„Die Einschnitte bei den Reisekosten der Deutschen Bank machen überhaupt keinen Sinn“
Der Sommer ist vorbei und bei der Deutschen Bank sind alle zurück, um sich in die Arbeit zu stürzen. Nach den Unsicherheiten und den Einsparungen des Sommers wollen wir zu den Kunden gehen und Geschäft hereinholen. Allerdings können wird das gar nicht, weil wir kaum noch reisen dürfen.
Das ist schon verrückt. Auf der einen Seite versichert das Management, es wolle auch weiter Erträge generieren und unsere Dienstleistungen verkaufen. Andererseits wollen sie nicht, dass wir reisen. Das kann einfach nicht funktionieren. Eines von beiden muss aufgegeben werden.
Sie scheinen zu übersehen, dass die Leute aus dem Front Office die Botschafter des Unternehmens sind. Wenn ich einem Kunden erzähle, ich kann ihn zum Besprechen einer Transaktion nicht besuchen, weil unser Vorstandschef ein Kostensenkungsversprechen abgegeben hat, was wird der Kunde dann wohl tun? Wenn ich bei ihm nicht persönlich erscheine, wird er denken, dass entweder die Deutsche Bank oder ich selbst kein Interesse daran haben. Und offen gesagt: Damit liegt er sogar richtig.
Niemals war der Spruch „sei sparsam im Kleinen und verschwenderisch im Großen“ treffender. Diese Managemententscheidung dokumentiert lediglich, wie wenig es vom Investment Banking versteht. Statt die Reisekosten zusammenzustreichen, sollten sie dem Front Office positive Anreize setzen, den Kunden den Hof zu machen. Wenn wir die Erträge steigern wollen, müssen wir zeigen, dass die Deutsche Bank erstens über gute Ideen verfügt und zweitens, dass wir an Geschäft mit ihnen interessiert sind. Mit dem Kürzen der Reisekosten erreicht man keines von beidem.
Damit will ich nicht die Frivolitäten gutheißen, die teilweise in der Vergangenheit vorgekommen sind. Der (ehemalige) Kollege, der 30.000 Pfund (34.000 Euro) für Taxifahrten ausgab, hat wirklich über die Strenge geschlagen. Doch nicht alle sollten für die Verfehlungen weniger büßen.
Ich hege keine Zweifel daran, dass es sich um einen Schuss in den eigenen Fuß handelt und dass dies auf uns zurückfallen wird. Unterdessen möchte ich einen eigenen Vorschlag zur Kosteneinsparung unterbreiten: Verbieten Sie die internen Dienstreisen. Die Deutsche Bank ist voller Führungskräfte, die ich niemals mit zu einem Kunden nehmen würde und die ihre Zeit damit verbringen, zu internen Meetings nach London, New York, Singapur und Dubai zu reisen. Dabei handelt es sich um die wahren Kostentreiber. Sie lieben diese Dienstreisen, weil sie die einzige Chance für sie darstellen, einmal aus dem Büro herauszukommen. Einen faulen, aber politisch gut verbundenen Manager mit einer Gesamtvergütung von 3 Mio. Euro im Jahr vor die Tür zu setzen, würde weitaus mehr Geld einsparen als an den Reisekosten der Leute zu sparen, die tatsächlich das Geld hereinholen.
Außerdem würden wir dann nicht ganz nebenbei wirtschaftlich aufs Abstellgleis gestellt. Während wir uns hier gegenseitig auf die Füße treten, verursachen wir der Bank horrende Kosten.
Meines Erachtens haben das weder Vorstandschef Christian Sewing, Finanzchef James von Moltke noch Chief Operating Office Frank Kuhnke richtig durchgedacht. Falls sie nach einer Möglichkeit suchen, die Bank langsam abzuwickeln, dann sind sie bei den Einschnitten bei den Reisekosten richtig. Auf diese Weise lässt sich kein Wachstum erzielen.
Brian Ortiz ist das Pseudonym eines Managing Directors aus der Investment Banking Division der Deutschen Bank.