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GASTBEITRAG: Der miese Kaffee bei meiner Bank sagt viel über die Kultur aus

Viele Jahre meiner Karriere habe ich im Handelssaal einer Bank verbracht. Bis zur letzten Woche hielt ich die dortigen Verhältnisse für ganz normal. Das Meer von Bildschirmen, die Masse von Leuten und der Hauch von Schweiß in der Luft hielt ich für cool – bis ich eine Tech-Firma besuchte.

Ich werde nicht verraten, um welches Unternehmen es sich dabei handelte; es ist eines der großen und liefert Essen. Noch nie war ich so neidisch auf ein Büro. Es war voller Pflanzen, die Computerbildschirme neu, es gab natürliches Licht, auf dem Dachgarten konnten die Mitarbeiter ihr Essen einnehmen und es gab sogar volle Bücherschränke, so dass sich die Beschäftigten Romane ausleihen konnten. Etwa ein Viertel des Großraumbüros wurde von Beistelltischen und Sofas eingenommen. Jeder durfte arbeiten, wo immer er wollte, und wer ein ruhiges Plätzchen benötigte, um etwas zu erledigen, der konnte es bekommen.

Ich war überrascht. Jetzt realisiere ich, dass ich während meiner ganzen Karriere in einer kulturellen und ästhetischen Leere gearbeitet habe. Der Handelssaal ähnelt eher einem Dschungel, in das kaum jemals Tageslicht eindringt, seitdem die Bank hunderttausende ausgegeben hat, um die Büros der Managing Directors (MDs) an die Fenster zu verlegen. Jetzt bekommen die MDs das gesamte Tageslicht und der Rest von uns muss sich mit sehr hellem Kunstlicht begnügen, während wir auf die verschiedenen (alten und bis zu acht) Computerbildschirme starren.

In meiner Bank stellt sich überhaupt nicht die Frage, ob man seinen Arbeitsplatz verlässt, um in einem Buch zu blättern oder sich auf einem Sofa niederzulassen. Vielmehr gilt man als unproduktiv, wenn man seinen Arbeitsplatz verlässt. Wir dürfen unser Mittagessen nicht auf dem Balkon einnehmen. Womöglich fürchten sie, dass wir herunterfallen oder springen. Das Umfeld ist einfach ungesund.

Wer mir nicht glaubt, sollte einmal unseren Kaffee probieren. Zwar haben wir eine Maschine, die kostenlos Kaffee bereitet, aber das Gebräu schmeckt wie Chlor. Daher können wir auch käuflich Kaffee an einigen Orten innerhalb des Gebäudes erwerben, doch überall schmeckt der Kaffee verbrannt, zu heiß oder zu kalt. Das ändert sich ständig, weil die meisten Leute keine Ahnung haben, wie man so etwas zubereitet. Darüber hinaus sind die Preise Wucher, weil die Verkäufer das meiste aus ihrer gefangenen Kundschaft herauspressen wollen. Die meisten Kollegen besorgen sich daher ihren Kaffee von außerhalb, was auf eine Verschwendung von Zeit und Produktivität hinausläuft.

Zum Vergleich: Als ich das schicke, grüne Start-up-Büro besucht habe, wurde ich sofort nach meinem Getränkewunsch gefragt. Dann wurde ich in einen offenen Bereich mit Kühlschränken voller Getränke geführt. Dort gab es Nespresso-Kaffeemaschinen, die perfekten Kaffee produzierten und es gab gefiltertes Wasser. Natürlich war dies alles kostenlos und ich konnte mich komfortabel hinsetzen und meinen Kaffee genießen.

Diese Erfahrung hat meine Einstellung geändert. Jetzt weiß ich, was ich die ganze Zeit vermisst habe. Mittlerweile ist mir klar, wie altmodisch das Umfeld in Banken ist. Solange sich die Banken nicht anpassen und modernisieren, wird kaum jemand noch in dieser Branche arbeiten wollen. Die Büros sind uninteressant, das Umfeld ist oft negativ und auch die Bezahlung ist nicht mehr so wie früher.

Viele Investoren halten Tech-Unternehmen für überbewertet, doch ich sehe das anders: Die Marktkapitalisierung von Apple ist größer als die von Bank of America, JP Morgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs, weil seine Mitarbeiter einfach motivierter sind. Dies zeigt sich auch an den Produkten, mit denen Apple auf den Markt drängt. Unterdessen besitzen die Leute auf der Sell-Side nicht einmal effiziente Technologien, um zu Traden oder Trades zu buchen. Selbst unsere Versionen von Microsoft sind veraltet. Bei all den Problem stellt besserer Kaffee nur eine Kleinigkeit dar, aber es wäre ein Anfang.

Bei Vasili Kenward handelt es sich um ein Pseudonym. Er arbeitet als Vice President bei einer US-Bank.

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AUTORVasili Kenward

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