Die Feel-Good-Zukunft der Deutschen Bank
Ein Jahr – und ein Plus von mehr als 40 Prozent im Aktienkurs – machen einen großen Unterschied: Auf dem Investor Day der Deutschen Bank betrat CEO Christian Sewing die virtuelle Bühne mit neuem Schwung und konnte die Investoren und Analysten, die „unsere Fähigkeit in Frage gestellt haben“ eines Besseren belehren. Im Großen und Ganzen scheint man die im letzten Jahr gesteckten Ziele zu erreichen und die Kapital-Schwierigkeiten der Vergangenheit langsam hinter sich zu lassen.
Noch bemerkenswerter – und interessanterweise sogar prominent im Auftaktvortrag erwähnt – ist, dass einer der wichtigsten Erfolgsindikatoren des Managements die Stimmung der Mitarbeiter im Front Office ist. So formulierte Sewing etwas euphemistisch, es sei „kein Geheimnis, dass die Stimmung bei der Deutschen Bank eine Zeit lang gelitten“ habe – das Resultat eines scheinbar endlosen Kreislaufs aus schwachen Ergebnissen, unterdurchschnittlicher Vergütung und Personalfluktuation. Mit der Schließung von einigen schwächelnden Geschäftsbereichen hat sich das Blatt nun deutlich gewendet.
In einer Mitarbeiterbefragung gaben 69 Prozent der Deutsche-Bank-Angestellten an, dass sie sich „der Bank verpflichtet fühlen“, ein Anstieg um 11 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. 76 Prozent fühlen sich „in der Lage, ihre Aufgaben zu bewältigen“ und 87 Prozent „stehen hinter der Strategie“, ein Plus von 10 Prozentpunkten. Ein Grund, sich auf dem Erreichten auszuruhen ist das nicht, denn noch immer trägt einer von zehn Mitarbeitern die Strategie nicht mit, fühlt sich der Bank nicht verpflichtet und ist nicht in der Lage, seinen Job zu bewältigen. Und dennoch, so Sewing, sei dies das beste Ergebnis seit 2012.
Die Deutsche Bank ist aus der Negativspirale ausgebrochen und hat nun die Chance, diese ins Positive umzukehren.
Zu den Grundregeln des Investmentbankings gehört das Paradigma, dass nichts so erfolgreich macht wie Erfolg. Der Gewinn von Marktanteilen führt zu höheren Boni und sorgt dafür, dass es allen besser geht. Zufriedene Banker und Trader führen mehr Kundengespräche, diese tragen in der Regel auch mehr Früchte. Der Gewinn von Marktanteilen bei einem großen Kunden erhöht die eigene Glaubwürdigkeit und hilft, weitere Kunden zu überzeugen. Wie der Head of Investment Banking Mark Fedorcik in seinem Vortrag ausführte, habe die Deutsche Bank hat ihren Marktanteil in den Bereichen Origination und Advisory vor allem dank eines phänomenalen zweiten Quartals ausgebaut, die MD-Call-Rate um 55 Prozent und ihren Marktanteil bei „Platin-Kunden“ um 22 Prozent gesteigert. Fedorcik betonte, dass die „gesamte Ertrags-Outperformance“ der Bank in diesem Jahr außerhalb der volatilsten drei Monate des Jahres stattgefunden habe.
Zwar rückt ein Blick in die Fußnoten diese Aussage in ein etwas anderes Licht („ohne A-Aktien“, „nur Leveraged Loans“, eine „10-prozentige Reduzierung der Anzahl der Platin-Kunden“, um „das Coverage-Universe zu fokussieren“) – dies ist allerdings erwartbar, wenn man bedenkt, dass ein Investmentbanking-Chef vor allem zwei Aufgaben hat: Er muss dafür sorgen, dass seine Leute gut verdienen und ihnen das Gefühl geben, dass man gemeinsam auf der Gewinnerspur ist. Für die Deutsche Bank ist es offenbar entscheidend, dass die Investmentbank und insbesondere der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren weiterhin erfolgreich sind, die Stärke in diesem Bereich soll den anhaltenden Gegenwind durch die niedrigen Zinsen in den „hochqualitativen“ Geschäftsbereichen Zahlungsverkehr und im Filialgeschäft ausgleichen.
Gemäß den Antworten von Herrn Christian Sewing auf Nachfragen sind die gestiegenen Erwartungen nicht wirklich das Resultat von mehr Optimismus, sondern haben eher damit zu tun, dass man von Seiten des Managements das Filialgeschäft vor einem Jahr „unterschätzt“ und den negativen Halo-Effekt des Ausstiegs aus dem Aktiengeschäft „überschätzt“ habe. Heute wartet die Deutsche Bank mit wieder erstarktem Selbstbewusstsein mit einem durchschnittlichen Ertragswachstum von 7 Prozent in der Investmentbank auf. Wer hier keine Glücksgefühle bekommt, hat entweder ein Problem mit seinen Dopaminrezeptoren oder arbeitet bei BNP Paribas, wo unlängst sogar ein CAGR von 4,5 Prozent noch übertrieben optimistisch erschien.
Wer nun auf der Erfolgswelle bei der Deutschen Bank mitsurfen will, kann sich freuen: Die Bank plant Neueinstellungen rund um Kunden in den Bereichen Gesundheitswesen, Industrials, Consumer und Technology Media and Telecom. Und wer weiß, vielleicht könnte es auch Jobs im amerikanischen Flow-Credit-Geschäft geben.
Ganz generell lautete die Botschaft des Tages, dass die Investmentbank der Deutschen Bank mehr oder weniger die richtige Größe hat. Nun gilt es, aus der bestehenden Belegschaft mehr Ertragseffizienz herauszuholen. Um die Mitarbeiter bei der Stange zu halten, muss die Deutsche Bank allerdings dafür sorgen, dass diese sich wohlfühlen. Good luck!
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