Der Ex-Trader, der die Deutsche Bank cool aussehen lässt
Banken und andere Unternehmen im Finanzwesen wissen: Im Jahr 2022 reicht es nicht mehr aus, Umsatz für die Shareholder zu machen und die Beschäftigten in der Bonuszeit zu beglücken. Es gilt auch, die eigene Marke kulturell aufzuladen. Bei Goldman Sachs gibt es etwa die Talks at Goldman Sachs, in denen Menschen im Unternehmen vorgestellt werden und bei Morgan Stanley wird im „ideas podcast“ unter anderem der Frage nachgegangen, warum wir arbeiten. Und die Deutsche Bank? Hier gibt es einen Abenteurer mit Bart.
Der Deutsche-Bank-Mann heißt Jürgen Schmitt. Er ist Deutscher, war 1993 als Azubi zur Deutschen Bank gekommen und ist dort seit fast 30 Jahren. Er ist, so sagt er über sich selbst, „auf Expedition“ – und genauso sieht er auch aus. Der graumelierte Bart reicht bis zur Brust und man würde ihn eher in der Antarktis verorten als auf dem Trading Floor. Und doch hat er den Großteil seines Berufslebens genau dort verbracht.
„Den Bart habe ich schon ewig“, so Schmitt. „Bei der Deutschen Bank kennen mich viele und mit vielen habe ich über die Jahre hinweg zusammengearbeitet. Den Großteil meines Berufslebens habe ich als Aktienhändler in Frankfurt verbracht.“
Bis 2018 war Schmitt am Delta One-Trading-Desk bei der Deutschen Bank in Frankfurt. Vor vier Jahren wurde das Desk von der Deutschen Bank nach London verlegt und seine Stelle fiel weg. „Ich hatte ein wenig Zeit um zu überlegen, wie es weitergehen soll“, sagt er. „Und so konnte ich darüber nachdenken, ob ich intern etwas ähnliches machen wollte, mich intern umorientiere oder mir woanders etwas suche.“
Schmitt wurde gesagt, dass seine Stelle im Juni verlegt wurde – kurz vor seinem Sommerurlaub. In diesem Urlaub fiel es Schmidt wie Schuppen von den Augen: „Ich bin in den Urlaub gefahren und hatte dort eine Idee. Ich bin zurückgekommen und habe die Idee der Kommunikations-Abteilung vorgestellt.“
Schmitts Idee war, eine „Expedition“ zu starten, auf der jemand Woche für Woche Kurzvideos zu Finanzthemen macht – und zwar für Interessierte innerhalb und außerhalb der Deutschen Bank. Am Ende wurde es eine One-Man-Show, die von ihm selbst bestritten wird. „Es sind immer Filme von drei bis vier Minuten oder weniger“, erklärt er. „Und es geht darum, Wissen zu teilen und die Community einzubinden.“ Die Videos nennen sich „Expedition Finance“ und mittlerweile hat Schmitt mehr als 50 davon gemacht.
Schmitts Herangehensweise ist weit weniger „konzernig“ als die „thought leadership“-Bemühungen von Konkurrenten wie Goldman Sachs. Zum einen ist da sein Bart. Hinzukommt, dass die Produktionen low-budget sind (Schmitt arbeitet mit einem externen Filmemacher zusammen, macht aber alles andere selbst), gepaart und dem Willen, auch schwierige Themen anzugehen und kontroverse Meinungen einzubinden. In einem Video ist Schmitt während dem COP 26-Gipfel in Glasgow und stöbert dort einen Deutsche-Bank-Kollegen auf, der ebenfalls einen Bart hat und seit über sechs Jahren nicht mehr bei der Deutschen Bank im Büro war. Schmitt filmt Umweltaktivisten, die künstliches Blut auf die Straße spritzen und fragt seinen Kollegen, was er davon hält. „Ich denke, das ist eine sinnvolle Sache. Ich finde, die Aktivisten haben viele gute Punkte“, so die Antwort des Kollegen.
In Schmitts Lieblingsvideo (siehe unten) besucht er einen Deutsche-Bank-Kollegen in Brilon im Sauerland, dessen Filiale geschlossen wurde und der seine Kunden jetzt zuhause besucht. Gemeinsam besuchen sie die ehemalige Filiale. „Früher sind die Leute zu uns gekommen und jetzt sitzt du bei ihnen im Wohnzimmer“, so Schmidt, der hinzufügt, dass es bewegend war, dieses Video zu machen.
Schmitt besteht darauf, dass seine Videos keine Marketingvehikel für die Deutsche Bank seien. „Es geht um das jeweilige Thema und darum, dazu die Sicht des Bankwesens vorzustellen“, sagt er. „Nachdem ich so lange Trader war, macht es mir Spaß, etwas komplett anderes zu machen.“
Andere in der Branche könnten sich von der Deutschen Bank und ihrem Abenteurer mit Bart inspirieren lassen. „Ich hoffe, dass ich ein Vorbild sein kann. Man kann vieles tun, was über den eigenen Aufgabenbereich hinausgeht und andere Teams können einen auf neue Ideen bringen“, so Schmitt. „Ich bin kein Journalist und habe viel von unseren Kommunikations-Leuten gelernt. Und die wiederum haben durch mich etwas über die Börse gelernt.“
„Ich werde oft nach Resilienz gefragt. Es hilft, nach vorn und nicht zurück zu schauen – wenn man wirklich will, kann man nochmal etwas komplett anderes machen. Es braucht nur ein bisschen Inspiration.“
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