Ex-Banker entdeckt hochbezahlten Job, der minimalen Aufwand erfordert
Während Junior-Banker allerorten über ihre Arbeitszeiten klagen und Banken sich bemühen, hier Abhilfe zu schaffen, gibt es immer auch Alternativen – zum Beispiel, die Branche komplett zu verlassen.
Wie hier letzte Woche berichtet wurde, wird der Wechsel vom Banking ins Private Equity nicht immer die Lösung sein: Karrieren im Private Equity sind nicht mehr das, was sie mal waren und es kann passieren, dass dort genauso viele Überstunden anfallen und es über Jahre hinweg keinerlei Aussichten gibt, das allseits begehrte Carried Interest zu erhalten.
Es gibt aber eine andere Möglichkeit. Man kann die Bankenwelt verlassen und ins Corporate Development gehen. Carried Interest gibt es dort natürlich nicht, aber man wird nicht schlecht verdienen und möglicherweise sehr viel weniger arbeiten müssen.
Doch will man das wirklich? Einer, der im Corporate Development arbeitet, beklagt auf Reddit, dass er zwar gut verdiene, aber trotzdem in einer Krise stecke, weil er nicht viel zu tun habe. Er schreibt, er fühle sich zermürbt und unerfüllt, weil er „überbezahlt, aber zu wenig gebraucht“ wird und aufgrund dessen eine Identitätskrise habe.
Viel Mitgefühl löste der Post nicht aus, und doch könnte der Autor damit einen Nerv getroffen haben. Wie ein ehemaliger Junior-Banker und späterer Corporate-Development-Mitarbeiter hier vor einigen Jahren beschrieben hat, ist die Arbeit im Corporate Development sehr viel fokussierter (es gibt beispielsweise kein Pitching) und strategischer als im Banking, kann allerdings auch tiefgreifender sein. Das bestätigt einer, der früher als Analyst bei einer Boutique tätig war und vor einem Jahr ins Corporate Development gewechselt ist. „Die Work-Life-Balance ist allgemein besser”, bestätigt er, auch wenn das vom Unternehmen abhänge, für das man im Corporate Development arbeite.
Wer ein leichtes Leben sucht, sollte idealerweise in eine gut besetztes Corporate Development Team bei einem Unternehmen gehen, dass nicht viele Übernahmen macht und wo man ausschließlich für M&A zuständig ist. In diesem Fall, so der ehemalige Analyst, hätte man eine Work-Life-Balance, die „viel, viel besser“ sei als im Banking und man könne damit rechnen, von 9 bis 17 Uhr zu arbeiten. Wenn man allerdings in ein umtriebiges Unternehmen etwa im Tech-Bereich geht, wo das Corporate-Development-Team nur aus einer Handvoll Leute besteht, die alles von M&A bis hin zu Strategie und Investitionen machen, könne man seiner Meinung nach damit rechnen, eine „viel bessere“ Work-Life-Balance als im Banking zu haben und mindestens von 9 Uhr bis 21 Uhr zu arbeiten.
Auf Unternehmensseite wird – anders als im Banking – nicht erwartet, dass man die Nächte durcharbeitet. Die Bezahlung variiert enorm, je nachdem, bei was für einem Unternehmen man anfängt, ist aber nicht schlecht. Man bekommt zwar keinen so hohen Bonus wie im Banking, kann aber dennoch ein Gehalt zwischen 150.000 und 200.000 $ erwarten – also das, was man auf dem VP-Level verdient. Hinzu kommt ein Bonus, der nochmals bis zu 80 Prozent betragen kann und der – wenn man in einem Blue-Chip-Unternehmen ist – zum Teil in Bar und zum Teil in Aktien ausbezahlt wird.
Das einzige Problem ist, sich auf weniger ausufernde Arbeitszeiten einzulassen zu können. Das scheint auf den ersten Blick ein Luxusproblem zu sein, ist aber ein echtes Thema. Die Wissenschaftlerin Alexandra Michel hat sich jahrelang Bankerinnen und Bankern befasst und festgestellt, dass diese ihre Arbeitsethik auch dann beibehalten, wenn sie die Branche wechseln. „Entweder ist man Teil einer Elite, die in einer global tätigen Organisation faszinierende Arbeit macht, oder man gehört zum Rest“, so Michel. In einem solchen Fall würde das Modell „gut verdienen, aber nur acht Stunden arbeiten“ dem psychischen Gleichgewicht eher schaden.
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