Warum ich bei J.P. Morgan gekündigt habe, um Lebens- und Beziehungs-Coach zu werden
Bei Manj Bahra läuft es rund: Seitdem er im Juli 2021 bei J.P. Morgan aufgehört hat, hat er abgenommen, Muskeln aufgebaut, geheiratet und hat von überall auf der Welt aus gearbeitet. So war Bahra in den letzten zehn Monaten in Dubai, Barcelona, Amsterdam, Las Vegas und Japan. „Wenn man selbstständig ist, kann man sich aussuchen, von wo aus man arbeitet. Das war ein echter Augenöffner für mich“, gibt er zu.
Bahra war direkt nach dem Studium an der UCL zu J.P. Morgan in London gegangen und hat dort die letzten acht Jahre verbracht – was er jetzt erlebt, ist etwas ganz anderes. Nach eigenen Angaben gehört Bahra zu den Leuten, die infolge der Pandemie ihre Kündigung eingereicht haben. Er sagt, dass die Corona-Pandemie eine Offenbarung für ihn gewesen sei: Sie habe ihm klar gemacht, dass alles passieren kann. Und sie habe ihm auch klar gemacht, dass er seinen Job als Product Manager am Rates Desk bei J.P. Morgan nicht besonders mochte. Es sei nicht das gewesen, was er machen wollte. „Ich habe meinen Job als Product Manager einfach nicht als erfüllend erlebt“, erklärt er.
Vordergründig scheint ein Job als Product Manager eine spannende Tätigkeit zu sein. „Als Product Manager waren wir für die Trading-App zuständig“, sagt Bahra über seine Stelle bei J.P. Morgan. „Wir haben mit den Kunden geredet und eine Vision für das Produkt, das sie haben wollten, entworfen. Und diese Vision haben wir dann umgesetzt.“ Im Product-Bereich kann man alle möglichen Stellen haben, nicht nur in der Finanzbranche. „Als Product Manager hätte ich mich überall hin bewerben können. – Als Product Manager hätte ich zu Amazon oder Google wechseln können“, sagt er rückblickend. Stattdessen entschied er sich für etwas völlig Neues.
Wie Lucy Puttergill, ehemalige VP of Delta Sales in London, hat Bahra das Bankwesen hinter sich gelassen, um in die Welt des Coachings zu gehen. „Mein eigentlicher Wunsch ist es, anderen Menschen zu helfen“, erklärt er. „Der schönste Job, den ich im Bankwesen hatte, war die Arbeit im Support für das Futures Desk. Ich konnte Menschen halfen und habe das Adrenalin gespürt, das sich aus der Nähe zu den Finanzmärkten ergab. Es war toll.“
Als Puttergill 2020 bei J.P. Morgan kündigte, schrieb sie einen Medium-Post über ihre Beweggründe. Puttergill schrieb, dass sie unter dem Imposter-Syndrom leide und dass prestigeträchtige Bankingjobs es ihr ermöglicht hätten, ihre Unsicherheit zu überdecken, und dass sie – genau wie Bahra – in der Branche einfach nicht glücklich sei.
Auch Bahra ist auf Medium aktiv und hat dort knapp 4.000 Follower. In einem Beitrag aus dem August 2021 beschrieb er seinen Arbeitsalltag im Banking als „brutal“ und unerfüllend. Nach der Coaching-Ausbildung hat er jetzt eine ganz neue Nische gefunden: Er hilft Menschen, mit Beziehungsproblemen, unerwiderter Liebe und immer wieder neuem Liebeskummer umzugehen. Herzschmerz biete die Möglichkeit zur Veränderung, sagt Bahra. Allzu oft seien Menschen sowohl im Beruf als auch in ihren Beziehungen schlicht auf der Suche nach Bestätigung von außen. Wenn man sich mit diesen beiden Dingen auseinandersetzt, muss man neu für sich bewerten, was man wirklich vom Leben will.
Bei J.P. Morgan habe er, sagt Bahra, 150.000 Dollar verdient, aber darum gehe es nicht: „Wenn man keine Erfüllung in einem Job findet, ist es auch das Geld nicht unbedingt wert.“
Mittlerweile coacht Bahra seine Klienten (darunter auch Leute aus der Finanzbranche) über Zoom. Einige haben Beziehungsprobleme, andere wollen einfach etwas anderes machen. Im letzteren Fall, sagt er, begleitet er seine Klienten durch drei Schritte. „Sie müssen sich darüber klar werden, was für eine Art von Leben sie führen wollen (es geht darum, wo man sein will – und nicht nur darum, wo man nicht sein will). Man muss über die Einstellung nachdenken, die es dazu braucht, dieses Ziel zu erreichen (was hält einen zurück und hindert einen daran, voranzukommen?). Und dann muss man überlegen, was für Maßnahmen erforderlich sind. Es geht darum, kleine Schritte zu machen und die Vision wahr werden zu lassen.“
Ein Jahr nach seinem Ausscheiden bei J.P. Morgan verdient Bahra nach eigenen Angaben wieder genau so viel wie als Banker (vielleicht sogar inklusive Bonus) und ist einen Job los, der ihm nicht wirklich Spaß gemacht hat. „Es war einfach nichts für mich. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass ich sehr gut darin bin“, gesteht er. „Neue Produkte zu entwickeln, motiviert mich nicht!“
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