Networking in Lederhosen: Wie Banker auf der Wiesn eine gute Figur machen
Der Wiesen Visitor Price Index (WVPI) erreicht auch in diesem Jahr mit einem Plus von 2,7 Prozent ein neues Allzeithoch, den die HypoVereinsbank alljährlich anlässlich des Oktoberfestbeginns am kommenden Samstag (21. September) ermittelt. In dem Münchner Leidindex fließen neben zwei Maß Bier, ein halbes Hendl und eine Fahrkarte für den Nahverkehr ein. Während die Fahrpreise auf Vorjahresniveau notierten, stiegen der Maßpreis um 3,2 Prozent auf 11,60 Euro und der Hendlkurs legte ebenfalls um 3,2 Prozent zu.
„Insgesamt scheinen die steigenden Bierpreise keinen Einfluss auf den Bierkonsum der Besucher zu haben", kommentiert HVB-Volkswirt Thomas Strobl. „Nachdem der Bierkonsum 2013 überraschend zurückging, setzte sich der Wachstumstrend, den wir bereits seit Mitte der 90er-Jahre beobachten 2018 erneut fort." Es handle sich um einen sogenanntes Giffen-Gut, das trotz konstanter Preissteigerungen weiter nachgefragt werde.
Ein wichtiger Grund für diese Szenario mag auch daran liegen, dass ein Großteil der Wiesenbesucher von Geschäftskunden zu dem Spektakel eingeladen werden, die vergleichsweise preisunempfindlich sind. Auch diverse Frankfurter - und nicht nur Münchner - Banken laden regelmäßig Kunden und Mitarbeiter zu dem Spektakel ein, wie ein Insider berichtet. Namentlich Banker von Citi und Deutscher Bank wurden dort in den zurückliegenden Jahren gesichtet.
Doch wie sollte man sich verhalten, wenn man nach München eingeladen wurde? Wir haben einen kleinen Oktoberfest-Knigge zusammengestellt, damit die Festlichkeit auch für „Saupreißen“ zum Erfolg wird.
Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig trinken
Beim Alkoholkonsum kommt es auf den goldenen Mittelweg an. Wer abstinent bleibt, stellt sich abseits, und wer zu tief in die Maß schaut, fällt womöglich ebenfalls negativ auf. Beim Maß-vollen Trinken überwiegen jedoch die Vorteile. „Man trinkt ein, zwei Maß und unterhält sich über private und geschäftliche Themen“, erzählt Personalberater Raphael Rosenfeld von Argos Advisors in München. „Es geht nicht um die Anbahnung von Neugeschäft. Man lädt Leute ein, mit denen man ohnehin Geschäfte macht. Zu fortgeschrittener Stunde ist man dann schnell beim Du, dann fällt später auch die Zusammenarbeit auf geschäftlicher Ebene leichter.“
Nicht auf den Tischen tanzen
„Ich habe beim Oktoberfest schon vieles gesehen“, warnt Personalberater Manuel Rehwald von Rehwald Associates in Königstein, der lange in München tätig war. Der Headhunter rät davon ab, es den Tischnachbarn gleich zu tun und zu vorgerückter Stunde samt Maßkrug auf dem Tisch zu tanzen. „Die Branche ist recht klein. Man muss immer im Hinterkopf behalten, dass man dort auf viele Bekannte und potenzielle Kunden trifft.“
Achten Sie auf die Zelte und Sitzplätze
Rosenfeld geht schon die Wahl des richtigen Festzeltes strategisch an. „In einigen gibt es keine Musik, da geht man dann eher zum Essen hin“, erzählt Rosenfeld. Manche Zelte seien schicker als andere. Oft bevorzugt Rosenfeld Tische auf Emporen, wo es etwas ruhiger zugehe und geschäftliche Gespräche leichter fielen.
Ohne Lederhose fällt man auf
Ein alter Bankerwitz lautet: Welche Farbe hat der hellste Anzug eines Bankers? Schwarz. Und welche Farbe hat das dunkelste Hemd eines Bankers? Weiß. Dagegen ist Geschäftskleidung auf dem Oktoberfest verpönt, versichert Rehwald. Die meisten Banker würden heute in Lederhosen oder Dirndl erscheinen. „Das hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Mittlerweile tragen etwa 90 Prozent der Finanzprofis auf dem Oktoberfest Tracht. Auch die Frankfurter hätten meist Lederhosen oder Dirndl im Schrank“, erzählt Rehwald. Doch auch Jeans und Hemd seien vollkommen in Ordnung.
Rosenheim betreibt mit seinem Herbstfest eine Miniaturausgabe des Oktoberfestes, auf dem aber ähnliche Regeln gelten. „Einige holen zum Herbstfest ihre sündhaft teuren Trachten aus dem Schrank. Da kann es schon vorkommen, dass ein Eingeborener stolz seinen Gamsbart im Wert von vielen hundert und seine Lederhose von über 1000 Euro durch das Festzelt trägt“, sagt ein zweiter Finanzprofi, der einige Jahre in Oberbayern gelebt hat. „Wer dazu gehören will, kommt oft um die Krachledernde nicht herum. Normalerweise tut es aber auch die Lederhose aus dem Discounter.“
Vorsicht vor dem Maskenball-Effekt
Allerdings ist Vorsicht geboten: Man kann nie sicher sein, wer am Nachbartisch sitzt. „Derartige Veranstaltungen haben immer auch etwas von einem Maskenball an sich. Die Leute kleiden sich nicht nachdem, was sie tatsächlich sind, sondern was sie sein möchten“, warnt Karrierecoach Gunnar Belden von der Maturias Personalberatung. „Man kann also neben dem CEO eines Konzerns sitzen, der sich volkstümlich geben will, oder auch neben einem kleinen Mann, der einen auf dicke (Leder)-Hose macht.“
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