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GASTBEITRAG: Wie man nervige, schlechte und faule Praktikanten zähmt

Mit dem Sommer rückt auch die Praktikantensaison näher. Für gestandene Banker stellt dies eine Zeit der Frustration dar. Wer als Praktikant bei einer Bank anfängt, ist gut damit beraten, dies zu verstehen.

Zunächst haben sich die Praktika in den zurückliegenden Jahren deutlich verändert. Als ich noch ein Praktikant war, drehte sich alles darum, sich auf irgendeine Weise nützlich zu machen. Das ist längst nicht mehr der Fall. Heute dreht sich alles darum, was das HR-Team von den Praktikanten verlangt. Die Praktikanten nehmen mittlerweile an derart vielen sozialen oder Networking-Veranstaltungen teil, dass man sie nur noch selten an ihren Arbeitsplätzen antrifft, wenn Sie eine Aufgabe für ihn haben. Und falls Sie ihn doch einmal antreffen, dann ist er mit seinen Pflichten gegenüber der HR-Abteilung beschäftigt und hat für Sie schlicht keine Zeit übrig. Wenn Sie gegen eine Deadline ankämpfen und die helfende Hand eines Praktikanten benötigen, kann das schon frustrieren. Am besten Sie erwarten von Anfang an keine Hilfe eines Praktikanten.

Sobald Sie Praktikanten als bloßes Bürodekor betrachten, können Sie sie aus der anthropologischen Perspektive beobachten. Obgleich sich Praktikanten beträchtlich unterscheiden, lassen sie sich doch in gewisse Kategorien einordnen.

Einige sind sehr hungrig. Doch diese „hungrigen Praktikanten“ hungern nicht nach einem Job, sondern nach Essen. Für diese Praktikanten stellen die Kantinen und die Lieferservices den Himmel auf Erden dar. Nachdem sie sich jahrelang von billigem Studentenfutter ernährten, haben sie plötzlich Gelegenheit, hervorragendes Essen zu konsumieren. Falls sie also nicht gerade an ihrem Arbeitsplatz oder bei einem HR-Networkingevent sind, dann finden Sie sie mit Sicherheit in der Cafeteria, wie sie Kaffee und Kuchen vernaschen. Diese Typ Praktikant bleibt gerne länger, um von dem Lieferservice am Arbeitsplatz zu profitieren.

Dann gibt es da immer auch einen „zu späten Praktikanten“. Dieser Typ Praktikant kann sich mit dem „hungrigen Praktikanten“ überschneiden, wenn er wegen des „Networking-Frühstücks“ zu spät dran ist. Oft hört sich das nach einer Ausrede an: Wer kommt schon um 6.30 Uhr aus dem Bett, wenn er daran gewöhnt ist, erst um 11.30 aufzustehen.

Und dann gibt es auch noch den „faulen Praktikanten“. Dieser kommt viel zu spät und hat eine Ausrede parat, die das „Networking-Frühstück“ noch unterbietet. Einen solchen habe ich an einem Donnerstag um 11.30 Uhr im Aufzug getroffen. Er richtete gerade sein Hemd und legte seine Krawatte an. Wenn man gerade von einem Frühstück mit dem Management zurückkehrt, ist das selten erforderlich. Neben uns waren noch einige andere Leute im Aufzug, weshalb er mich nicht sogleich erspähte. Er befand sich gerade auf einer Rotationsstation in meinem Team, weshalb wir beide auf dem gleichen Stockwerk ausstiegen. Ich sagte: „Guten Morgen Mr. X“, wobei ich das „Morgen“ in die Länge zog. Erst erbleichte er und kam dann mit einer rekordverdächtig dämlichen Ausrede an: „Ich möchte mich entschuldigen; ich dachte heute ist Samstag.“ Das muss sich schon um eine Höllennacht gehandelt haben, in der man zwei Tage überspringt.

Überraschenderweise gibt es da auch noch den MKN-Praktikanten („Mich kratzt nichts“). Sein einziges Ziel besteht darin, das Praktikum zu bekommen. Eigentlich will er etwas anderes mit seinem Leben anfangen und absolviert das Praktikum nur, um es auf seinem Lebenslauf abhaken zu können. Dahinter steht oft familiärer Druck oder er will sich selbst beweisen, dass er es ins Banking schaffen könnte.

Die schlimmste Unterart des MKN-Praktikanten ist derjenige, der es nur aufgrund von Vitamin B ins Praktikum geschafft hat. So habe ich einen MKN-Praktikanten kennengelernt, der mir vom Abteilungsleiter vorgestellt wurde. Einige Tage später habe ich ihn gebeten, mir bei einer Excel-Tabelle zu helfen. Dies lehnte er mit dem Hinweis ab, dass er sich jetzt mit seinem Vater zum Lunch treffe. Er ging offensichtlich davon aus, dass mir jemand gesteckt hätte, wessen Sohn er ist. Doch dies war leider unterblieben. In der Vorwoche war ich im Urlaub gewesen, als der Abteilungsleiter einige Kollegen vor dem fraglichen Praktikanten gewarnt hatte. Es handelte sich um den Sohn eines milliardenschweren Hedgefondsmanagers.

Aus diesem Grund stellen die Praktikanten in den Finanzdienstleistungen auch so etwas wie ein Minenfeld dar. Die meisten sind einfach nutzlos und vergeuden Ihre Zeit. Dennoch müssen Sie sie mit Samthandschuhen anfassen – schließlich wissen Sie nie, wer ihre Eltern sind.

Dies ist besonders für Analysten wichtig, die nur einen Rang über den Praktikanten rangieren. Nach meiner Erfahrung beuten Analysten Praktikanten aus. Es handelt sich um das erste Mal in ihrer Karriere, dass sie ein anderes menschliches Wesen managen müssen und dies nutzen sie weidlich aus, indem sie ihnen die schlimmsten Aufgaben übertragen. Ich musste schon einige Analysten zurechtweisen, weil sie sich gegenüber Praktikanten völlig danebenbenommen haben.

Und wenn Sie selbst einer dieser Praktikanten sind? Dann sollten Sie sich bewusst machen, dass sie mächtig nerven können und dies nach Möglichkeit vermeiden. Schließlich müssen Sie die Teammitglieder auf Ihre Seite bekommen – vor allem gegen Ende des Praktikums, wenn Sie tatsächlich ein Übernahmeangebot erhalten wollen. Viel zu viele Praktikanten warten damit bis zum Ende. Erst dann fragen sie mich, ob ich ihnen bei der entscheidenden Präsentation helfen kann.

Bei Amit Itelmon handelt es sich um ein Pseudonym eines Senior Investmentbankers aus London.

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