Der traurige Status der Executive Directors in Frankfurter Investmentbanken
Sie haben den Aufstieg über Analyst, Associate und Vice President zum Executive Director geschafft. Sie sind wie Ikarus, der der Sonne zum Greifen nahekam und doch scheiterte. Denn den meisten Executive Directors bleibt der ultimative Karrieresprung zum Managing Director verwehrt. Entsprechend macht sich Frustration unter den Betroffenen in den Frankfurter Bankentürmen breit.
„Richtig gute Leute sitzen fünf Jahre und mehr auf der Stufe eines Executive Directors fest und haben fast keine Chance zum Managing Director aufzusteigen“, berichtet Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt. Plötzlich finden sie sich in einem Karrieredilemma wieder: Der begehrte Aufstieg zum MD bleibt verwehrt und für einen Absprung zu Private Equity oder Corporates seien die mittlerweile langgedienten Investmentbanker einfach zu alt.
Auch der Wechsel auf eine Managing Director-Stelle bei einer anderen Investmentbank komme selten in Frage. „Meist besetzen die Frankfurter Investmentbanken offene Managing Director-Positionen intern“, weiß Tamm. Entsprechend niedrig fielen die Chancen externer Bewerber aus.
„Es war schon immer schwierig zum Managing Director aufzusteigen, deswegen staut es sich traditionell auf den Karrierestufen des Directors und Vice Presidents“, bestätigt Headhunter Rolf Behrens von Banking Consult in Frankfurt. „Viele Managing Directors haben sich in ihrer Position häuslich eingerichtet und daher keinen Grund zu gehen, wenn nicht gerade ein Wettbewerber mit einem guten Angebot vorbeikommt.“ So würden gelegentlich neue Wettbewerber in den Markt oder einen neuen Sektor drängen und dafür einen Managing Director oder sogar ein ganzes Team abwerben.
Tatsächlich ist im Juli Michael Müller, der bei Metzler als Managing Director das M&A-Geschäft verantwortete, zur chinesischen Investmentbank CICC gewechselt, die in Frankfurt ein neues Team aufbaut.
„Es gibt schon Bewegung, aber eben nicht viel“, kommentiert Behrens. Die Problematik habe sich in den zurückliegenden Jahren verschärft, weil die klassischen Ausstiegswege für Investment Banking-Seniors zu Private Equity-Gesellschaften oder Corporate M&A-Teams heute immer häufiger versperrt seien. „Private Equity-Gesellschaften und Corporates sind mittlerweile auf diesen Karrierelevels gut besetzt. Sie brauchen eigentlich eher Analysten und Associates, die die Arbeit erledigen.“
Die Verschärfung zeige sich auch an der wachsenden Zahl der Executive Directors. Früher habe es Hingegen nur Directors und Managing Directors gegeben. „Die Banken haben mit dem Executive Director eine Zwischenstufe eingezogen, um den Directors eine weitere Perspektive zu geben“, sagt Behrens.
Laut Tamm sind der Geschäftsbereich M&A und die amerikanischen Investmentbanken in Frankfurt von dem Problem besonders betroffen. Bei Häusern wie Goldman Sachs würde die Mehrzahl der Einsteiger noch auf niedrigerer Karrierestufe zu Private Equity-Gesellschaften oder den M&A-Abteilungen von Corporates abspringen – solange dies noch möglich ist. Aus diesem Grund müssten die gleichen Banken Juniors von der Konkurrenz abwerben. „Wenn sie aber bei der Investmentbank nicht als Analyst begonnen haben, dann fällt der Sprung vom Executive zum Managing Director ungleich schwerer als wenn Sie Ihre gesamte Karriere dort verbracht haben“, erläutert Tamm.
Besonders geringe Wechselambitionen zeigen Tamm zufolge die Managing Directors der renommierten US-Banken, von denen sich ein Wechsel zu einer weniger angesehenen Bank selten lohne. Weiter würden viele Managing Directors den Kundenkontakt und ihre Geschäfte argwöhnisch gegen aufstrebende Executive Directors verteidigen. Der Umstand, dass es bei einigen Investmentbanken wie etwa Citi in Frankfurt viele MDs auf relativ wenige Kunden kämen, würde das Problem weiter verschärfen.
„Investmentbanken sind ein äußerst politischer Ort“, kritisiert Tamm. Wenn ein Manager von einer anderen Bank komme, würde er oft seine Vertrauten mitbringen. „In einer solchen Situation kann es dann vorkommen, dass eine offene Position eines Managing Directors doch einmal extern besetzt wird.“
Schließlich würden noch viele Vice Presidents derart mit ausführenden Tätigkeiten wie der Modellierung und der Erstellung von Kundenunterlagen belastet, dass sie kaum die Zeit zum Aufbau eigener Geschäfte fänden. „Und wer kein eigenes Geschäft vorweisen kann, hat kaum Chancen, zum Managing Director befördert zu werden“, sagt Tamm. „Selbst wenn es sich um richtig gute Leute handelt.“ Ihnen droht ein ähnlich trauriges Schicksal wie Ikarus, der es so weit gebracht hatte und doch abstürzte.
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