Weihnachtsfeiern bei Banken sind nicht mehr das, was sie mal waren
Auf einer der ersten Weihnachtsfeiern in meiner Banking-Karriere trugen alle Smoking. Es wimmelte von wichtigen Kunden. Der Dom Perignon floss in Strömen, kubanische Zigarren und Eisskulpturen soweit das Auge reichte. Es war wie in einem James-Bond-Film. Im Anschluss folgte eine luxuriöse After-Party in einem Privatclub – bezahlt aus eigener Tasche von einem der hochrangigsten Managing Directors.
Die Zeiten haben sich geändert. Vor der Krise, als Banken hohe Gewinne machten, wurde auf Ausgaben wenig geachtet – und auf Ausgaben für Kunden-Events noch weniger, schließlich waren die Erträge so hoch. Ganz anders die letzte Weihnachtsfeier, auf der ich war: Die letzten Gäste gingen um 22 Uhr (ich war wie die meisten Manager schon gegen halb neun aufgebrochen), auf der Tanzfläche war kein einziger Kunde zu sehen, das Ganze war aus Rücksicht auf Andersgläubige als „Holiday Party“ betitelt und aus Kostengründen vom Dezember in den Januar verschoben worden.
Bei den Banken in Europa sind nicht nur die Aktienkurse, sondern auch die Weihnachtsfeiern abgestürzt.
Es gibt für diese dramatische Veränderung gute Gründe (Kosten, Inklusion, Gerichtsprozesse etc.). Natürlich waren Exzesse à la „Wolf of Wall Street” verrückt (und vermutlich rechtswidrig), natürlich waren die Budgets absurd. Es gibt für die Veränderung allerdings auch schlechte Gründe (die Branche ist einfach nicht mehr so glamourös). Banken haben den Gürtel enger geschnallt, bei den Weihnachtsfeiern allerdings haben sie ihn zu eng geschnallt.
Das ist bedauerlich. Was früher extrem unterhaltsame Events waren, auf denen man seinen Kunden und Managern in informeller Atmosphäre näherkommen konnte, ist heute zu internen, eher steifen und fast immer öden Pflichtveranstaltungen verkommen. Man geht nur hin, weil man muss – und dennoch verschlingen die „Feiern“ immer noch viel Geld.
Geld, das vermutlich besser angelegt wäre, wenn es in die Boni von Juniorbankern fließen würde, oder wenn man es für mehrere kleine Feiern in vertrauter Atmosphäre ausgeben würde. Bei einem meiner Arbeitgeber gab es zur Weihnachtsfeier eine Talent-Show, die von den Mitarbeitern (zu meiner Überraschung) mit großem Eifer betrieben wurde. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und bot die Gelegenheit, Kollegen in völlig anderem Licht zu sehen, ganz unabhängig von deren Position oder Status. Ein anderes Unternehmen hat sich von Massen-Parties und dem damit verbundenem inhaltsleeren Geplänkel verabschiedet und veranstaltet nun mehrere kleinere Feiern, etwa ein Axt-Weitwerfen in einer Bar in Brooklyn. Die letztgenannte wird mir für immer in Erinnerung bleiben.
Peter Flower (Pseudonym) ist hochranginger Banker.
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