„Ich finde, dass Beratung und Physik viele Parallelen haben“
Andreas ist Senior Associate bei KPMG in Karlsruhe und spezialisiert auf die Beratung von Banken- und Versicherungen mit digitalem Geschäftsmodell. Gemeinsam mit seinem Team unterstützt er Kundinnen und Kunden aus der Finanzbranche, etwa wenn es darum geht, eine Banklizenz zu beantragen. Dass er einmal FinTechs beraten würde, war im Fall von Andreas keineswegs klar, denn: bis vor Kurzem war der promovierte Physiker in der Wissenschaft tätig. Wie es zum Wechsel in die Beratung kam und warum er als „Quereinsteiger“ bei KPMG kein Einzelfall ist, erklärt er im Interview.
Andreas, bist du als Physiker bei KPMG ein Exot?
Ja, genau das hatte ich erwartet, als ich vor einem halben Jahr bei KPMG angefangen habe – ich dachte, dass ich die große Ausnahme sei und nur von BWLern umgeben wäre. Aber dann stellte sich heraus, dass mein Team fast nur aus MINTlern bestand und die Hälfte der Leute auch promoviert hatte. Ich war also von Anfang an in vertrauter Gesellschaft!
Wie kam es dazu, dass du deine Stelle als Wissenschaftler am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verlassen hast und zu KPMG gekommen bist?
Ich habe schon während meiner Promotion festgestellt, dass es mir großen Spaß macht, im Team mit anderen zu arbeiten. Masterarbeiten zu betreuen oder Praktikant:innen anzuleiten, war etwas, das mich sehr erfüllt hat. Außerdem habe ich mich in der Wissenschaftskommunikation engagiert: Die komplexen Dinge, mit denen wir uns in der physikalischen Grundlagenforschung beschäftigt haben, allgemein verständlich zu erklären – das hat mir viel Freude gemacht. So bin ich beispielsweise auch mal vom KiKA interviewt worden und habe erklärt, was Unsichtbarkeit bedeutet und wie man sich im Nebel verstecken kann. Kurzum: Ich habe gemerkt, dass meine besten Arbeitstage, die waren, an denen ich viel mit anderen Menschen zu tun hatte.
Warum hast du dich für die Beratung entschieden?
Ich finde, dass Beratung und Physik viele Parallelen haben: Man beschäftigt sich mit einem bestimmten Problem und analysiert dann: Über wie viele Dimensionen ist das Problem aufgebaut? Wie interagieren die einzelnen Elemente? Und in welche Richtung kann man optimieren? Nach fünf Jahren in der Wissenschaft hatte ich Lust, etwas anderes zu machen und mich in eine neue Richtung zu entwickeln. Darum habe ich mich auf eine allgemeine Stellenausschreibung beworben, in der Leute mit MINT-Hintergrund gesucht wurden.
Was genau ist deine Tätigkeit?
Ich bin Teil eines sechs-köpfigen „Bankgründungs“-Teams im Bereich Risk and Treasury, das Kunden aus der Finanzbranche berät. Wir begleiten beispielsweise FinTechs, die bei der BaFin eine Banklizenz beantragen – und mein Team kümmert sich um den Risikoteil. Zusammen mit dem Mandanten oder der Mandantin untersuchen wir, welche potenziellen Risiken sich aus dem geplanten Geschäftsmodell ergeben und wie man mit diesen umgehen kann. Unsere Ergebnisse gehen dann in den Lizenzantrag ein.
Das scheint von MINT-Themen weit entfernt zu sein…
(lacht) Ja, und genau das macht mir Spaß! Ich freue mich, raus aus meiner Physik-Bubble zu kommen. Und gleichzeitig ist die Herangehensweise genau die gleiche, die ich aus der Wissenschaft kenne. Es gibt ein komplexes Problem und ich überlege: Wie kann ich das strukturieren? Was für Unterkategorien gibt es? Und kann ich das allein lösen oder brauche ich Hilfe? Mein Eindruck ist: Wer eine Promotion hinbekommen hat, bringt für die Beratung ein gutes Handwerkszeug mit.
Wie hast Du deine ersten sechs Monate bei KPMG erlebt?
Ich hatte zu Beginn natürlich die gängigen Klischees im Kopf, wonach es in der Beratung nur um Power-Point-Präsentationen geht, viel geredet, aber nur wenig bewegt wird, die Arbeitszeiten brutal sind und ein gnadenloser Konkurrenzkampf herrscht. Ich war gespannt, ob sich das bewahrheiten würde. Und ich kann sagen: Ich erlebe es komplett anders. Schon in der ersten Woche habe ich zu meiner Freundin gesagt, dass die Menschen hier wirklich toll sind. Vor allem aber ist mir aufgefallen, dass ich mit KPMG einen Arbeitgeber habe, der viel Wert darauflegt, dass es seinen Mitarbeitenden gut geht. Das beginnt bei der Ausstattung mit Laptop und iPhone, geht über den IT-Support, der unglaublich schnell und kompetent ist, und reicht bis zur persönlichen Begleitung während des Onboardings und vielen Feedbackgesprächen.
Das klingt so, als ob die Unternehmenskultur sich recht deutlich vom Hochschulbetrieb unterscheidet.
Ja, das ist so. Hier bei KPMG herrscht ein anderes Tempo, eine andere Taktung: Es geht darum, sich die eigene Zeit effizient einzuteilen, Prioritäten zu setzen und Dinge voranzutreiben. Viel Wert wird auf das Miteinander gelegt, ich habe das Gefühl, dass meine Führungskräfte mich wirklich wahrnehmen, mir wertvolles Feedback geben, mich loben und mich dabei unterstützen, mich weiterzuentwickeln. Wer hier Personalverantwortung übernimmt, wird gezielt darauf vorbereitet und kann entsprechende Kompetenzen entwickeln.
Wenn du von ehemaligen Uni-Kollegen und -Kollegininnen nach deinem neuen Job gefragt wirst, was antwortest du?
Für mich war der Wechsel die richtige Entscheidung. Ich habe bei KPMG mit unterschiedlichsten Kundinnen und Kunden zu tun, erlebe eine enorme Vielfalt an Projekten und lerne, mit Deadlines umzugehen. Und gleichzeitig kann ich im Home Office arbeiten – und wenn mal Überstunden anfallen, gibt es dafür Freizeitausgleich. Außerdem sehe ich, dass auch Führungskräfte abends das Handy ausschalten – und dass man auch mal drei Wochen Urlaub nehmen kann. Dann fahre ich mit meinem Feuerwehrauto, das ich zu einem Camper ausgebaut habe und an dem ich immer noch herumschraube durch die Weltgeschichte. Das macht Riesenspaß und ist ein toller Kontrast zur Schreibtischarbeit. Nächste Woche geht’s damit voraussichtlich für drei Wochen nach Slowenien in den Urlaub.