„Tränen im Foyer“: Traurige Szenen bei Nomura
„Es war ein Blutbad“, erzählt ein Managing Director (MD), der seinen Job behalten hat. „In der Lobby waren zur gleichen Zeit 20 Leute. Allen wurden ihre persönlichen Gegenstände in Kartons gebracht. Anschließend wurden sie von der Security vor die Tür begleitet. Es gab auch Tränen bei Leuten, die bei der Bank zehn Jahre lang gearbeitet haben und denen nicht erlaubt wurde, an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren. Stattdessen wurden sie direkt nach unten geschickt.“ Nur einen Tag, nachdem die japanische Investmentbank empfindliche Einsparungen in ihrem Europageschäft angekündigt hatte, folgten in London auch schon Taten.
Abgesehen von der Deutschen Bank gehört es zum Standardvorgehen, Trader sofort vor die Tür zu setzen, sobald ihnen gekündigt wurde. Das Risiko, enttäuschten Mitarbeitern den Zugriff auf die Trading-Systeme zu erlauben, erscheint einfach als zu hoch. Von daher stellt Nomuras gestrige Vorgehen keine Überraschung dar. Es hätte schlimmer kommen können. Als die UBS 2012 etwa 10.000 Stellen abbaute, erfuhren einige betroffene Mitarbeiter erst von ihrer Kündigung, als ihre Unternehmensausweise nicht mehr funktionierten. Die meisten verbrachten ihren restlichen Tag in den Pubs rund um Broadgate, wo die Bank in London ihren Sitz hat.
Obgleich der Begriff „Blutbad“ für die Szenen rund um die Nomura-Büros im Londoner Angel Court gerne gebraucht wird, lassen sich davon nicht alle beunruhigen. „Es ist doch immer das gleiche: Einige Leute weinen, einige Leute sind glücklich und manche zeigen sich unbeeindruckt“, erzählt ein anderer MD. Aus seiner Sicht habe alles ruhig gewirkt.
Laut einem Director der Bank scheint Nomura die Betroffenen sorgfältig ausgewählt zu haben, obgleich sich darunter auch einige Leute befunden hätten, die die Bank erst kürzlich eingestellt hatte. Ein Insider berichtet, dass die jüngeren Mitglieder seines Teams verschont worden wären. Ein anderer wiederum berichtet, dass auch Juniors vor die Tür gesetzt worden wären. „Das wird unser Leben in Zukunft nicht einfacher machen“, kommentiert er.
Einige der Verschonten äußerten sogar verhaltenen Neid auf die Betroffenen. „Zumindest haben Sie den Sommer frei und bekommen Arbeitslosengeld“, erzählt einer. Bei Nomura stehen die Bonuszahlungen noch aus und wenn sie im nächsten Monat ausbezahlt werden, dann werden sie wahrscheinlich noch enttäuschender als im vergangenen Jahr ausfallen. „Viele von uns erwarten nicht viel“, meint der Director.
Unterdessen wollte Nomura keine Stellungnahme abgeben.