JP Morgan schreibt die spannendsten Jobs immer noch in London aus und die langweiligen in Frankfurt
Der Brexit wird nach der gestrigen Verabschiedung des No-No-Deal-Brexit-Gesetzes durch das britische Unterhaus wohl um weitere drei Monate zu verabschieden. Unterdessen scheinen in so mancher Investmentbank Zweifel zu keimen, ob Großbritannien jemals die EU verlässt. Jedenfalls hat JP Morgan jetzt eine Stelle in London ausgeschrieben, die eigentlich von einem Brexit betroffen sein und nach Frankfurt verlagert werden müsste.
So sucht die US-Bank einen „German Corporate Interest Rate Sales“ nicht etwa für Frankfurt, sondern in London. Der Executive Director soll Zinsprodukte an deutsche Unternehmenskunden verkaufen und dabei mit dem Investment Banking, DCM, Trading & Structuring zusammenarbeiten.
„Der erfolgreiche Kandidat bringt bedeutende nachweisbare Markterfahrung im Vertrieb von Zinsprodukten an deutsche Unternehmen mit und konzentriert sich dabei auf die FTSE 100 Unternehmen“, heißt es in der Stellenausschreibung. Dem Autor des Textes scheint indes entgangen zu sein, dass es sich beim FTSE 100 um den britischen Leitindex handelt und dass es in Deutschland so etwas wie den DAX gibt. Weiter werden in der Ausschreibung keinerlei Deutschkenntnisse verlangt, was ansonsten bei den Ausschreibungen von US-Banken in Deutschland stets der Fall ist.
Zwar hat JP Morgan aktuell auch 19 Jobs in Deutschland ausgeschrieben, doch meist handelt es sich um Middle und Back Office-Positionen. Dies spricht dafür, dass die interessanten Front Office-Jobs für den deutschen Markt vorerst in London bleiben.
Bei der einzigen Front Office-Stelle, die derzeit in Frankfurt ausgeschrieben ist, handelt es sich um einen „Rates Sales Germany & Austria – Associate“. Es handelt sich also um einen ähnlichen Job wie in London. Doch während es sich in London mit einem „Executive Director“ um eine Senior-Stelle handelt, geht es in Frankfurt nur um einem „Associate“ - also um eine Junior-Stelle.
JP Morgan wollte sich hierzu nicht äußern. In der Vergangenheit hieß es jedoch, dass die US-Bank wenige hundert Stellen auf die Standorte in Frankfurt, Luxemburg und Dublin verteilen werde. Die deutsche Tochter JP Morgan AG beschäftigte zu Jahresende 305 Mitarbeiter, 9 Prozent mehr als im Vorjahr und erwirtschaftete einen Verlust von 8,8 Mio. Euro.
Die durchschnittliche Bruttovergütung lag bei 106.000 Euro, was dafür spricht, dass viele teure Investmentbanker immer noch bei der Londoner Konzerngesellschaft beschäftigt sind, auch wenn sich ihre Arbeitsplätze in Frankfurt befinden. Dies kann sich allerdings rasch ändern, denn laut dem Geschäftsbericht könne die Beschäftigung der JP Morgan AG 2019 „auf über 1000 Mitarbeiter ansteigen“.
Die Londoner Stellenausschreibung spricht indes dafür, dass es die Bank damit nicht mehr so eilig hat. Ohnehin dürften es bei den meisten der rund 700 Stellen lediglich um rechtliche Verlagerungen und nicht um neue Jobs handeln.
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