Von wegen Abschwung: Selbst Senior-Stellen werden im deutschen Investment Banking gesucht
Alle sprechen vom Abschwung, aber auf dem Arbeitsmarkt für Investmentbanker scheint das noch nicht angekommen zu sein. „Wir haben sogar wieder einige Suchen auf Director-, Managing Director- und Partner-Level“, erzählt Headhunter Jan Graffelder von Look & Graffelder in Frankfurt. Die meisten Suchen stammten von Mid-Cap-Boutiquen.
„Es handelt sich meist um richtige Wachstumsstellen, oft bei ausländischen Boutiquen, die entweder eine Niederlassung in Deutschland aufmachen oder hier ihre Aktivitäten ausweiten wollen“, erläutert Graffelder. Das Anheuern eines Managing Directors oder Partners ziehe regelmäßig Einstellungen auf Junior-Ebene nach sich. „Oft will man im ersten und zweiten Jahr jeweils ein bis zwei Junior einstellen, so dass man dann nach zwei oder drei Jahren zusammen mit der Führungskraft auf ein Team von vier bis fünf Personen kommt.“
Juniors weiterhin heiß begehrt
Auch die schon seit Jahren starke Nachfrage nach Analysten mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung und Associates sei ungebrochen. „Wir suchen für US-Investmentbanken bis hin zu Boutiquen. Nur die Namen ändern sich“, erzählt Graffelder. Zwar könne die Suche einige Monate beanspruchen, führe aber meist irgendwann zum Erfolg.
„Die Befürchtungen auf einem Abschwung in M&A haben sich nicht bewahrheitet“, meint auch Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt. „Vom Senior Analyst bis zum Junior Vice President ist alles heiß begehrt“, sagt Tamm. Besonders schwierig falle es derzeit, Junior Vice Presidents zu finden. Wer den Arbeitgeber wechseln möchte, sollte das rechtzeitig in seiner Karriere umsetzen. „Ab Senior Vice President wird es deutlich schwieriger, eine neue Stelle zu finden.“
Nachfrage in ECM zieht an
Laut Graffelder gibt es auch einige Suchen in Equity Capital und Debt Capital Markets. Dies ist umso verwunderlicher, als nach den Angaben des Datenanbieters Dealogic das Aktienemissionsgeschäft im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über 90 Prozent auf 12,3 Mio. Euro eingebrochen ist.
„Wir sehen einige Suchen in ECM“, bestätigt Tamm. Nach einem rabenschwarzen ersten Quartal habe sich das ECM Geschäft zuletzt erholt. „Es tut sich wieder etwas. Es handelt sich aber um einen sehr kleinen Arbeitsmarkt. Von daher gibt es auch nicht viele Kandidaten“, kommentiert Tamm.
Vorläufig weniger Nachfrage nach Leveraged Finance
„Alle sprechen von Abschwung, aber die Deals gehen weiter. Von daher sehe ich keine verringerte Nachfrage nach Investmentbankern mit drei bis sechs Jahren Berufserfahrung. Nach drei bis sechs Jahren biegen viele ab und gehen zur Private Equity-Gesellschaften, Corporate M&A oder Debt Fonds. Deswegen gibt es davon zu wenige“, sagt auch Headhunter Dirk Albütz von Fibance in Frankfurt. „Nur in Leveraged Finance sehe im zweiten und dritten Quartal weniger Nachfrage. Das kann aber im vierten Quartal wieder anziehen, das in Leveraged Finance traditionell besonders stark ist.“
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