Wie der Brexit Bankerboni in London und Frankfurt bedroht
Bei vielen US-Banken in London und Frankfurt erfahren die Mitarbeiter jetzt, wie hoch ihr Bonus für 2018 ausfällt. Morgan Stanley, Goldman Sachs und JP Morgan werden die Zahlen in den kommenden Tagen verkünden. Bei Citi und der Bank of America soll sogar morgen der Stichtag sein.
Wenn Sie als Senior Investmentbanker bei diesen Instituten arbeiten, liegen die Summen oft bei sechs-, manchmal sogar bei einer siebenstelligen Zahl. Allerdings wird nur ein Teil davon in Cash ausbezahlt. 2017 hat Goldman Sachs den 535 sogenannten Risikoträgern ihrer Investmentbank rund 100.000 Dollar (87.000 Euro) in bar überwiesen. Für das gleiche Jahr hat Morgan Stanley den 322 Risikoträgern in ihrem institutionellen Wertpapiergeschäft durchschnittlich 118.000 Pfund (132.000 Euro) in bar gezahlt. Aller Voraussicht nach dürften die Boni in diesem Jahr ähnlich, wenn nicht sogar höher ausfallen.
Anders als aktienbasierte Boni, die über drei Jahre gestreckt gezahlt werden, landen die Barboni üblicherweise direkt auf den Konten. Das erste Problem dabei: Dort kommen sie in der Regel erst Mitte Februar an. Angesichts der sich überstürzenden Ereignisse kann in dieser Zeit eine Menge passieren. Das zweite Problem: Die US-Banken gewähren die Boni ihren europäischen Mitarbeitern in Dollar und nicht in Pfund oder Euro. Das damit einhergehende Währungsrisiko fällt dieses Jahr beträchtlich aus.
Der erste Termin steht heute Abend um 20 Uhr an. Falls die britische Premierministerin Theresa May die Abstimmung über den Brexit mit mehr als 100 Stimmen aus dem eigenen Lager verliert, dann wird sich dies laut Experten „negativ auf das Pfund auswirken“. Falls es sogar mehr als 200 Stimmen sein sollten, werden Neuwahlen und eine von Jeremy Corbyn geführte Labour-Regierung immer wahrscheinlicher. Unter einer Linksregierung könnte das Pfund sogar vom aktuellen Stand von 1,28 Dollar auf 1,15 bis 1,20 Dollar fallen.
Damit besteht das Risiko, dass die Mitarbeiter der US-Banken in London 11 Prozent ihres Barbonus verlieren, bevor dieser ihre Konten überhaupt erst erreicht und in eine andere Währung gewechselt werden kann.
Die Frankfurter Kollegen bei den US-Banken sollten sich indes nicht zu früh ins Fäustchen lachen. Zwar liegt das Risiko beim Pfund deutlich höher, doch auch der Euro könnte bei einem Brexitchaos gegenüber dem Dollar unter Druck geraten.
So mancher Beobachter setzt jedoch auf den gegenteiligen Effekt. So wettet Hedgefondsmanager Crispin Odey jetzt, dass eine Absage des Brexits dem Pfund gegenüber dem Dollar eine Rally bescheren könne. Die Mitarbeiter der US-Banken in London können nur hoffen, dass Odey recht behalten wird.