Wie ein 39jähriger bei der Deutschen Bank auf Angriff schaltet
Die meisten Bankenfusionen führen namentlich im Corporate and Investmentbanking zu „negativen Synergien“. Dies liegt einmal daran, dass die Kunden gerne ihre Bankverbindungen diversifizieren. Daher werden die Gebühren, die Unternehmen einer fusionierten Deutschen Commerzbank zahlen, nicht einfach die Summe der bisherigen Erträge sein. Zum anderen sehen die Wettbewerber in jeder großen Fusion eine Gelegenheit, aggressiv um deren Kunden zu werben und ihnen das ein oder andere Geschäft abzujagen. Schließlich sind viele Mitarbeiter der betroffenen Banken mit internen Problemen beschäftigt.
Doch für den ehrgeizigen Chef des Transaction Bankings der Deutschen Bank Stephan Hoops „ergeben eins plus ein zwei, auch wenn einige ,hilfreiche‘ französische und amerikanische Banken hoffen, dass das nicht der Fall ist.“ Vielmehr würden „überschneidende Kunden die doppelte Aufmerksamkeit genießen“. Daher hoffe er, die Erträge des Transaction Bankings der fusionierten Deutschen Commerzbank zu verdoppeln. Angesichts der Tatsache, dass die Erträge in den zurückliegenden beiden Jahren gefallen sind, stellt dies schon eine steile These dar. Dazu trug auch bei, dass die Deutsche Bank aus Compliance-Gründen einige Beziehungen zu Korrespondenzbanken aufgeben musste.
Dagegen versucht Herr Hoops die Ressourcen zu erhalten, um seine aggressive Ankündigung in die Tat umzusetzen. Denn das Global Transaction Banking ist von dem Personalabbau- und Kostensenkungsplänen des Deutsche Bank-Chefs Christian Sewing kaum betroffen. Es gilt als eine der Kronjuwelen der Deutschen Bank, die für „stabilere“ Erträge sorge als Trading und Underwriting. Ob die Fusion kommt oder nicht, Hoops soll 300 neue Leute und 200 Mio. mehr Aufwand erhalten. Darunter dürften indes auch einige Programmierer fallen, die vom elektronischen Handel in den Zahlungsverkehr verschoben werden.
All dies erklärt, wieso die traditionellen Regeln hier nicht unbedingt gelten. Wer wie der 39jährige Hoops in jungen Jahren Karriere macht und offenbar vom Konzernchef protegiert wird, sollte bei einer derart bedeutenden strategischen Entscheidung nicht bei der erstbesten Gelegenheit davonlaufen. Hoops hofft offenbar, dass all die neuen Ressourcen ihm dabei helfen werden, die negativen Effekte der Fusion zu kompensieren und die traditionellen Regeln einer Bankenfusion außer kraft zu setzen. Wenn man so etwas zu einem Zeitpunkt sagt, an dem viele Aktionäre einer solchen Fusion mit Argwohn gegenüberstehen, dann hilft man seinem Chef. Manchmal stellt es nicht die schlechteste Idee dar, ein wenig viel zu versprechen…