Jobmotor Fintech: Warum sich ein Wechsel jetzt lohnen kann
Hier Frankfurt, da Berlin, hier die großen Banken, dort die Fintech-StartUps, hier die Rolex, dort die Sneaker: Jahrelang war die Finanzbranche fein säuberlich in alte und neue Welt aufgeteilt. Doch die Grenzen lösen sich zunehmend auf, Personalwechsel von der „einen“ auf die „andere“ Seite werden häufiger. „Ich habe ganz aktuell einen Banker begleitet, der zu einem Payment-Dienstleister in Berlin gewechselt ist“, erzählt etwa Sabrina Tamm von Financial Talents, die seit vielen Jahren als Headhunterin in Frankfurt tätig ist. Denn: Die deutsche Fintech-Szene boomt. Die Corona-Pandemie hat dem eCommerce nochmals Auftrieb verliehen, gleichzeitig erschien Bargeld vielen als unhygienisch – und damit schlug die große Stunde von Zahlungsanbietern wie Paypal, Klarna oder Ratepay.
„Es ist total viel Geld im Markt“, beobachtet auch Morten Laufer von TeamPCN. Die Recruiting-Agentur stammt ursprünglich aus Amsterdam und hat sich auf den Fintech-Bereich, Morten Laufer sitzt mittlerweile allerdings in Berlin und erlebt dort aktuell, dass Venture-Kapital in ungekannter Höhe fließt. „Es passiert extrem viel.“
Für Aufsehen gesorgt hatte zuletzt unter anderem der Online-Versicherer WeFox, der sich 650 Millionen Dollar sichern konnte – laut eigenen Angaben die größte Series-C-Finanzierungsrunde eines Insurtechs weltweit. Mit einer Bewertung von drei Milliarden Dollar ist WeFox damit eines der wenigen „Mehrfach-Einhörner“ der deutschen Fintech-Szene. Neben Payment- und Versicherungsanbietern ist auch im Krypto-Bereich ein regelrechter Boom zu verzeichnen. So war beim Berliner Krypto-Verwahrer Finoa eine hart umkämpfte Finanzierungsrunde zu beobachten: Zahlreiche Geldgeber wollten gern einstiegen, das Rennen machte am Ende der britische Wagniskapitalgeber Balderton.
Mehr Geld, mehr Professionalisierung, mehr Mitarbeitende: Der Boom der Fintech-Unternehmen hat die Nachfrage nach Fachkräften deutlich verstärkt. „Es gibt nicht genug Leute“, so Headhunter Morten Laufer. Sabrina Tamm berichtet, dass sie im letzten Jahr erstmals erlebt habe, dass Leute aus Banken in Fintechs gewechselt sind – „und zwar teilweise auch zu Investmentbanking-Gehältern.“
Morten Laufer beobachtet, dass bei Banken eher diejenigen bereit sind, auf Fintech-Seite zu gehen, die noch nicht lang in der Branche sind: „Wer beispielsweise schon seit vier Jahren bei der Commerzbank arbeitet, der will dort normalerweise nicht mehr weg.“ Grund seien die nach wie vor relativ unterschiedlichen Arbeits- und Unternehmenskulturen: „Banken bieten Sicherheit und gute Benefits und häufig sicher weniger Überstunden.“ Gleichzeitig ist Laufer sicher: „Viele Banken wird es in ihrer jetzigen Form in 20 Jahren nicht mehr geben.“ Zwar sei auch bei den Bank-Challengern die Euphorie zuletzt etwas verpufft – für Banker mit Ambitionen seien Fintechs aber äußerst attraktiv, auch was Boni oder mögliche Beteiligungen angehe.
Im Wettbewerb um die besten Köpfe gibt es spätestens seit den Lockdown-Erfahrungen eine neue Dimension, so Morten Laufer: „Die qualifiziertere Work Force bekommen die Unternehmen, die mobiles Arbeiten ermöglichen.“
Photo by Dima Kolesnyk on Unsplash
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