Noch ist der wichtigste Investment Banking-Job der Deutschen Bank in Deutschland unbesetzt
Aus der Deutschen Bank wurde gestern im Business Insider das neue Organigramm des Corporate & Investment Banking durchgestochen. In ihm befindet sich ausgerechnet an entscheidender Stelle eine Lücke: Die Position des Head of Investment Bank DACH ist vakant. Nach dem Organigramm wird die neue Führungskraft an den Head of Investment Bank in Mark Fedorcik in New York berichten. Die Deutsche Bank wollte hierzu keine Stellungnahme abgeben.
Dabei handelt es sich um eine Schlüsselposition. Denn seit dem Teilrückzug aus dem internationalen Investment Banking besinnt sich die Bank wieder auf ihren Heimatmarkt. Konzernchef Christian Sewing hatte erst vor wenigen Wochen eine neue Strategie vorgestellt. Demnach will die Bank aus dem Aktienhandel aussteigen und beträchtliche Einschnitte im Investment Banking vornehmen. 18.000 Jobs sollen der Restrukturierung zum Opfer fallen.
Doch ausgerechnet in der größten Volkswirtschaft musste der Konzern zuletzt Federn lassen. Laut dem Datenanbieter Dealogic landete die Deutsche Bank beim M&A-Umsatz im ersten Halbjahr in ihren Heimatmarkt auf einem unrühmlichen sechsten Platz. Vor ihr rangierten nicht nur Goldman Sachs, JP Morgan, die Bank of America und Morgan Stanley, sondern sogar Lazard.
Im Aktienemissionsgeschäft (Equity Capital Markets, ECM) sieht es kaum besser aus. Dort landete die Deutsche Bank hinter JP Morgan, Credit Suisse, Bank of America und Berenberg auf dem fünften Platz.
Lediglich im Anleihemissionsgeschäft (Debt Capital Markets, DCM) konnte die Deutsche Bank die US-Konkurrenz auf Distanz halten. Dort finden sich Deutsche Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank auf den ersten drei Plätzen. Erst auf dem vierten Rang folgt mit der Bank of America eine Auslandsbank.
Damit steht die Deutsche Bank vor einem Dilemma in der Personalfrage: Einerseits braucht sie als neuen Head of Investment Bank DACH eine erstklassige Person, um das verlorene Terrain zurückzugewinnen, andererseits ist die Arbeitgebermarke längst nicht mehr das, was sie einmal war. „Jemanden für diese Position zu finden, wäre gar nicht so einfach“, meint ein Frankfurter Headhunter, der lieber anonym bleiben möchte. „Bei der Deutschen Bank spielt das Investment Banking nicht mehr die Rolle wie früher. Jemanden von einer US-Bank wie Goldman Sachs oder JP Morgan vom Wechsel zur Deutschen Bank in Frankfurt zu überzeugen, wäre vor ein paar Jahren noch möglich gewesen, heute kaum noch.“
„Allerdings wird sich die Deutsche Bank sicherlich auch nicht mit einem Head of Investment Bank DACH aus der zweiten Reihe begnügen und von einer anderen deutschen Bank anheuern“, meint der Headhunter. Von daher bleibt eigentlich nur eine interne Lösung übrig. Ohnehin werden viele hohe Führungspositionen gerne mit Leuten aus dem eigenen Haus besetzt. „Wenn ich wetten müsste, würde ich auf eine interne Lösung setzen“, meint der Headhunter. Infrage komme für Region Deutschland, Österreich und die Schweiz ohnehin nur ein Deutschmuttersprachler.
Angesichts der Bedeutung des Anleiheemissionsgeschäfts in Deutschland und der führenden Rolle der Deutschen Bank in dem Sektor spricht viel dafür, dass der neue Head of Investment Bank DACH aus dem DCM-Geschäft kommt.
„Ich glaube nicht, dass der neue Head of Investment Bank DACH aus dem DCM-Geschäft kommt. Dies ist bei der Deutschen Bank traditionell stärker mit dem Kapitalmarktgeschäft verbunden“, widerspricht ein andere Personalberater, der ebenfalls anonym bleiben möchte. „Wahrscheinlich wird er aus dem M&A-Geschäft kommen.“
Gute Chancen werden den beiden Co-Heads of Investment Banking Coverage in Deutschland Patrick Frowein und Berthold Fürst eingeräumt. Für die verzögerte Ernennung machen Branchebeobachter die unternehmensinterne Politik verantwortlich.
„Grundsätzlich handelt sich um eine sehr interessante Besetzung, denn unter dem neuen Vorstand könnten Leute zum Zuge kommen, die unter dem alten Vorstand geringe Chancen gehabt hätten“, meint der Personalberater. Da der neue Konzernchef Christian Sewing aus dem Filialgeschäft stammt, sei er weniger mit dem Investment Banking verwoben.
Unterdessen hat die Deutsche Bank trotz der Krise kürzlich in ihrem deutschen Investment Banking neue Managing Directors (MD) ernannt. So wurden im Januar Susanne Schröter zum MD in Equity Capital Markets und Johannes Hermanns zum MD in M&A befördert.
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