgebrochen ist, als er dem Kunden als solcher vorgestellt wurde: „Du hast mich als Analysten vorgestellt“, beschwerte sich der Analyst beim Vice President.
Was Associates machen
Nach zwei oder drei Jahren als Analyst steht üblicherweise die Beförderung zum Associate auf dem Programm, erläutert Michel weiter. Dabei ähneln sich die Tätigkeiten von Analysten und Associates, abgesehen von der Tatsachen, dass Letztere natürlich wichtiger sind. Denn es obliegt ihnen, die Aufgaben der Analysten zu koordinieren“, sagt Tardy-Joubert. „Sie berichten wiederum an die Vice Presidents.“
Was Vice Presidents (VPs) machen
Gelegentlich liest man in der deutschen Presse von einem „Vizepräsidenten“ XYZ von der Deutschen Bank. Wer glaubt, dass es sich um den zweiten Mann (oder Frau) hinter Bankchef Christian Sewing handle, liegt gründlich falsch. Vielmehr handelt es sich um eine subalterne Funktion innerhalb des Investment Bankings.
Laut Michel pflegen die Vice Presidents den Kundenkontakt im Tagesgeschäft. Darüber hinaus managen sie auch die Arbeit der Associates und der Analysten. Sie haben sicherzustellen, dass die erforderlichen Finanzmodelle und Präsentationen auch fristgerecht und in entsprechender Qualität geliefert werden. Die meisten Associates werden routinemäßig nach drei bis vier Jahren zu Vice Presidents befördert.
Anschließend geraten jedoch viele in die sogenannte Vice President-Falle. Sie verbringen also ihr weiteres Berufsleben auf eben dieser Ebene. So befördert Goldman Sachs beispielsweise nur alle zwei Jahre 300 Vice Presidents zu Managing Directors. Nur zum Vergleich: Insgesamt dürfte die US-Investmentbank etwa 12.000 Vice Presidents beschäftigen. Bei der Deutschen Bank sieht es kaum besser aus.
„Ein VP hat weitaus mehr Kundenkontakt“, sagt Tardy-Joubert. „Aber er stellt auch die Brücke zu den Analysten und Associates dar – regelmäßig ist er auch für die Gestaltung der Pitchbooks verantwortlich.“ Dabei handelt es sich um diejenige PowerPoint Präsentationen, die dem Kunden vorgelegt werden und mit denen ein neues Geschäft akquiriert werden soll.
„VPs sind für das Layout der Präsentationen zuständig“, ergänzt Hatz. „Sie sind dafür verantwortlich, dass sämtliche Dokumente des Pitchbooks zusammengestellt werden und ihnen kommt eine aktive Rolle in der Ausführung von Deals zu, die durchgeführt werden.“
Was Directors und Managing Directors (MDs) machen:
Einige Banken unterhalten zwischen den Vice Presidents und Managing Directors noch die Zwischenstufe der Directors oder Executive Directors (Ds oder EDs). Allerdings wird nur eine Minderheit der Vice Presidents nach einigen Jahren zu Directors befördert. Im Idealfall sollte nach weiteren zwei Jahren die Beförderung zum Managing Director (MD) anstehen, erläutert Michel.
Doch worin besteht die Aufgaben von Directors und Managing Directors? Laut Michel bestehe ihre Hauptaufgabe darin, Geschäfte hereinzubringen. Dies schließt oftmals eine umfangreiche Reisetätigkeit ein und ist meist nicht annähernd so glamourös, wie sich das viele vorstellen. Weiter nehmen MDs die Funktion eines Abteilungsleiters wahr. Ihnen obliegt also die Führungsverantwortung für alle anderen Mitarbeiter der Abteilung. Darüber hinaus müssen sie die Zufriedenheit der Kunden sicherstellen.
Insgesamt, so fasst Michel zusammen, seien die Hierarchien in Investmentbanken deutlich flacher als viele Leute denken. Im Investment Banking würden tatsächlich die meisten Mitarbeiter nach einer gewissen Zeit regelmäßig befördert. Die Machtunterschiede würden keinesfalls überhand nehmen und alle würden an einem gemeinsamen Ziel mitarbeiten. Allerdings sei dies regelmäßig mit endlosen Arbeitszeiten und Burnout verbunden, warnt Michel.
Falls Sie eine vertrauliche Nachricht, einen Aufreger oder einen Kommentar loswerden wollen, zögern Sie nicht! Schreiben Sie einfach an Florian Hamann. fhamann@efinancialcareers.com.