Wie Du einen Job bei einer M&A-Boutique in Deutschland bekommst
Unser neuer Gastautor hat in Deutschland Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet nun bei einer Boutique, nachdem er vorher bei einer internationalen Großbank beschäftigt war.
Wenn Du jemanden bei einer Großbank fragst, wird er antworten, dass es das Beste ist, bei einem solchen „Bulge Bracket“ zu arbeiten. Wenn Du jedoch jemanden bei einer Boutique fragst, wird er sagen, dass nur Boutiquen in Frage kommen. Doch was ist richtig?
Es gibt Persönlichkeiten für Boutiquen, genauso wie es auch Persönlichkeiten für „Bulge Brackets“ gibt
Ein Freund, der von einer Großbank zu einer Boutique gewechselt ist, hat Boutiquen einmal als einen „tailored suit“ (Maßanzug) bezeichnet. Während Großbanken häufig das ganze Sortiment an Produkten anbieten und viel sinnlose „Pitches“ anfertigen, arbeiten Boutiquen häufig sehr viel fokussierter an Projekten, die Umsatz bringen. Häufig hat man den Eindruck, dass Leute insbesondere wegen des großen Namens zu einer „Bulge Bracket“ gehen - dabei sollte man sich Gedanken machen, was eher der eigenen Motivation entspricht.
Boutiquen sind eventuell nicht kompetitiver, aber selektiver
Tatsächlich geht es bei Boutiquen deutlich unternehmerischer als bei „Bulge Brackets“ zu. Wenn Du bei einer Boutique ein Vorstellungsgespräch hast, wirst Du immer hören, dass Mitarbeiter von Boutiquen viel selektiver ausgesucht werden müssen als „Bulge Bracket“-Banker, denn Boutiquen bieten neben der Beratung keine anderen Produkte an. Deshalb sind sie darauf angewiesen Top-Mitarbeiter für das eine Produkt auszuwählen. Dabei bemisst sich die Qualität von Boutique-Mitarbeitern daran, wie „hands on“ sie sind. Bei kleineren Boutiquen gibt es oft keine formalen Trainings, weshalb die Mitarbeiter bereits wissen müssen, wie die Dinge ausgeführt werden.
Es gibt solche und solche Boutiquen
Während es bei einer Elite-Boutique oft ähnlich anstrengend wie bei einem „Bulge Bracket“ zugeht, kann die Arbeit bei kleineren Boutiquen sehr viel angenehmer ausfallen, was die Arbeitszeiten und den Umgang unter den Kollegen betrifft.
Bei kleineren Boutiquen fällt überdies der Einstieg leichter als bei den Großbanken. Dies liegt u. a. daran, dass Boutiquen viel mehr Praktikanten benötigen, da sie manchmal keine strengen HR-Teams besitzen und deshalb weniger an Strukturen gebunden sind und unternehmerischer operieren.
Wie bekommt man einen Praktikumsplatz bei einer Boutique?
Erste Erfahrungen in vergleichbaren Bereichen gesammelt zu haben, ist sicherlich ratsam. Dazu zählen Audit oder Ähnliches bei den Big Four oder anderen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, in denen Beratung einen großen Anteil ausmacht.
Sobald man ein erstes Praktikum bei einer kleineren Boutique absolviert hat, kann man sich auch bei den Eliteboutiquen bewerben.
Die Bewerbung erfolgt häufig über die Website. Man sollte sich eine gute Argumentation zurechtlegen, warum man für eine Boutique und nicht für ein „Bulge Bracket“ arbeiten möchte. Gründe könnten lauten: „Die Beratung steht im Vordergrund“ oder „Die Bedeutung von M&A ist 100 Prozent, während sie bei ‚Bulge Brackets‘ häufig nur einen kleinen Anteil am Gesamtumsatz ausmacht“.
Man merkt bei all den Unterschieden zwischen den Boutiquen recht schnell, dass sich kleinere und größere Boutiquen meist nur an Logo, Dealgröße und Arbeitsatmosphäre unterscheiden. Ansonsten ist es ziemlich ähnlich.
Lio Tischner ist ein pseudonym.
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