Die traurige Wahrheit hinter den guten Credit Suisse-Ergebnissen
Die Kasse klingelt. Vor Steuern hat die Credit Suisse im zweiten Quartal 1,3 Mrd. Franken verdient – fast ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. Im ersten Halbjahr kletterte der Vorsteuergewinn immer noch um 12 Prozent auf knapp 2,4 Mrd. Franken. Dies ist umso erstaunlicher, als die Erträge im gleichen Zeitraum um 2 Prozent auf unter 11 Mrd. Franken purzelten.
Besonders schlecht lief es in der Sparte Investment Banking & Capital Markets, wo die Erträge im ersten Halbjahr um 31 Prozent auf 810 Mio. Euro einbrachen. Im Advisory-Geschäft ging es um fast ein Drittel, im Anleiheemissionsgeschäft um ein Viertel und im Aktienemissionsgeschäft um fast ein Fünftel bergab.
Global Markets trotzt dem Branchentrend
Einen Lichtblick stellte dagegen Global Markets dar. Entgegen dem schwierigen Marktumfeld konnte die Sparte ihre Erträge um 2 Prozent auf gut 3 Mrd. Franken steigern. In Fixed Income Sales & Trading ging es um 8 Prozent auf knapp 1,8 Mrd. und in Equities Sales & Trading um 7 Prozent auf gut 1 Mrd. Franken bergauf. Dagegen verdiente die Credit Suisse mit Derivaten deutlich weniger als im Vorjahr.
Die gute Profitentwicklung der Credit Suisse geht also maßgeblich auf das Sparprogramm des Konzerns zurück und nicht auf die Erträge. Binnen Jahresfrist hat die Bank ihre Kostenbasis um rund 500 Mio. Franken oder 6 Prozent auf 8,5 Mrd. Franken gesenkt. Von Januar bis Juni 2016 hatten die Kosten noch bei 9,9 Mrd. Franken gelegen.
Credit Suisse heuert kräftig an…
Trotz des kräftigen Rotstifteinsatzes hat die Credit Suisse erstaunlicherweise in fast allen Bereichen Personal aufgebaut. So kamen in Global Markets 560 Stellen, im krisengeschüttelten Investment Banking 50 und in International Wealth Management ebenfalls 50 Stellen hinzu. So hat die Bank beispielsweise 70 Client Relationship Manager angeheuert. In Asien-Pazifik gab es sogar 640 neue Jobs. Der hohe nominelle Zuwachs im Corporate Center geht indessen lediglich auf die Auflösung der Abbaueinheit mit über 1000 Mitarbeitern zurück, die jetzt im Corporate Center verbucht werden.
Ohnehin scheint es sich bei dem vermeintlichen Stellensegen eher um ein Sparprogramm zu handeln. So wurden teure externe Kräfte gegen festangestellte interne Mitarbeiter ausgetauscht, die meist billiger kommen. Von daher verwundert es kaum, dass die Zahl der Berater und temporär Beschäftigten um 540 auf immer auf 13.180 sank. Dabei dürften die meisten neuen Stellen auf IT-Kräfte entfallen, denn branchenweit werden viele IT-Aufgaben wieder intern erledigt.
… und drückt die Vergütungen
Weiter hat Konzernchef Tidjane Thiam den Rotstift an den Vergütungen angesetzt. Vor allem in der kriselnden Sparte Investment Banking & Capital Markets ging der durchschnittliche Personalaufwand um gut 9,3 Prozent auf knapp 204.000 Franken zurück. Obgleich es in Global Markets aufwärts ging, bliebt die Vergütung auf Vorjahresniveau. Konzernweit verminderte sich der Personalaufwand pro Kopf um 2,4 Prozent auf gut 109.000 Franken. Von daher verwundert es kaum, dass Thiam die Aufwands-Ertrags-Quote von 80,2 auf 77,5 Prozent verbessern konnte. Das ist die traurige Wahrheit hinter den guten Credit Suisse-Ergebnissen.
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