Goldmans neuer Dresscode: „Heute trage ich meine Jeans“
Heute beginnt bei Goldman Sachs eine ganz neue Ära. Erst gestern hatte Konzernchef David Solomon seinen Mitarbeitern mitgeteilt, sie seien fortan „in gewissen Grenzen“ frei bei der Wahl ihrer Arbeitskleidung. „Jeder von uns weiß, was am Arbeitsplatz nicht angemessen ist“, ergänzte er. Die Zeit der Anzüge scheint vorüber zu sein. Kehrt jetzt der Individualismus bei der US-Bank ein?
Auch wenn es noch ein wenig früh für ein Urteil ist, spricht einiges dafür, dass sich die Goldmänner für Jeans entscheiden. „Von Montag bis Donnerstag habe ich meinen Anzug getragen – wie üblich“, sagt eine Führungskraft. „Aber heute trage ich Jeans mit Hemd und Pullover.“
Vielleicht wird es bald in den Klamottenländen von New York, London und Frankfurt von Goldmännern und -frauen wimmeln. Doch einiges spricht dafür, dass sie bereits einiges für den „Casual Friday“ im Schrank hängen haben. „Ich trage meine Freitagskleidung an einem Mittwoch“, ergänzt der gleiche Goldman Sachs-Mitarbeiter.
Die Vorkämpfer für die Kleidungs-Revolution bei Goldman Sachs dürften wohl in den IT- und Strats-Abteilungen zu finden sein. Doch einige Front Office-Mitarbeiter rümpfen über die Modefehlgriffe ihrer Kollegen nur die Nase. „Hier gibt es einen Strategist, der ein T-Shirt trägt und lange Haare hat“, klagt ein Trader. „Aber er stellt nicht die Norm dar.“
Inzwischen kann auch Solomon selbst als Stilikone für den Mann eines gewissen Alters herhalten. „Solomon trägt nie Krawatte“, erzählt ein Insider. „Manchmal trägt er sogar eine Patagonia Weste.“ Jeder künftige Stilwechsel des Chefs dürfe von den Mitarbeitern aufmerksam verfolgt werden.
Bis dahin scheint Mann mit Jeans auf der sicheren Seite zu sein. Doch Jeans ist nicht gleich Jeans. Wer als Mann über 30 Jahre alt ist, sollte bei Goldman Sachs nicht zu enge Klamotten tragen. Freizeithosen von Ralf Lauren scheinen zu den Favoriten zu zählen - „eng genug, gute Form“, gefolgt von Marken wie Vineyard Vines.
Während einige Mitarbeiter sich in der Wochenmitte über den Jeansstoff auf ihrer Haut freuen, halten andere den neuen Dresscode für keine große Angelegenheit. „Alles ist wie zuvor“, erzählt ein Top-Trader. „Vielleicht werden die Leute seltener Krawatte tragen, aber intern schert sich niemand darüber. Die Reaktion darauf ist hier recht ambivalent ausgefallen.“
Allerdings befürchtet so mancher von den älteren Goldmännern, dass Solomons Ruf unter dem Schritt leiden könne. „Das stellt eine Generationenfrage dar“, sagt einer. „Er macht das, um Talente zu halten. Die meisten der Goldman Sachs-Mitarbeiter sind mittlerweile unter 30.“
„Das stellt einen großartigen Schachzug von Solomon dar“, jubelt ein anderer Banker. „Das kostet gar nichts und verbessert die Stimmung. Ich denke, wird sind nur die ersten und auch die meisten Kunden tragen bereits casual.“