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Der Trick, wie die Commerzbank trotz niedriger Boni ihre Investmentbanker hält

Bei der Work-Life-Balance scheint die Commerzbank zu punkten (Foto: Getty Images)

„Aus internen Gründen und wegen der geschäftlichen Entwicklung kann die Commerzbank kaum Boni zahlen“, erzählt Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt. Die traditionell hohen Boni im Investmentbanking würden bei der übrigen Belegschaft schlecht ankommen und die Bank habe mit ihrer Profitabilität zu kämpfen, weshalb satte Boni den Aktionären – wozu auch die Bundesregierung zählt – aufstoßen dürften. „Daher zahlt die Commerzbank ein relativ hohes Gehalt und einen Bonus, der eher einem 13. Monatsgehalt entspricht“, sagt Tamm. „Das ist bei der Commerzbank sogar bis hinauf zum Director-Level der Fall.“

„Die Commerzbank ist für ihre mickrigen, bis kleinen Boni bekannt“, bekräftigt ein anderer Headhunter aus Frankfurt, der lieber anonym bleiben möchte. Die Commerzbank wollte hierzu keine Stellungnahme abgeben.

Bei einem Blick in den Vergütungsbericht der Commerzbank für 2017 fällt tatsächlich der geringe Anteil der Boni auf. So gewährte der Konzern seinen 2166 Investmentbankern durchschnittlich gerade einmal Boni in Höhe von 19 Prozent der Festgehälter – bei den 300 privilegierten Risikoträgern der Sparte waren es zumindest 37 Prozent. Wenn man die Risikoträger aus den übrigen Investmentbankern herausrechnet, verringert sich der Bonusanteil der normalen Investmentbanker auf 13 Prozent.

Mithin fallen die Boni bei der Commerzbank vergleichsweise bescheiden aus. So erhielten die gut 17.000 Corporate and Investmentbanker der Deutschen Bank 2017 Boni in Höhe von 54 Prozent der Festgehälter. Bei den 984 Risikoträgern der Sparte waren es sogar 152 Prozent - und das obwohl die Deutsche Bank Verluste generierte.

Auch in absoluten Zahlen fällt der Unterschied gewaltig aus. Während ein gelber Investmentbanker 2017 eine durchschnittliche Gesamtvergütung von gut 154.000 Euro kassierte, strich sein blauer Kollege fast 225.000 Euro ein. Bei beiden Banken sind übrigens die Mitarbeiter aus dem Middle und Back Office enthalten.

Von daher verwundert, es wenig, dass auf der Website Glassdoor so mancher Mitarbeiter seinem Ärger Luft macht: „Keine Gehaltsanpassungen seit Jahren. Der Bonus wird seit Jahren nicht angepasst", klagt einer. „Bezahlung ist unterdurchschnittlich. Dienstwagen, Handys müssen unüblicherweise selbst bezahlt werden. Keine kostenlosen Getränke. Kein Jobticket. Seit Jahren keinen leistungsorientierten Bonus oder nennenswerte Gehaltsanpassung (Gehalt schrumpft unter dem Strich sogar)", schreibt ein anderer. Umgekehrt loben diverse Mitarbeiter die Work-Life-Balance. Angesichts der Klagen verwundert es, dass die Commerzbank keinen Exodus erleidet.

„Tatsächlich verlassen relativ wenige Investmentbanker die Commerzbank“, erzählt Tamm. „Wenn ich da anrufe, dann lachen manche sogar: ‚Wir haben unsere Arbeitszeit den Gehältern angepasst.‘ Es gibt wohl wenige Investmentbanker mit einer so guten Work-Life-Balance wie bei der Commerzbank“, erzählt die Personalexpertin.

„Die Wechselwilligkeit der Investmentbanker der Commerzbank ist sehr gering. Selbst wenn ihnen ein konkretes Angebot vorliegt, sind viele kaum zu einem Wechsel zu bewegen. Ihre Messlatte liegt einfach viel zu hoch“, wundert sich der andere Headhunter. Angesichts der schwierigen Lage müssten eigentlich viel mehr Commerzbanker aktiv nach Alternativen suchen. Der Headhunter bestätigt: „Es ist schon richtig: Die Arbeitszeiten fallen bei der Commerzbank vergleichsweise gering aus. Das gilt aber nicht nur fürs Investmentbanking, sondern für die gesamte Bank.“

„Es stimmt schon, dass die Commerzbank vergleichsweise niedrig zahlt, dafür fällt die Work-Life-Balance besser aus. Man kann einfach nicht beides verlangen", sagt ein ehemaliger Mitarbeiter aus dem Middle Office. „Natürlich kommen Überstunden vor, verlangt werden sie aber nicht. Es ist sogar so, dass wenn man im Investment Banking um 8 Uhr kommt und erst um 18.30 Uhr geht, man angewiesen wird, dass wer früher anfängt, auch früher gehen dürfe." Flexibilität und die Möglichkeit zum Home Office fielen für die Verhältnisse im Corporate and Investment Banking sehr gut aus.

Hierfür spricht auch das gute Abschneiden der Commerzbank bei der Arbeitszeitumfrage, die kürzlich die US-Website „Wall Street Oasis“ unter Investmentbankern angestellt hat. Demnach gaben die Teilnehmer der Commerzbank an, 2018 durchschnittlich 65 Stunden pro Woche gearbeitet zu haben. Nur zum Vergleich: Bei Deutscher Bank und Goldman Sachs waren es zwischen 74 und 75 Stunden und bei den Boutiquen Evercore und Moelis sogar mehr als 80 Stunden. Kein Wunder, dass da so mancher Commerzbanker auf etwas Bonus verzichten kann.

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AUTORFlorian Hamann Redakteur für Deutschland & die Schweiz

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