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GASTBEITRAG: Was ein Hedgefonds-Trader den ganzen Tag so treibt

Wenn Ihnen jemand erzählt, er sei Trader bei einem Hedgefonds, sind Sie dann beeindruckt? Wahrscheinlich. Doch Hedgefonds-Trader sind längst nicht so wichtig, wie viele Leute denken. Bei den Investmentbanken, der sogenannten Sell-Side, befinden sich die Trader tatsächlich an der Spitze der Nahrungskette. Doch die Trader von Asset Managern, der sogenannten Buy-Side, entscheiden keinesfalls, wo das Risikokapital investiert wird.

Stattdessen werden die Entscheidungen entweder von einem Portfoliomanager aus Fleisch und Blut oder aber immer öfter von digitalisierten Trading-Strategien getroffen. Hedgefonds-Tradern obliegt schlicht die Ausführung, die sogenannten Execution, weshalb sie auch als Execution-Trader bezeichnet werden. Ihre Aufgabe besteht darin, diejenigen Trades auszuführen, die ihnen von ihren menschlichen oder digitalen Herren vorgeschrieben werden. Wenn beispielsweise ein Portfoliomanager oder der Computer entscheiden, dass der Fonds seine Position in Uber bis zum Handelsende um 20 Prozent abbauen soll, dann muss der Execution-Trader sicherstellen, dass die Aktien bis zum Ende des Handelstages zum bestmöglichen Kurs verkauft werden.

Da sie kaum Einfluss auf den Gewinn haben, machen sie einen undankbaren Job. Darüber hinaus sind sie auch noch im Vergleich zu den Portfoliomanagern der Hedgefonds unterbezahlt. Angesichts des Geredes über superschnelle, vollautomatische Trading-Algorithmen mag es überraschen, dass es überhaupt noch Menschen mit einer derart banalen Aufgabe gibt. Tatsächlich stellen Execution-Trader aber immer noch einen vitalen Teil vieler Hedgefonds dar.

Zunächst lassen sich viele Trades kaum automatisieren. Nicht alle Produkte werden auf Märkten gehandelt, die über automatische API-Schnittstellen angebunden sind. Einiger Handel findet immer noch über manuellen Schnittstellen, Bloomberg-Messaging oder sogar über das gute alte Telefon statt.

Für einen kleinen Fonds oder für einen, der gerade angefangen hat, mag es unklug oder zu teuer sein, automatisierte Handelssysteme zu verwenden. Einen Code zu schreiben, der robust genug ist, um vollautomatisch zu traden, stellt keine leichte Aufgabe dar. Im Vergleich zu der Zeit, die für die Optimierung der Tradings-Strategien aufgewendet werden muss, lohnt sich das kaum. Ich kenne verschiedene relativ große Hedgefonds mit systematischen Trading-Strategien, die ihre Positionen vollautomatisch generieren, aber bei der Ausführung auf Execution-Trader setzen.

Sicherlich versuchen die meisten Fonds ihre Trades zu automatisieren, doch Execution-Trader üben auch noch andere wichtige Aufgaben jenseits des eigentlichen Tradings aus. So können Execution-Trader den Portfoliomanagern und den Entwicklern der Trading-Strategien helfen. Schließlich stehen sie im engen Kontakt mit den Märkten und erhalten wertvolle Einblicke und kennen die Stimmung an den Märkten. Trader aus Fleisch und Blut können sich auch bei der Einhaltung regulatorischer Standards nützlich machen wie z.B. beim zeitlich begrenzten Verbot von Leerverkäufen oder bei der Pflicht zur besten Ausführung nach MiFID II.

Bei einem systematischen Trading-Ansatz ist dieser Job sogar noch wichtiger, wo die Entwickler der Strategien oft keinen Background in Finance, sondern Promotionen in Mathematik oder Physik mitbringen, aber keine Erfahrung mit den Märkten. Erfahrene Trader können dafür sorgen, dass ihre Trading-Strategien nichts Unmögliches oder Verrücktes machen.

Große Erfahrung mit Märkten kann den Entwicklern der Trading-Strategien auch bei der Optimierung ihrer Algorithmen helfen. Auf lange Sicht werden also weniger Execution-Trader gebraucht, weshalb Hedgefonds-Manager für die verbleibenden attraktiv bleiben sollten.

Fonds ohne eigene Trading-Algorithmen können den Job von Execution-Tradern an Banken oder spezialisierte Unternehmen wie Quantitative Brokers auslagern. Die Execution-Trader sind dabei oft am besten dafür geeignet, die Beziehung zu pflegen und sicherzustellen, dass der Fonds einen guten Service erhält.

Aufgrund der verschiedenen Marktzugänge – interne oder externe Trader, eigene oder externe Algorithmen – muss auf die die richtigen Benchmarks geachtet werden, damit alles korrekt abläuft. Das funktioniert am besten, wenn man Äpfel mit Äpfeln vergleicht. Daher kann es Sinn machen, die Orders nach dem Zufallsprinzip verschiedenen Marktzugängen zuzuweisen, selbst wenn das suboptimal ist. Möglicherweise performt Ihr interner Algorithmus beim Trading des S&P 500 besser als eine menschlicher Trader, dennoch sollten sie vielleicht 10 Prozent manuell traden lassen.

Das hilft nicht nur beim Prüfen, wie gut Ihr Algorithmus ist, sondern es ist überaus nützlich, wenn das System einmal zusammenbricht. Ein Pilot, der nur mit dem Autopilot fliegt, verliert die Fähigkeit, in einem Notfall die Maschine manuell zu steuern. Daher müssen Piloten regelmäßig die Maschinen auch auf die traditionelle Weise fliegen. Ebenso müssen menschliche Trader auf dem Laufenden bleiben.

Mit dem richtigen Benchmarking können Trader aus Fleisch und Blut auch beweisen, welchen Mehrwert sie im Vergleich zu anderen Möglichkeiten bieten. Allerdings fällt es oft schwer zu bestimmen, ob ein Portfoliomanager tatsächlich ein statistisch relevantes Alpha generiert. Schlechtbezahlte Execution-Trader sollten dies im Kopf behalten, wenn sie ihren nächsten Bonus verhandeln.

Robert Craver hat früher im Investment Banking und Asset Management gearbeitet und mit exotischen Optionen gehandelt. So hat er das Geschäft mit festverzinslichen Anleihen beim Hedgefonds AHL geleitet. Er besitzt Bachelor und Master, aber keinen MBA. Carver ist Autor von „Systematic Trading“ und „Smart Portfolios“.

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AUTORRobert Carver

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