GASTBEITRAG: Je länger Sie im Banking arbeiten, desto mehr geben Sie für Urlaub aus
Wie Sie sicher wissen, handelt es sich beim Investment Banking um eine Branche mit langen Arbeitszeiten und potenziell abruptem Karriereende. Um zu überleben, folgen viele Banker dem Motto: Arbeite hart und feiere kräftig (und manchmal auch kräftiger).
Besonders junge Banker beherrschen diese Kunst. Ich kenne Leute, die unter der Woche wenig schlafen und das ganze Wochenende durchfeiern, um am Montagmorgen für eine weitere schlaflose Woche zur Arbeit zurückzukehren. Keine Frage, ein solcher Lebensstil kann nur wenige Wochen aufrechterhalten werden.
Sobald Sie den 30. Geburtstag hinter sich haben, dreht sich Ihre Freizeit weniger um Partys als um den perfekten Urlaub. Diese müssen nicht immer luxuriös ausfallen: So kenne ich einen Managing Director von Goldman Sachs, der regelmäßig zu hardcore Rucksacktouren in den Dschungel aufbricht. Offensichtlich ermöglichte es ihm sein Gehalt, Business Class zu fliegen, die besten Tourguides anzuheuern und ein Satellitentelefon mitzunehmen (man kann ja nie wissen) – womit er sich deutlich von den Durchschnitts-Indiana Jones unterscheidet.
Auch Sporturlaube stehen hoch im Kurs. Viele meiner Bekannten fahren Rad und strampeln sich auch im Urlaub gerne den Alltagsstress ab. Oft handelt es sich um Kurzurlaube in Europe, die zwischen zwei Tage mit Kundenmeetings eingequetscht sind. Doch indem die Kunden immer häufiger von ihren Heimatmärkten aus betreut werden, dürfte diese Urlaube künftig seltener werden.
Doch der eigentliche Investment Banker-Urlaub besteht darin, sich eine Luxusvilla zu buchen, die vielleicht früher einmal von Stars und Sternchen bewohnt wurde. Idealerweise befindet sich das Anwesen an Orten, wo man wichtige Kunden trifft – besonders diejenigen, die ihre eigene Jacht besitzen.
Natürlich entfällt ein Teil dieses Urlaubs auf Arbeit, andernfalls könnte man sich nicht als erfolgreich betrachten. Ich kenne sogar Leute, die im Urlaub mehr E-Mails als sonst versenden.
Ein Freund von mir hat vor ein paar Jahren seinen Urlaub an der Amalfiküste verbracht. Nach einer langen Reihe von Conference-Calls wurde die Entscheidung getroffen, er müsse an einem Geschäftstermin in Finnland teilnehmen. Also hat er inmitten des Urlaubs seine Frau und Kinder zurückgelassen, um zu dem Termin zu reisen. Dummerweise verpasste er in Frankfurt seinen Anschlussflug und musste an dem Termin telefonisch von einer Business Lounge des Frankfurter Flughafens aus teilnehmen.
Bei Amit Itelmon handelt es sich um ein Pseudonym eines Senior Investmentbankers aus London.