Der Sektor mit der am rasantesten steigenden Vergütungen im deutschen Banking ist…
Obgleich die Branche auch im Jahr zehn nach der Finanzkrise taumelt, gibt es doch einen klaren Gewinner: die sogenannten Kontrollfunktionen. Dazu zählen etwa Compliance, Regulierung und Revision, wo die Gehälter mittlerweile oft horrend ausfallen.
So ließ etwa die JP Morgan (Deutschland) AG für die Mitarbeiter ihrer „Kontrollfunktionen“ 2018 durchschnittlich über 172.000 Euro springen, wie aus dem Vergütungsbericht hervorgeht. In diesen Höhen bewegten sich früher – abgesehen vom Investment Banking – nur höhere Führungspositionen.
Zweitstellige Gehaltssteigerungen sind drin
Obgleich die Bezahlung bei den Amerikanern in Frankfurt besonders üppig ausfällt, wird auch bei typisch deutschen Häusern gut bezahlt. So belief sich die durchschnittliche Bruttogesamtvergütung bei den 78 Mitarbeitern der „unabhängigen Kontrollfunktionen“ der Aareal Bank auf gut 156.000 Euro, immerhin 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Dabei stellt der Wiesbadener Immobilienfinanzierer keinen Einzelfall dar. Bei der Helaba kletterten die Gesamtvergütungen bei diesen Mitarbeitern um 8,2 Prozent auf knapp 97.000 Euro, bei der HypoVereinsbank um 18,1 Prozent auf gut 108.000 Euro und bei der Deutschen Bank sogar um ein Drittel auf knapp 131.000 Euro.
Bei der Deutschen Bank dürfte es sich aber um einen Sonderfall handeln. Während der Konzern noch 2017 fast 13.500 Mitarbeiter zu den Kontrollfunktionen zählte, waren es 2018 keine 5700 mehr. Offenbar wurden einige günstigere Arbeitskräfte einfach anderen Bereichen zugeordnet.
Dennoch waren zweistellige Gehaltszuwächse in Compliance, Regulierung und Revision im vergangenem Jahr eher die Norm. „Die Gehälter ließen sich durchaus um 10 Prozent steigern“, sagt Headhunter und Niederlassungsleiter Marco Hermle von Robert Walters in Frankfurt. „Wie überall, wo die Nachfrage auf ein weitgehend gleiches Angebot trifft, stiegen die Preise“, kommentiert der Headhunter süffisant.
„In der Spitze waren 2018 Gehaltsaufschläge von 20 bis 25 Prozent über den marktgerechtem und nach der Berufserfahrung üblichen Niveau möglich“, berichtet sogar Headhunter Thomas von Ciriacy-Wantrupp von Fricke Finance & Legal in Frankfurt. „Wer also eigentlich 80.000 bis 85.000 Euro verdienen sollte, konnte 95.000 bis 100.000 Euro durchsetzen.“
„Ein Mitarbeiter im Meldewesen mit drei Jahren Berufserfahrung sollte schon zwischen 60.000 bis 65.000 Euro verdienen“, meint Hermle. Bei Tier 1-Banken seien auch 5000 Euro mehr drin. „Heute verdienen Juniors schon so viel wie die Vice Presidents vor drei Jahren.“
Allerdings wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Vielmehr hängen die hohen Gehaltsaufschläge im vergangenen Jahr mit einer Sonderkonjunktur durch den Brexit zusammen. Neben der anhaltend hohen Nachfrage seit der Finanzkrise mussten sich weitere Banken u.a. in Compliance, Regulierung und Revision verstärken.
Dies galt beispielsweise für Auslandsbanken, die wie Jefferies, Standard Chartered, Nomura oder Woori bis Anfang des Jahres eine Banklizenz in Frankfurt erworben haben. „Auch deutsche Banken mussten für zusätzliches Geschäft im Zuge des Brexits in Compliance, Regulierung und Revision einstellen“, erzählt von Ciriacy-Wantrupp. „Selbst etablierte Spieler im Markt haben rekrutiert.“
Doch die Sonderkonjunktur des Brexits scheint zumindest im Middle Office vorbei zu sein. „Die amerikanischen, Schweizer und japanischen Banken sind beim Ausbau ihrer Middle und Back Office-Positionen durch. Das Brexit-Boom ist dort vorbei“, sagt Hermle.
Von Ciriacy-Wantrupp sieht das ganz ähnlich. „Die Superzeit ist spätestens seit dem ersten Quartal vorbei und hat sich auf ein normales Maß verringert.“
Bringt Boris Brexit-Jobs?
Offen bleibt unterdessen, wie viele Front Office-Jobs als Folge des Brexits tatsächlich in Frankfurt ankommen. Da ist bislang wenig passiert. Ab dem 31. Oktober [der aktuellen Brexit-Deadline] steht da bei den Banken alles auf ,hold‘“, sagt Hermle nach dem Gesprächen mit den Personalabteilungen.
Doch mit der Wahl des Brexit-Hardliners Boris Johnson zum neuen Tory-Chef am heutigen Dienstag (23. Juli) stehen die Chancen auf einen neuen Boom an Brexit-Jobs gar so schlecht - doch dieses Mal im Front Office.
Falls Sie eine vertrauliche Nachricht, einen Aufreger oder einen Kommentar loswerden wollen, zögern Sie nicht! Schreiben Sie einfach an Florian Hamann. fhamann@efinancialcareers.com.