GASTBEITRAG: Ich habe diverse offene Trading-Jobs bei Hedgefonds, aber ich finde niemanden dafür
Als Headhunter bin ich auf Systematic Trading-Jobs bei Hedgefonds spezialisiert. In dem Segment bin ich stark. Falls Sie ein Systematic-Trader in London oder New York sind, dann sollten Sie von mir gehört haben. Falls Sie diese Zeilen hier lesen, dann sollten Sie auch dringend über einen Jobwechsel nachdenken.
Denn zurzeit muss ich diverse Stellen besetzen, aber niemand zeigt sich daran interessiert. Im Januar mag sich die Situation entschärfen. Denn 50 bis 75 Leute haben mir gesagt, ich könne mich Anfang 2018 noch einmal bei ihnen melden. Doch in der Zeit von Ende November bis Weihnachten ist der Arbeitsmarkt von Hedgefonds noch ruhiger als der für Investmentbanker.
Dafür gibt es allerdings auch gute Gründe. Zunächst blicken viele Trader mit Sorgen in die Zukunft, vor allem im Segment Global Macro. 2017 war kein gutes Jahr und die Leute wollen es ausklingen lassen und keinen Jobwechsel riskieren. Manche hoffen auch noch auf einen guten Bonus – da werden sie wohl enttäuscht werden. Kaum jemand verdient derzeit richtig Geld.
Die wahre Gefahr besteht darin, dass die Flaute auf dem Arbeitsmarkt über den Januar hinaus andauert. Diejenigen Trader, die in diesem Jahr kein Geld verdienen, werden auch im kommenden Jahr nicht allzu schnell wechseln. Niemand wagt einen Arbeitsplatzwechsel nach einem schlechten Jahr. Außerdem wird sie auch niemand einstellen.
Trotz alledem planen quantitativ ausgerichtet Fonds Neueinstellungen. Allerdings verhalten sie sich aus verständlichen Gründen vorsichtig: Sie wollen einfach nicht irgendwen einstellen. Die meisten wollen ein oder zwei Trader anheuern, die mit den Strategien des jeweiligen Fonds vertraut sind. Ihre Einstellungswünsche fallen überaus speziell aus und es obliegt Leuten wie mir, sie zu besetzen.
Damit kommen wir zum nächsten Problem: Die besten Quant-Trader sind die wechselunwilligsten Leute im gesamten Markt. Denn bei quantitativ ausgerichteten Fonds gelten besonders restriktive Konkurrenzausschlussklauseln. Dagegen sind die sechsmonatigen Kündigungsfristen bei Investmentbanken eine Kleinigkeit. Derzeit versuche ich jemanden von Two Sigma abzuwerben, der eine fünfzehnmonatige Konkurrenzausschlussklausel besitzt. Selbst wenn er im Januar kündigen sollte, steht er nicht vor Mitte 2019 zur Verfügung (und ich erhalte meine Gebühren).
Doch es könnte noch schlimmer kommen: Es gibt sogar Quant-Trader mit zweijährigen Konkurrenzausschlussklauseln.
Dies erschwert Hedgefonds ungemein, neues Personal zu finden. Um der Konkurrenz Mitarbeiter abzujagen, müssen die Fonds tief in die Tasche greifen. In schlechten Jahren fällt so etwas natürlich besonders schwer. Falls aber die Geschäfte 2018 anziehen sollten, dann werden die Investmentbanken vermehrt einstellen. Hedgefonds und Investmentbanken zielen dabei auf unterschiedliche Leute: Hedgefonds lieben den Typ „einsamer Wolf“, der Tradingideen eigenständig entwickeln kann. Dagegen wünschen sich die Banken Teamplayer. Falls Sie mich überzeugen können, zur ersten Gruppe zu gehören, dann kann ich Sie vielleicht meinen Kunden vorstellen. Falls Sie mich jedoch nicht überzeugen, dann werde ich hier weiter herumsitzen und Leute davon überzeugen zu versuchen zumindest 2019 zu wechseln.
Bei James Smart handelt es sich um das Pseudonym eines Londoner Headhunters, der auf Systematic Trading spezialisiert ist.