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GASTBEITRAG: Aktienanalysten sind die „Kakerlaken“ des Investment Bankings

Zwar macht die Deutsche Bank Vertrieb und Handel mit Aktien dicht, … wird aber wohl große Teile ihres Aktienresearchs behalten. Offensichtlich werden die Studien des Aktienresearchs an alle institutionellen Kunden verkauft, die bereit sind, dafür zu zahlen. Doch ihr Hauptzweck dürfte in der Unterstützung des Aktienemissionsgeschäfts (Equity Capital Markets) bestehen, was offensichtlich auf die ein oder andere Weise zu Interessenskonflikten führt.

Diese Entscheidung hat für Kopfschütteln gesorgt und um ehrlich zu sein, ist das schon ziemlich seltsam. Während in der Aktienanalyse in den vergangenen Jahren mehr Jobs als in allen anderen Bereichen des Aktiengeschäfts verloren gegangen sind, will die Deutsche Bank an ihren Aktienanalysten festhalten, obgleich die anderen Teile der Wertschöpfungskette eliminiert werden?

Anscheinend belegen die Arbeitsplatzverluste lediglich, dass die Aktienanalyse kaum totzukriegen ist. Selbst nach Jahren des Arbeitsplatzabbaus gibt es allein in London noch etwa 4000 Aktienanalysten. In den Vereinigten Staaten werden große Aktien wie General Electric und Blackrock allein von 18 oder sogar 20 Aktienanalysten abgedeckt. Und diese Zahl bezieht sich nur auf die leitenden Analysten. Mit den jüngeren Teammitgliedern dürfte die Zahl rasch auf das Zwei- bis Dreifache anwachsen.

Angesichts der massiven Überkapazitäten im Aktienresearch und der Einführung von MiFID II überrascht eigentlich nur, wieso der Abbau bislang so gering ausgefallen ist. Die Unternehmen streichen gelegentlich bestimmte Branchen oder straffen ihre Small- oder Large-Cap Teams, aber sie trennen sich selten von ihrem gesamten Aktienresearch, sofern sie sich nicht vom gesamten Geschäft trennen. Wie der Fall Deutsche Bank beweist, manchmal sogar nicht in diesem Fall.

Das Problem dabei: Obgleich es sich nach den Geschäftszahlen eigentlich um ein Randgeschäft handelt, erledigen Aktienanalysten doch eine Menge Arbeit, für die sie eigentlich nicht bezahlt werden. So helfen sie beispielsweise beim Research eines Geschäfts. Oft bieten sie auch einen guten Zugang zum Management von Firmenkunden, wenn das Investment Banking keinen direkten Zugang zum Vorstand besitzt. Sie liefern „Konsenseinschätzungen“, für die niemand zahlen will, dennoch stellt dies die Basis dar, auf der entschieden wird, ob ein Quartal gut oder schlecht verlaufen ist. Darüber hinaus stellen sie eine unerschöpfliche Quelle für Einschätzungen und Wissen in ihren jeweiligen Spezialgebieten dar.

Keine dieser Aufgaben lassen sich leicht zu Geld machen. Dennoch handelt es sich um die Sorte Aufgaben, die vermisst werden würden und für die Banken dann etwas anderes schaffen müssten. (Übrigens handelt es sich dabei um einen guten Karrieretipp für junge Aktienanalysten: Je mehr Leute aus den unterschiedlichen Abteilungen Sie vermissen würden, desto sicherer ist Ihr Job.) Dies stellt auch den Grund dar, weshalb dieser Sektor des Investment Bankings so lange überleben konnte, obgleich er oft zur Disposition stand. Die hohen Kosten ließen sich angesichts der geringen Verbindung zu Erträgen und der wachsenden Zahl der Anhänger effizienter Märkte kaum noch rechtfertigen.

Ich selbst habe als Aktienanalyst 1998 angefangen und bin 2014 ausgestiegen. Während meiner Karriere im Aktienresearch musste ich feststellen, dass es immer kurz vor dem Untergang stand. Es wurden von quantitativen Fonds, Hedgefonds, Buyside-Analysten, Indexfonds, Smart Beta (also noch einmal quantitative Fonds), die Regulierung nach dem Platzen der Dotcom-Blase und durch MiFID bedroht. Dennoch stelle ich fest, dass es das Aktienresearch immer noch gibt, auch wenn es die meisten Leute, die seinen Tod prophezeiten, längst nicht mehr gibt.

Wenn ich wollte, könnte ich jede Woche neue Artikel darüber lesen, wie Künstliche Intelligenz und Alternative Daten die Aktienanalyse erledigen. Irgendwie zweifle ich daran. Die sonderbaren Lebensformen, die in zehntausend Jahren durch die Ruinen von Wall Street und Canary Wharf krabbeln, werden wahrscheinlich immer noch für das Research zahlen, auch wenn sie nicht wissen wieso.

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AUTORDaniel Davies

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