Commerzbank kommt bei Personal- und Kostenabbau kaum voran
Die Commerzbank will sich gesund sparen und tausende Stellen abbauen – eigentlich. Doch bei einem Blick auf die Mitarbeiterentwicklung zeigt sich ein anderes Bild. Im dritten Quartal hat sich die Zahl der Beschäftigten sogar um 395 auf gut 49.000 Mitarbeiter erhöht. Besonders kräftig legte die Commerzbank im Ausland mit 230 neuen auf gut 12.700 Mitarbeiter zu. In Deutschland wuchs die Zahl um 165 auf gut 36.400 Beschäftigte. Da im dritten Quartal normalerweise Hochschulabsolventen und Banklehrlinge anfangen, stellt es allerdings einen Sonderfall dar.
Doch auch im Jahresvergleich geben die Beschäftigtenzahlen nur leicht nach. Binnen Jahresfrist hat die Bank gerade einmal 48 Stellen abgebaut. Während im Inland gut 400 Jobs wegfielen, kamen im Ausland fast 360 Stellen hinzu. Entsprechend gering fielen die Einsparungen aus. In den ersten neun Monaten des Jahres ließ die Commerzbank für ihre Mitarbeiter noch gut 2,6 Mrd. Euro springen, was lediglich 3,4 Prozent weniger als im Vorjahr gewesen sind.
Unterdessen kletterten die Sachkosten um 7,1 Prozent auf fast 2,3 Mrd. Euro. Besonders stark legten die IT-Aufwendungen mit 14,8 Prozent auf 483 Mio. Euro zu. Beim Analysten-Call verteidigte Finanzchef Stephan Engels die wachsenden Ausgaben als Investitionen in die Zukunft. Der Höhepunkt sei dabei allerdings 2017/18 erreicht worden. Im kommenden Jahr sollen die IT-Kosten wieder sinken.
Insgesamt rechnet die Commerzbank für 2018 mit Verwaltungskosten von 7,1 Mrd. Euro. Um das Kostenziel von 6,5 Mrd. Euro im kommenden Jahr zu erreichen, muss die Bank also noch empfindliche Einschnitte vornehmen.
Ertragsseitig hat die Bank vor allem in ihrem Firmenkundengeschäft zu kämpfen. Die Erträge verminderten sich im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,1 Prozent auf 903 Mio. Euro. Im Bereich Equity Markets & Commodities, den die Bank abstoßen will, purzelten die Erträge sogar von 80 auf nur noch 52 Mio. Euro. Während die Erträge im Geschäft mit Großunternehmen um 6,3 Prozent auf 208 Mio. Euro nachgaben, legten sie im Geschäft mit Mittelstandskunden um 2,5 Prozent auf 457 Mio. Euro und mit Finanzdienstleistern um 7,5 auf 115 Mio. Euro zu.
Besser lief es dagegen im Filialgeschäft. Hier verminderten sich die Erträge zwar um 11,4 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro, allerdings waren in das Vorjahresergebnis Sondereffekte wie der Verkauf von Immobilien im Wert von rund 500 Mio. Euro eingeflossen. Ohne Sondereffekte wären die Erträge im Vorjahresvergleich um 9,3 Prozent gewachsen.
Unter dem Strich hat die Commerzbank in den ersten neun Monaten vor Steuern gut 1 Mrd. Euro verdient. Sorgen bereitet unterdessen die Entwicklung der Aufwands-Ertrags-Quote im operativen Geschäft. Sie legte im Firmenkundengeschäft von 71,3 auf 77,2 und im Filialgeschäft von 76,8 auf 79, 5 Prozent zu.
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