Morgan Stanley-Chair: „Alle acht Jahre wird mir langweilig“
Wer dieser Tage zuhause arbeitet und versucht, trotz endloser Zoom-Konferenzen motiviert zu bleiben und sich dabei fragt, wie es weitergehen soll, ist damit nicht allein. Immer mehr Unternehmen haben beschlossen, „mit der Pandemie zu leben“ und stellen wieder ein – und dennoch gibt es immer noch weniger Neueinstellungen als früher und ein Tag gleicht dem anderen.
Für alle, die sich fragen, was die Zukunft für ihre Karriere bereithält, hat die Vorsitzende des Risk Committees von Morgan Stanley in Europa einen Rat: Es ist so ziemlich alles vorstellbar – und es liegt an einem selbst, was man daraus macht.
Terri Duhon ist eine echte Marktveteranin, ist allerdings seit 2004 nicht mehr auf den Trading Floors der großen Banken tätig. Duhon hat am MIT Mathematik studiert und begann ihre Karriere 1994 bei JPMorgan. Acht Jahre lang war sie sowohl in London als auch in New York als Derivatehändlerin tätig. Anschließend ging sie für zwei Jahre zu ABN AMRO.
Und dann schlug sie neue Wege ein.
Bei Banking-Jobs war sie „weg vom Fenster“, als Unternehmerin scheiterte sie und als Uni-Dozentin hatte sie aufgrund des fehlenden Doktortitels mit Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen. Und doch ist sie immer noch auf der Bildfläche. „Meine Karriere ist übersät mit ungeheuer peinlichen, epischen Fehlschlägen und wirklich schamvollen Momenten“, sagte Duhon letzte Woche in einer Präsentation auf einer Online-Feier vor Morgan Stanley-Graduates. „Aber aus diesen Erfahrungen habe ich sehr viel gelernt.“
Wenn man einmal einen bestimmten Job bei einer bestimmten Institution hat, heißt das nicht zwangsläufig, dass man diesen Weg immer weiter gehen muss, so Duhon. Als sie bei JPMorgan anfing, gab es einen Kollegen, der gerade sein 25-jähriges Dienstjubiläum dort feierte und allen die Uhr zeigte, die er sich aus diesem Anlass gegönnt hatte. Duhon sei, so erzählt sie, schier vom Stuhl gefallen: „Ich habe hyperventiliert“, sagte sie. „Ich wusste sofort, dass das Trading nicht meins war – und dass ich irgendwann etwas anderes machen würde.“
Letztendlich habe sie, so Duhon, drei verschiedene Berufe gehabt: Erstens die Top-Karriere als Traderin bei einer großen Bank, zweitens als Unternehmerin (Duhon hat drei Unternehmen gegründet, von denen eines gescheitert ist, eines noch läuft und eines im Sande verlief) und drittens ihre aktuelle Laufbahn, die aus verschiedenen Tätigkeiten besteht (sie ist u.a. Committee Member am MIT, Vorstandsvorsitzende des Investment Managements von Morgan Stanley in Europa und Vorsitzende des Risk Committees bei Morgan Stanley International).
Und sie rechnet damit, dass es auch eine vierte Karriere geben wird: „Alle acht Jahre wird mir langweilig und dann brauche ich ungefähr zwei Jahre, bis ich weiß, wie es weitergeht.“
Mit ihren Tipps richtete sich Duhon an Graduierte, die am Beginn ihrer Banking-Karriere stehen – sie gelten aber genauso für alle, die bereits in der Branche sind und sich fragen, was als nächstes kommen könnte. „Es gibt viele Möglichkeiten dafür, einen nicht-linearen Wechsel oder Sprung in Ihrer Karriere zu machen“, sagte sie. – Das Einzige, was einem im Weg stehe, seien die eigenen Ängste – und vielleicht der Blick auf einen Kredit, der abgezahlt werden muss. Und weiter: „Sie sind eine Funktion Ihres künftigen Potenzials.“
Auch für jene, die in ihren aktuellen Jobs bleiben wollen, hatte Duhon Tipps, wie man auch in Zeiten von Zoom karrieremäßig vorankommt: Zeigen Sie sich engagiert und geben Sie Ihren Gefühlsregungen Ausdruck. Stellen Sie Fragen, haben Sie den Mut, Vorschläge zu machen, und zeigen Sie, dass Sie zuhören, wenn andere Menschen sprechen. Eine Zoom-Präsentationen vor lauter regungslosen Gesichtern zu halten, sei wirklich schwierig. „Ich habe mir angewöhnt, Feedback zu geben, wenn andere sprechen – etwa zu nicken, den Kopf zu schütteln oder die Stirn zu runzeln.“
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