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„Die Leute beginnen zu denken, dass in London nichts mehr geht“

Auch ohne das leidige Thema Brexit war es keine gute Woche für Londoner Banker. Zunächst hat die japanische Bank Nomura ihr Credit Trading zurechtgestutzt und dann verkündete die französische Großbank Société Générale einen heftigen Personalabbau. Auch bei Barclays dürften Einschnitte im Trading anstehen und bei einer Fusion von Deutscher und Commerzbank würde auf die Banken einer der größten Abbaumaßnahmen des vergangenen Jahrzehnts zukommen.

In einem solchen Umfeld sorgt die Aussicht auf eine Verschiebung des Brexits auf vielleicht Juni 2019 für wenig Begeisterung in der Londoner City. Ebenso wenig begeistert die Möglichkeit einer weiteren Brexit-Verschiebung unter einem neuen Premierminister. Für Banker oder Trader ohne Job ist das besonders schmerzhaft.

„Die Stimmung in London befindet sich im freien Fall“, erzählt ein Fixed Income-Headhunter aus London, der lieber anonym bleiben möchte. „Keine Bank stellt noch ein und jede Woche, die verstreicht, sehe ich immer mehr Leute, die einen Wechsel nach Paris oder Frankfurt erwägen.“

Nach der jüngsten Studie der Denkfabrik New Financial zählen Frankfurt und Paris zu den größten Gewinnern eines Brexits. Rund 40 Finanzdienstleister haben entweder Mainhattan oder die französische Hauptstadt für ihre EU-Zentralen gewählt.

„Die Stimmung in Frankfurt ist einfach viel positiver [als in London]“, erzählt ein Londoner Headhunter, der ein Büro in Frankfurt eröffnet hat. „Es gibt dutzende von Unternehmen, die dort mittelfristig wachsen wollen. Frankfurt ist ein Wachstumsmarkt: Jobs in Frankfurt gelten als stabiler. Dagegen steht London im Ruf unbeständig zu sein.“

Personalvermittler Nils Wilm von Bankenwelt Executive Search in Frankfurt teilt diesen Enthusiasmus. Der Frankfurter Markt sei dynamisch. „Britische, amerikanische und japanische Banken stellen alle in Frankfurt ein. Da gibt es ein Momentum.“

Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley und UBS gehören zu den Banken, die wegen des Brexits Jobs nach Frankfurt verlagern. Die meisten planen Sales und Trading Operations in der Stadt aufzubauen. Doch tatsächlich konzentrierten sich die Neueinstellungen bislang auf Compliance und Risikomanagement. Allerdings wurden angeblich schon hunderte Londoner Banker vor die Wahl gestellt, entweder nach Frankfurt umzuziehen oder zu gehen, sobald der Brexit stattfindet. Gestern hatte die Financial Times aufgezählt, wie die Banken zu vermeiden suchen, tatsächlich Trader und Rollen mit Kundenkontakt umzusiedeln, indem sie z.B. Back-to-Back-Geschäfte tätigen oder eine Form von Strohmännern einsetzen. Doch die Aufsichtsbehörden verlangen, dass tatsächlich das entsprechende Personal in die EU verlagert wird.

Doch nicht alle glauben, dass Frankfurt übermäßig vom Londoner Aderlass profitieren wird. Laut Headhunter Tim Zühlke von FRED Executive Search komme der globale Kostendruck auch in Deutschland an. Zuletzt hätten sich die Neueinstellungen aufgrund des Brexits verlangsamt. Und wenn die Fusion von Deutscher und Commerzbank tatsächlich komme, werde der Arbeitsmarkt mit arbeitssuchenden Bankern überflutet werden. Darüber hinaus werden Banker mit einer Vergütung von mehr als 234.000 Euro nach einer Gesetzesnovelle nicht länger vom rigiden deutschen Kündigungsschutz profitieren.

Auch Paris muss erst noch den angekündigten Abbau von 700 Jobs bei der Société Générale verkraften. Unterdessen erwarten Marktbeobachter, dass die BNP Paribas in Kürze ebenfalls ein Kostensenkungsprogramm ankündigen werde.

Doch selbst wenn Londoner begehrliche Blicke auf Kontinentaleuropa richten, heißt das noch lange nicht, dass sie tatsächlich zu einem Umzug bereit sind. Daher hat Willms es auch aufgegeben, Londoner Kandidaten zu einem Umzug zu bewegen. 80 bis 90 Prozent würden dies ablehnen, weil Frankfurt einfach einen kleineren Cluster darstellt.

Doch dies könnte sich rasch ändern. Denn wenn die US-Banken ihr Geschäft von London nach Kontinentaleuropa verlagern, könnten hier die Gehälter steigen. Er kennt einen Fall, bei dem ein Mitarbeiter eine Gehaltsverdoppelung erhalten hat, als er kündigen wollte. „Neue Leute zu finden, ist schwierig hier. Die Banken wissen das auch und gehen davon aus, dass neue Leute immer schwieriger zu finden sind. Daher lassen sie die Leute ungern weg.“

Derweil müssen ihre Londoner Kollegen die Hölle der Unsicherheit erdulden. „Wenn Sie jetzt in der City Ihren Job verlieren, dann müssen Sie von dem Geld leben, das Sie in den vergangenen fünf Jahren angespart haben“, sagt der Fixed Income-Headhunter. „Hier läuft nichts. Die Leute beginnen zu denken, dass in London nichts mehr geht.“

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AUTORSarah Butcher Globale Redaktionsleiterin mit Sitz

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