„Ich war 30 Jahre alt, habe 400.000 Dollar im Jahr verdient und 100 Stunden in der Woche gearbeitet“
Niemand weiß, wer hinter dem Instagram Account Litquidity steht, der 2017 gegründet wurde. Bekannt ist lediglich, dass der Gründer 30 Jahre alt ist und im Investmentbanking und im Private Equity gearbeitet hat. Alles andere ist Spekulation. Jetzt allerdings hat Litquidity einen neuen Front-Man, der durchaus willens dazu ist, öffentlich in Erscheinung zu treten.
„Wir sind Freunde geworden“, so Mark Moran, der letztes Jahr als Head of Growth and Operations zu Litquidity gekommen ist, über seinen anonymen Kollegen. „Er hat im Private Equity gearbeitet und er hatte das Gefühl, dass er sein kreatives Potenzial in der Finanzbranche nicht ausschöpfen konnte. Er ist irgendwie der ‚King of Memes‘ – die Geschwindigkeit und die Genauigkeit, mit der er Memes entwickelt, ist verrückt.“
Moran ist angetreten, um Litquidity auf den Weg der Monetarisierung zu bringen. Was als Meme-Seite begonnen hat, ist mittlerweile als Werbeplatz gefragt und bietet Podcasts an. Eben erst haben Litquidity und Moran ein einjähriges Sponsoring im Umfang von 1,5 Mio. Dollar mit dem Krypto-Exchange CoinFLEX unterschrieben – eine Erweiterung ihres Audioprodukts „Big Swinging Decks“. „Wir wollen auch in den Bereich DeFi vordringen und die traditionelle Finanzbranche mit DeFi verbinden“, so Moran. „Bisher lag unser Schwerpunkt eher im traditionellen Finanzwesen.“
Jenes traditionelle Finanzwesen ist Moran gut vertraut. Bevor er bei Litquidity anfing, war er Associate bei Lazard und bei Centerview in New York. Bei Centerview war er im Healthcare Team und der Bereich Healthcare M&A hat letztes Jahr enorm geboomt – war Morans Ausstieg (der laut seinem FINRA-Profil im März stattgefunden hat) also vielleicht vorschnell?
Er selbst glaubt das nicht. Wäre er länger geblieben, dann – so Moran – hätte er den Absprung nie geschafft. „Ich dachte, wenn ich irgendwann zum Principal befördert werde, verdiene ich damit mehr als überall sonst und als ich 30 geworden bin, kam ich ins Zweifeln darüber, ob ich meine Talente und Fähigkeiten wirklich gut einsetze.“ Moran hat in der Vergangenheit berichtet, dass er bei Centerview 2020 400.000 Dollar verdient habe. „Ich habe laufend mehr als 100 Stunden in der Woche gearbeitet“, sagt er.
Das Problem waren allerdings nicht die Arbeitszeiten oder das Gehalt. 100-Stunden-Wochen seien qualvoll, aber Centerview hätte sie erträglich gemacht. „Centerview sieht dich nicht als jemanden, der nur kurzzeitig da ist, sondern sie helfen dir zu wachsen und daher setzen sie Leute sehr strategisch auf Gebieten ein, die einen fordern und einem helfen, das eigene Skillset zu erweitern. Bei vielen anderen Arbeitgebern ist das anders. Sie sehen dich als jemanden, der langfristig dabei ist.“
In einer ohnehin gut bezahlenden Branche ist Centerview bekannt dafür, noch besser zu bezahlen als viele (wenn nicht sogar alle) der Konkurrenten. Centerview macht keine Angaben zu Gehältern, hat aber bis März 2021 42 Beschäftigte in UK gehabt, denen man eine Gesamtsumme von 12,3 Mio. Pfund bezahlt hat – oder 294.000 Pfund pro Kopf. Im selben Zeitraum verdiente der durchschnittliche Partner in UK 3 Mio. Pfund, der bestbezahlteste Partner sogar 6,6 Mio. Pfund. Die Zahlen sind noch eindrücklicher, wenn man bedenkt, dass Centerview fast komplett in bar bezahlt und Beschäftigte an den Umsätzen, die sie erwirtschaftet haben, beteiligt werden. Centerview klingt außerdem nach einem tollen Arbeitsplatz. Die Führungskräfte hätten sich immer Elfen-Hüte aufgesetzt, um die Boni zu verkünden, erklärt Moran. „Es war wie Weihnachten“, sagt er.
Moran hat zunächst bei Centerview aufgehört, um an der Reality-TV Show FBOY Island teilzunehmen. Die Idee sei ihm gekommen, nachdem ein Kollege vorgeschlagen habe, dass er doch mal über eine TV-Karriere nachdenken solle. Zuerst seien die meisten bei Centerview skeptisch gewesen. Jetzt hätten sie es verkraftet, so Moran. „Jetzt sagen mir Leute, ‘Wir dachten du bist verrückt, weil du bei einer Reality-TV-Show mitmachst und jetzt merken wir, dass es total viel Sinn gemacht hat‘.“
Was Moran und Litquidity tun, geht über reine Memes hinaus. Neben dem Podcast betreiben sie einen Venture Investment-Zweig. Sie machen Vor-Ort-Events („Hamptons Partys“), Bildungsmaterial und einen Service für Banker, die ins Private Equity wechseln. Sie sehen sich selbst als authentische Stimme in einer Hochglanz-Branche. Nachdem man sich dafür eingesetzt hat, dass Junior-Banker mehr Geld kriegen sollen, ist der nächste Schritt die Forderung nach weniger Überstunden. In Planung ist auch, Frauen eine Stimme zu geben: Ein mysteriöser weiblicher Neuzugang soll demnächst einen Podcast namens „Big Swinging Divas“ machen.
Mit 30 Jahren und abseits des traditionellen Finanzwesens fühlt sich Moran pudelwohl – auch wenn er die Chance auf den größten Geldregen in der Geschichte der Junior Banker nun gerade verpasst hat. Im Leben geht es, so glaubt er, nicht nur um Geld. „Es gab einen Tag, da bin ich am Wochenende ins Büro gekommen und habe dort zwei Partner angetroffen, die im Jahr davor über 15 Mio. Dollar verdient haben und ich dachte mir, dass sie wahrscheinlich nur darum da sind, weil sie ihre Frauen hassen – und sie von ihren Frauen gehasst werden.“
Wirft er manchmal einen Blick auf die Vorläufer von Litquidity und fragt sich, ob sich alles irgendwann in Luft auflöst? Liar's Poker ist nach wie vor da, aber die Verfasser von „Monkey Business“ und „Damn it Feels Good to be a Banker“ sind weitgehend in Vergessenheit geraten und der Mann hinter „Wall Street Elevator“ verkauft heute Strümpfe. Moran sagt, er mache sich keine Sorgen. „Das ist der perfekte Zeitpunkt, um das zu machen. Es ist wie Ghandi sagt – erst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“
Vielleicht erfahren wir bald schon, wer das Gesicht hinter Litquidity ist. Moran berichtet, dass es auf einer Hampton-Party im Sommer einen „big reveal“ geben soll – was genau, bleibt allerdings im Dunkeln.
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